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Die Silberne Festung

Die Silberne Festung

Titel: Die Silberne Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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letzten Schutzwall um den 91.000 Tonnen großen Flugzeugträger und seine 3600 Mann Besatzung.
    Verdammt noch mal, dachte Page, warum hast du ein schlechtes Gewissen, wenn du sagst, was du denkst? In seinem Innersten war er der Überzeugung, Ann habe nichts in einer Raumstation verloren, die schon gefährlich genug war, wenn die Russen einmal nicht behaupteten, sie bedrohe die Sowjetunion. Und seit wann war es verboten, sich ein paar Enkel zu wünschen? Ann war sein einziges Kind. Es wäre hübsch, ein paar Enkelkinder um sich zu haben, wenn man in einigen Jahren von der Navy ins Trockendock geschickt wurde.
    Leutnant Cogley trat zu ihm und hielt seinem Kapitän einen Computerausdruck hin. »Meldung aus dem Persischen Golf, Sir.«
    »Ich verlange nicht zuviel, stimmt’s, Cogley? Aber nein, sie muß abhauen und Astronautin spielen. Tolle Sache!«
    »Ihre Tochter, Sir?«
    »Was? Was ist mit meiner Tochter?« Page kehrte mit einem Ruck auf die California zurück, und Cogley ignorierte klugerweise, was der Kapitän eben gemurmelt hatte.
    »Drei Überwassereinheiten der Trägerkampfgruppe Breschnew laufen nach Süden zur Straße von Hormus«, las der Leutnant vor. »Das Space Command glaubt, daß sie den Golf verlassen, um vorzeitig ersetzt zu werden. Der Träger Breschnew selbst bleibt vorerst im Golf. Wir werden ihnen zum Abschied zuwinken können, wenn sie aus dem Golf von Oman auslaufen.«
    Kapitän Page wurde einen Moment lang auf die Worte »Space Command« aufmerksam, aber er stellte keine Querverbindung her, sondern nahm an, Cogley spreche von der Air Force… Diese Düsenjockeys sind alle gleich, stimmt’s? pflegte er zu sagen. »Danke, Cogley. Sorgen Sie dafür, daß es mit den Meldungen weiter so klappt.«
    Dunkle Wolken jagten über den Nachthimmel, aber Page hob den Kopf und sah zum Himmel auf, als könne er den Blick seiner Tochter Ann erwidern.
    »Nun, Tochter, ausnahmsweise bin ich verdammt froh, daß du dort oben in Sicherheit bist…«
Tjuratam, UdSSR
    Zum dritten Mal in dieser Stunde lag Generalmajor Alexander Goworows rechte Hand neben den mit einer Plexiglasabdeckung gesicherten Knöpfen des zentralen Steuerpults. Er überzeugte sich jedesmal davon, daß die Schutzhaube vorschriftsmäßig angebracht war, aber er konnte nicht verhindern, daß seine Hand sich immer wieder auf die drei Knöpfe zubewegte. Langsam, fast ehrfürchtig tippte er die Abdeckung über den Knöpfen an und stellte sich die Folgen vor.
    Knopf eins: Aktivierung eines elektromechanischen Bereitschaftsmechanismus, der einen Start und die Bekämpfung des vom Zielsuchcomputer erfaßten Ziels unter allen Umständen sicherstellte. Selbst wenn durch einen feindlichen Angriff die Stromversorgung des gesamten Startkomplexes ausfallen sollte, konnte der Bordcomputer des Satellitenkillers Gorgo das vorgegebene Ziel selbständig ansteuern. Zugleich löste der Knopfdruck Warnsignale im gesamten Startkomplex aus und bewirkte, daß die Raumfahrtzentrale in Baikonur, der Kreml und mehrere übers Land verteilte Ausweichkontrollstellen automatisch benachrichtigt wurden.
    Knopf zwei: Vollautomatische Startvorbereitungen. Letzter Abgleich des Trägheitsnavigationssystems, endgültige Zieleingabe, Aufklappen der zweiflügligen Stahlabdeckung über dem Raketensilo, Zurückziehen aller Wartungsarme, Trennung aller Kabelverbindungen und Öffnung der beiden je 100 Liter großen Tanks mit Reagenzien für den von Kreiselpumpen unterstützten Mischvorgang vor dem Kaltstart.
    Knopf drei: Start! In einem großen Stahlkessel unter dem Silo vermischten vier Kreiselpumpen Natriumkarbonatschlamm mit Salpetersäure und erzeugten so binnen Sekunden riesige Mengen Stickstoffgas. Der Kessel speicherte dieses Gas, bis sein Druck ein Gigapascal betrug, und leitete den internen Stickstoff dann ins Silo. Das Gas jagte die 22 Tonnen schwere Gorgo fast 20 Meter hoch in die Luft, wo der Triebwerksstrahl das Silo bei der Zündung der ersten Stufe nicht mehr beschädigen konnte. In weniger als einer Viertelstunde war dann die nächste Rakete in Position gebracht und startklar gemacht.
    Goworow glaubte beinahe, die den Flugverlauf wiedergebenden Zahlenreihen auf dem Bildschirm zu sehen. Zuerst die lange Brenndauer der ersten Stufe, während die SAS-10 durch die Erdatmosphäre aufstieg. Dann die schubstarke zweite Stufe, um die Rakete auf Orbitalgeschwindigkeit zu beschleunigen. Danach kurze Lageänderungen und Bahnkorrekturen durch die dritte Stufe.
    Zuletzt: der Zielanflug.

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