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Die silberne Göttin

Die silberne Göttin

Titel: Die silberne Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Rowell
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habe dann noch das Gedicht hinzugefügt."
    Rob räusperte sich und las laut:
     
    "CRAG FORCE
    Oh schimmernder Wasserfall,
    Selbst die Erde spaltet sich durch deine Gewalt.
    Meine armen Sinne werden von deinem Donnern überwältigt,
    Betäubt wie von einem Elfenzauber.
    Mein entzückter Blick wird gefangen gehalten.
    Es ist meine Seele, die das Lösegeld zahlen muss.
    Kann ich es wagen, in dieser Stunde hier auszuruhen,
    Oder werde ich zugrunde gehen, zerschmettert durch deine Kraft?
    Iantha Elizabeth Kethley"
     
    Rob ließ langsam die Mappe in den Schoß sinken und wischte sich eine Träne fort. Dann wandte er sich ihr, die ihn ängstlich anblickte, zu. "Das ist schön. Haben Sie es für mich geschrieben? Ich … Noch nie hat mir jemand so ein Geschenk gemacht. Ich bin gerührt und geschmeichelt. Mehr als ich sagen kann."
    Er streckte die Hand aus und streichelte zart Ianthas Gesicht. Erleichtert bemerkte er, dass sie nicht zurückzuckte. Er fragte sich, ob ihr die Bedeutung ihrer Worte bewusst war.
    " … oder werde ich zugrunde gehen, zerschmettert durch deine Kraft?"
    Gott! Sie hatte solche Angst, und er konnte sie noch nicht einmal in die Arme nehmen, um sie zu trösten.
    Und er schwor sich, dass er nie der Grund ihres Untergangs sein würde.
    Rob schloss die Augen und bat den Himmel, ihm die notwendige Klugheit zu verleihen.
     
    Sie war noch nie auf einem richtigen Ball gewesen. Wäre sie damals in die Gesellschaft eingeführt worden, wäre ein Ball heute zweifellos nichts Außergewöhnliches mehr für sie. Iantha hätte aufgeregt sein müssen. Doch irgendwie verdrängte ihre Angst die Aufregung. Heute Nacht würde die Gesellschaft erfahren, dass Lord Duncan vorhatte, die sehr fragwürdige Miss Kethley zur Frau zu nehmen. Jeder der Anwesenden würde daran denken, was ihr zugestoßen war. Und jeder würde sich fragen, was, um alles in der Welt, seine Lordschaft sich dabei dachte und was seine wahren Gründe sein mochten. Und diejenigen, die die Geschichte von ihrem Aufenthalt auf seinem Schloss erfahren hatten, würden noch auf ganz andere Gedanken kommen.
    Der Himmel stehe ihr bei!
    Wenigstens sah sie ganz passabel aus. Sie beobachtete im Spiegel, wie Molly letzte Hand an ihre Frisur legte. Die Farbe ihrer Locken korrespondierte mit dem tief ausgeschnittenen silbernen Ballkleid und der schmalen Halskette. Rob hatte gemeint, dass sie ein wenig wie eine der gepuderten Damen aus dem vorigen Jahrhundert aussähe. Das Ergebnis war jedenfalls sehr erfreulich. Ihr frisch gebackener Verlobter würde sich ihrer nicht schämen müssen.
    Es klopfte leise. Iantha wandte sich zur Tür um, während Molly öffnen ging. Dabei blieb sie kurz stehen und hob etwas auf, das vor der Tür auf dem Boden lag. Rob, der im festlichen Anzug glänzend aussah, trat ein.
    Sein strahlendes Lächeln wirkte ansteckend. "Sind Sie für das bedeutsame Ereignis bereit? Ich werde Sie nach unten führen."
    "Ich denke, ja." Iantha stand auf und ließ sich ein zaghaftes Lächeln entlocken. "Wenn alles vorbei ist, kann ich mich vielleicht entspannen." Sie wandte sich an ihre Zofe. "Danke, Molly. Das ist alles."
    Molly knickste, übergab ihr das, was sie vom Boden aufgehoben hatte, und ging hinaus. Es entpuppte sich als ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Iantha entfaltete das Blatt und warf einen Blick darauf. Das Herz blieb ihr fast stehen, und sie fühlte, wie alles Blut aus ihrem Gesicht wich. Sie fuhr herum und eilte zum Feuer. Mit zwei großen Schritten war Rob bei ihr. "Nicht so schnell. Was ist das? Sie sind ja weiß wie Schnee."
    Iantha versuchte vergeblich, ein Wort zu sagen. Ihr Mund war mit einem Mal völlig ausgetrocknet. Wie konnte sie dieses niederträchtige Ding beschreiben. Rob wartete nicht erst auf eine Erklärung, sondern nahm ihr den Brief aus der Hand und überflog ihn. Während er ihn las, verfinsterte sich sein Gesicht immer mehr, bis er schließlich einen wütenden Schrei ausstieß.
    "Verdammt!" Jetzt eilte auch er zum Feuer, doch dann blieb er stehen und wandte sich zu Iantha um. "Wenn irgendetwas es verdient, ins Feuer geworfen zu werden, dann sicher diese Scheußlichkeit. Aber ich denke, wir sollten alles daran setzen herauszubekommen, von wem es stammt. Wir können den Absender vielleicht an der Handschrift erkennen." Rob stopfte das Blatt in die Tasche und nahm Iantha beim Arm. "Wie viele dieser unsagbaren Abscheulichkeiten haben Sie bereits erhalten?"
    Iantha zuckte die Achseln. "Ich habe keine Ahnung. Während der

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