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Die silberne Maske

Titel: Die silberne Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz , Stephanie Seidel
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mit zwei Dutzend Kriegern?« Meckerndes Lachen erklang.
    »Das ist nicht witzig!«, fauchte Zoe. Sie stutzte. »Wie heißt du eigentlich?«
    »Weiß ich nicht. Hab ich vergessen.«
    »Aha. Und warum sitzt du hier?«
    Schlagartig wurde der kleine Mann ernst. »Weil ich überlebt habe«, sagte er leise. Seine Stimme klang düster und tieftraurig, als er fortfuhr: »Ich war dabei, als Kronnos den Hundert Gerechten die Unschuld stahl. Ich habe an ihrer Seite gekämpft in dieser letzten Schlacht. Und als Einziger überlebt.«
    »Wer sperrte dich denn dafür ein?«, fragte Zoe stirnrunzelnd.
    »Mein Ehrgewissen.«
    »Aber du trägst doch keine Schuld!«
    »Jeder trägt eine Schuld, liebe Frau.« Er sah zu ihr auf. Zögernd. »Du hast ein gutes Herz! Ich kann es spüren.«
    »Dann gib uns die Hundert Gerechten!«, bat sie inständig. »Wir schaffen es nicht ohne sie! Dar Anuin steht in Flammen, Maletorrex tötet die Bevölkerung - Männer, Frauen, Kinder, und wir ...«
    Zoe hielt inne. Am Kopf des Männchens hatten sich knisternd zwei Ohren aufgestellt, lang und runzelig vom Alter. Ihre spitze Form verriet den Elfen unter dem Moosbewuchs. Zoe beschlich eine Ahnung.
    »Kinder!«, wiederholte sie eindringlich. »Er tötet kleine Jungen! Wenn du deine Schuld begleichen willst, dann hast du jetzt die Gelegenheit dazu: Gib uns die Hundert Gerechten!«
    »Ihr werdet sie zerstören!«, heulte der Elf. Tränen beglitzerten das Moos auf seinen Wangen.
    Zoe legte ihre Hand tröstend unter sein Kinn. »Man kann sie nicht zerstören«, sagte sie sanft. »Nur befreien.«
    Laycham, der schweigend zugehört hatte, trat näher. »Bitte sag uns, wo sie sind!«
    Der Elf ruckte an seinem Moosbewuchs, um die Anne herauszuziehen. Er fuhr sich über die tränenfeuchten Augen, was das Stockschwämmchen auf seiner Nase in heftige Bewegung versetzte. Ärgerlich schielte er es an. Dann griff er zu und zupfte es mit vernehmlichem Plopp ab.
    »Ihr Versteck ist mit einem Zauberwort gesichert«, sagte er unvermittelt. »Ihr müsst es aussprechen, sonst kann ich euch nicht helfen.«
    Zoe tippte sich nervös ans Kinn. »Zauberwort, Zauberwort ...« Sie sah auf. »Ich hab’s: Abrakadabra!«
    »Hä?«
    »Oder nein, warte: Simsalabim!«
    Der Elf wandte sich Laycham zu. »Was redet die da?«
    Unter ihrer Maske begann Zoe zu lächeln. Sie wusste längst, was der kleine Mann hören wollte.
    »Das Zauberwort ist dein Name, den du vergessen hast, stimmt’s? Ich verrate ihn dir, und du sagst mir dafür, wo die Hundert Gerechten sind - Zulaimon .«
    Dankbar blinzelte der Elf sie an. Und erfüllte seinen Teil. »Sie sind hier.« Der einstige Anführer der Gerechten hob die Hand. Zulaimon schnippte mit den Fingern, und die Mauer hinter ihm explodierte lautlos zu Staub. Als er heruntersank, sahen Zoe und Laycham eine Halle.
    Und da waren sie.
    Hundert Krieger, in Reih und Glied aufgestellt. Immer zehn nebeneinander, mit ihren Pferden an der Seite, die Zügel in der Hand. Der Anblick erinnerte Zoe an eine Ausstellung, zu der Laura sie vor Jahren mitgeschleppt hatte. Magisch und toll hatte sie sein sollen, aber in Wahrheit war sie stinklangweilig gewesen: Irgendwelche Tonkrieger aus China; zu klein, um lebensecht zu wirken, und zu dröge, um toll zu sein. Interessant wäre es nur geworden, wenn man den Ersten angestoßen hätte. Doch allein der Gedanke an einen Dominoeffekt hatte Laura in Panik versetzt.
    Laycham trat vor die Hundert Gerechten und verbeugte sich.
    »Ich erbitte eure Hilfe«, sagte er, was Zoe verwundert zu ihm blicken ließ. Merkte er nicht, dass es nur Figuren waren?
    »Meine Männer sind keine Figuren !«, maulte Zulaimon. Lautlos war der kleinwüchsige Elf herangetreten, behängt mit Moosfetzen und umweht von modrigem Geruch.
    »Ihr Lebensfunke steckt in diesen Hüllen«, fuhr er fort. »Sie hören dich, sie sehen dich, aber sie werden dir nicht folgen, wenn du ihnen keinen Respekt erweist.«
    »Das sollen sie auch nicht«, mischte sich Laycham ein. Er nickte Zulaimon zu. »Ich erhoffe mir, dass sie ihrem Anführer folgen - Hauptmann!«
    »Hauptmann.« Der Elf wiegte bedächtig den Kopf. »So hat mich schon lange keiner mehr genannt. War ich nicht einst ebenfalls ein König? Es ist so lange her ...«
    Er schwieg eine Weile, blickte abwechselnd auf die stillen Krieger und den Prinzen. Schließlich seufzte Zulaimon. »Nun gut! So möge es sein.«
    Laycham wandte sich an seine Männer: »Ihr habt den Hauptmann gehört.« Tiefe Erleichterung schwang in

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