Die sinnliche Rache des Milliardärs (German Edition)
die Vergangenheit. „Du warst nie dabei. Man hat schon gemunkelt, du seist eine Art Märchenfigur. Die verschollene Erbin des Barbery-Vermögens.“
Einen Moment starrte sie ihn an, dann sah sie auf ihren Teller. „Ich war nicht verschollen.“ Sie lächelte traurig. „Mein Vater und ich hatten eine kleine Auseinandersetzung wegen meines Studiums. Ich bin meinen eigenen Weg gegangen.“
„Was soll das heißen?“, fragte er und beobachtete fasziniert, wie das Kerzenlicht ihre Haut zum Strahlen brachte. Zum Glück bemerkte sie sein Entzücken nicht.
„Das heißt, dass ich Kunst studiert habe, obwohl mein Vater fand, es sei reine Zeitverschwendung. Er fand Kunstgeschichte angemessener. Dann hätte ich auf Cocktailpartys ein hübsches Gesprächsthema mit möglichen Heiratskandidaten gehabt.“ Sie spielte nervös mit ihrer Gabel. „Ich wollte zeichnen lernen, Bilder malen.“
Diese Worte erinnerten Nikos daran, woher sie beide stammten. Künstlerisch oder kreativ war er niemals gewesen, schließlich hatte er sich ums nackte Überleben kümmern müssen. Und später wäre es ihm nicht im Traum eingefallen, zu zeichnen oder zu malen. Das war etwas für andere, nicht für ihn.
„Das klingt nicht besonders praktisch“, bemerkte Nikos mit beißendem Unterton. „Ich dachte immer, darum würde es beim Studieren gehen: Man lernt für seine Zukunft.“
„Du hättest dich bestimmt gut mit meinem Vater verstanden“, erwiderte Tristanne trocken. „Als ich mich nicht an seinen Rat hielt, drohte er mir, die finanzielle Unterstützung zu streichen. Also beschloss ich, nach Vancouver zu gehen. Jetzt weißt du, warum die vornehmsten Häuser Europas so lange ohne mich auskommen mussten.“
Ihre Stimme klang spöttisch. Er ging nicht weiter darauf ein.
„Ich hoffe, du willst dich mir gegenüber nicht als das arme Opfer darstellen“, sagte er schneidend. „Wenn man finanzielle Unterstützung annimmt, darf man sich nicht beschweren, dass man von jemandem abhängig ist. Alles hat seinen Preis.“
Er erwartete, dass sie in Tränen ausbrach. Aber Tristanne sah ihm fest in die Augen.
„Ich bin ganz deiner Meinung“, erwiderte sie. „Ich bin nicht die Heuchlerin, für die du mich hältst. Als ich nach Kanada ging, habe ich beschlossen, von meinem Vater keine Unterstützung mehr anzunehmen.“
„Du hast es beschlossen ?“, wiederholte er. „Oder wurdest du verstoßen?“
„Die Frage ist, wer wen verstoßen hat“, entgegnete Tristanne in einem sorglosen Tonfall, den Nikos ihr nicht abnahm. „Ich habe auf jeden Fall keinen Cent mehr von ihm angenommen.“ Stolz reckte sie das Kinn. Er kannte diese Geste inzwischen sehr gut. „Ich muss als Kellnerin arbeiten, um meine Kunst machen zu können, aber das ist eine ehrliche Arbeit. Ich besitze in Vancouver nicht viel, aber was ich besitze, gehört mir auch.“
Ein Gefühl, das er nicht näher benennen konnte, stieg in ihm auf. Es musste Wut sein. Sie waren sich also doch nicht ähnlich. Schließlich war sie nur eine verzogene Erbin, die das übliche Geschrei über ihre „Unabhängigkeit“ machte. Aber nach Gustaves Tod war sie sofort nach Europa zurückgekehrt. Hatte sie gehofft, dass ihr Bruder, der jetzt das Geld verwaltete, sie mit offenen Armen empfangen würde? Was wusste sie schon davon, was es hieß, ums nackte Überleben zu kämpfen?
Sie hatte überhaupt keine Ahnung.
„Wie überaus anständig von dir, dass du freiwillig auf dein stattliches Vermögen verzichtet hast, um so zu leben, wie du willst“, spottete Nikos. Befriedigt sah er, wie sie ganz blass wurde. „Die verzweifelten Bewohner der Elendsviertel, in denen ich aufgewachsen bin, würden sich bestimmt vor deinem Edelmut verbeugen.“
Mit Vergnügen stellte er fest, dass sie jetzt errötete, obwohl sich an ihrem Gesichtsausdruck nichts änderte. Sie sah ihm fest in die Augen, als ob sie keine Angst vor ihm hätte. Dabei wusste er, dass das nicht stimmte.
„Aber du scheinst deinen Anstand jetzt über Bord geworfen zu haben. Schließlich sitzt du mir gegenüber“, fuhr er ungeniert fort. „Als meine neue Geliebte, die sich ganz auf meine Großzügigkeit verlässt. Hast du die Lust an ehrlicher Arbeit verloren, Tristanne? Oder ist dir am Ende doch eingefallen, dass du auch ohne zu arbeiten über Geld verfügen kannst?“
„So etwas in der Art“, beendete sie das Gespräch.
Sie senkte den Blick, ihre Hände zitterten leicht. Nikos redete sich ein, dass er zufrieden war. Ganz gleich, wie sehr
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