Die sinnliche Rache des Milliardärs (German Edition)
befürchtet, dass es so kommen würde. Sie hatte es gewusst.
Behutsam streckte er die Hand aus und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Zärtlichkeit seiner Berührung strafte die Spannung zwischen ihnen Lügen. Dann hob er eine lange Haarsträhne aus ihrem Nacken und wickelte sie sich um einen Finger, als hätte er Angst, sie wieder loszulassen. Als er die Hand zurückzog, öffnete er den Mund, schüttelte dann aber den Kopf, als hätte er es sich anders überlegt.
Ein Pärchen ging sehr dicht an ihnen vorüber, fast hätten sie Tristanne gestreift. Schnell legte Nikos einen Arm um sie und zog sie zur Seite. Die beschützende Geste war beinahe zärtlich. Er sagte kein Wort, ließ aber seine Hand auf ihrem Arm. Tristanne bildete sich ein, die Berührung bis ins Mark zu spüren.
Sie durfte nicht so denken. Sie durfte nicht so empfinden . Weder Wut noch Verzweiflung noch dieses zarte, zutiefst beunruhigende Gefühl. Für Gefühle gab es keinen Platz. Es durfte keinen Platz für sie geben.
Tristanne räusperte sich. „Ich habe natürlich nur ganz allgemein gesprochen“, sagte sie mit gepresster Stimme.
„Natürlich.“
Auf Nikos’ Lippen spielte wieder dieses Lächeln. Tristanne zitterte, obwohl sie nicht fror.
„Nun komm“, forderte er sie ruhig auf. „Wir wollen uns nicht streiten, sondern etwas essen.
6. KAPITEL
Nikos konnte sich nicht erklären, warum er sich auf offener Straße gestritten hatte. Noch dazu mit einer Frau, mit der er eigentlich nur ins Bett gehen wollte. In seinen fast vierzig Jahren war ihm so etwas noch nie passiert. Er war zutiefst beunruhigt.
Normalerweise ging er solchen Szenen aus dem Weg. Er war nicht der Mann, der über verletzte Gefühle hinwegtröstete oder aufgebrachte Wogen glättete. In seinem Leben gab es keine Gefühle. Nicht mehr. Es war schon lange her, dass er vor einer Herausforderung zurückgeschreckt war oder sich gegen eine Anschuldigung gewehrt hatte – lieber ging er energisch gegen jeden Widersacher vor und trat ihn in den Staub. So konnte er sicher sein, dass ihn niemand mehr auf die Probe stellte.
Bis heute Abend.
Er saß mit Tristanne in seiner Lieblingstrattoria. Das Licht von Hunderten von Kerzen tanzte auf ihrem schönen Körper. Nikos fragte sich, ob sie ihn wohl verhext hatte, weil er sich so anders benahm als sonst. Er achtete nicht weiter auf das leckere Essen vor ihm auf dem Tisch – die hauchdünnen Foccacia , die handgemachte Pasta mit Pesto und den frischen, in Knoblauch und Olivenöl geschwenkten Fisch.
Wie hätte er sich auf das Essen konzentrieren können? Es ärgerte ihn maßlos, dass er sich hatte hinreißen lassen und Schwäche gezeigt hatte. Und ausgerechnet vor einer Barbery!
War es das, was sie wollte? Wollte sie ihn dazu bringen, seinen Schwur zu brechen? Dann wusste sie wirklich, wie man es anstellte. Und was würde als Nächstes passieren? Würde er etwa auf der Piazzetta in Tränen ausbrechen?
„Du bist bei Weitem das geheimnisvollste Mitglied deiner Familie“, sagte er jetzt. Schließlich ging es ihm nur darum, die Barberys zu vernichten, und dafür brauchte er die nötigen Informationen. Außerdem musste er das Schweigen brechen. In dem Schweigen lag eine seltsame Spannung. Wenn es um eine sexuelle Spannung gegangen wäre, hätte er damit umgehen können. Alles andere war ihm ein Gräuel. Er wollte sie verführen, sich an ihr rächen – und sie nicht etwa trösten.
„Geheimnisvoll?“ Tristanne setzte sich kerzengerade hin. Wappnete sie sich für einen Angriff? Ihre Blicke trafen sich. „Wohl kaum.“
Es machte ihm die Sache noch schwerer, dass sie so schön aussah. Zwar war sie noch immer weit von der verführerischen Schönheit einer richtigen Geliebten entfernt, aber ihre betörende Weiblichkeit stieg ihm zu Kopf – und in seinen Unterleib.
Für jemanden, der aus so einfachen Verhältnissen kam wie er, sah sie einfach zu gut aus, zu vornehm, zu perfekt. In seiner Jugend hätte er alles für eine Frau wie sie gegeben. Allerdings hätte er damals auch gewusst, dass er ihre Schönheit nur beschmutzen würde. Beinahe hasste er sie jetzt, dass sie ihn an diese Zeit erinnerte, als er blindlings seiner Wut gefolgt war, anstatt einen kühlen Kopf zu bewahren und sich auf seinen Geschäftssinn zu verlassen, wie er es heute tat.
„Dein Vater, dein Bruder, ja selbst deine Mutter sind in den letzten Jahren in den vornehmsten Häusern Europas zu Gast gewesen“, erklärte er und unterdrückte die Gedanken an
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