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Die sizilianische Oper

Die sizilianische Oper

Titel: Die sizilianische Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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verstanden und demzufolge das genaue Gegenteil gemacht, was ihm angeordnet worden war. Colombo war im ersten Augenblick stinksauer gewesen, bis ihm klar war, daß der Sekretär in jedem Fall ein perfektes Alibi für ihn sein könnte. Stets konnte er die Schuld auf ihn »Gut, gut.«
      »Zum Glück sind deine Hörner noch nicht bis zur Decke gewachsen«, beglückwünschte ihn Salamone im stillen.

    Bei Tisch bemerkte der Polizeipräsident das Funkeln in den Augen und die Farbe auf den Wangen der Frau Gemahlin. Um seine Fähigkeiten vor ihr ins rechte Licht zu stellen, erzählte er ihr die Geschichte des MazziniAnhängers Traquandi. Er hatte ihn nicht umgehend verhaften lassen, erklärte er. Er, der Herr Polizeipräsident, konnte nämlich seine Vorteile daraus ziehen. Und in der Tat war es so: würde die vom Präfekten den Vigatesern aufgezwungene Oper schiefgehen, erzielte er einen doppelten Vorsprung vor dem anderen Vertreter der Regierung, indem er diesen gefährlichen Agitator verhaften ließe. Sollte die Opernaufführung jedoch gut ausgehen, könnte er immer noch die Rechnung ausgleichen und unter großem Aufsehen diesen ketzerischen Mazzini-Gehilfen ins Gefängnis werfen. Traquandi war ein echter Trumpf in seiner Hand, den er zum geeigneten Zeitpunkt ausspielen konnte.
    »Was denkst du, Pina?«
    Die Antwort war knallhart.
    »Ich denke nicht. Ich weiß nur, wenn ich dich sehe, kommt's mir hoch. Geh und fick dich ins Knie!«»Wie lange wird denn das noch dauern? Sehen wir mal auf die Uhr«, sagte der Commendatore Restuccia. Über den Daumen gepeilt, fehlte nicht mehr viel bis zum Ende des zweiten Akts. Er drehte sich zu seiner Frau, die eingenickt war, und rüttelte an ihrem Arm. Sie fuhr zusammen und schlug die Augen auf.
    »Was ist?« fragte sie erschrocken.
      »Nichts, Assunta. Wenn die zwischen dem zweiten und dritten Akt fertig sind mit Singen, stehen wir auf, holen unsere Mäntel und gehen heim.«
      Genau in diesem Augenblick ertönte aus dem dritten Rang die wütende Stimme Lollò Sciacchitanos.
      »Mich darf keiner für doof verkaufen, ist das klar? Nicht im Himmel und nicht auf Erden! Niemand kann das! Der muß erst noch geboren werden, der es schafft, mich zu verarschen! Seht euch das an! Vier Schwachköpfe, die singen und mich zum Narren halten wollen!«
      Sein Zorn galt denen auf der Bühne, die sangen und die ihrerseits ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrten.
    Wie der Blitz war Kommissar Puglisi vom Parkett, wo er sich in jenem Augenblick befand, auch schon im Gang, um in die Galerie hinaufzustürmen und sich persönlich davon zu überzeugen, was zum Teufel Lollò durch den Kopf ging. Statt dessen stieß er buchstäblich mit einem der Soldaten Villaroels zusammen, der ihn packte und an die
      Puglisi mußte feststellen, daß rund zehn Soldaten im Korridor rings um das Parkett Wache hielten.
    »Was macht ihr hier?«
      »Befehl des Präfekten, niemand darf das Theater verlassen.«
      »Guter Gott im Himmel, dieses Arschloch von Präfekt beschwört noch eine Revolution herauf!« dachte Puglisi und eilte zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppen zum dritten Rang hoch. Als er in der Galerie angelangt war, wo es ebenfalls wie in den Korridoren hinter den Rängen von Soldaten nur so wimmelte, stürzte er auf Lollò Sciacchitano zu, der sich noch immer wie wild gebärdete und lauthals schimpfte, während einige Freunde ihn zu beruhigen versuchten.
      »Was ist denn los, Lollò? Hat dir jemand was getan?« fragte Puglisi, der wußte, wie man mit diesem Irren umzugehen hat. Bei seinem Anblick schien sich Lollò ein wenig zu beruhigen. Die beiden hegten Sympathien füreinander, auch wenn keiner von ihnen das zugeben wollte.
    »Jawohl! Die wollen mich verarschen!«
    »Aber wer tut das denn?«
    »Die vom Theater. Es heißt, es gäbe zwei Zwillingsbrüder, Giorgio und Daniele! Das ist nicht wahr, Herr Abgeordneter! Mit Blindheit will ich geschlagen sein, wenn ich nicht recht habe! Es ist immer die gleiche Person, die sich nur umzieht und so tut, als wäre sie etwas vormacht! Glauben Sie mir nicht? Dann rufen Sie ruhig alle beide auf die Bühne, und Sie werden schon sehen, daß sich nur einer präsentiert.«
      Puglisi suchte noch nach einer Antwort, die Lollòs eiserner Logik standhielt, als mit einem letzten »Tumtarratumtun« des Orchesters der zweite Akt auch schon zu Ende war.

    Der Vorhang war noch nicht ganz gefallen, die Leute auch schon auf den Beinen, die einen, um nach Hause

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