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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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darüber?«
    »Nun, der Sultan natürlich.«
    »Ihr müsst dafür sorgen, dass er Euch dazu bestimmt, ben Hadou zu begleiten.«
    »Mich? Das wird er nicht tun.«
    »Mir zuliebe, Nus-Nus, könnt Ihr nicht irgendeine Möglichkeit finden?«
    Ich sehe sie zweifelnd an und ziehe streng die Brauen zusammen. Einen Moment habe ich den Eindruck, sie würde am liebsten den Arm ausstrecken, um die Falten wegzustreichen, aber das geht nicht. Hier gibt es überall Augen.
    »Ich werde es versuchen, aber Ihr müsst mir erzählen, warum Ihr das wollt.«
    »Ich möchte, dass Ihr eine … Botschaft für mich überbringt.«

DREISSIG
    I ch will gerade den Harem verlassen, als Samira, eine von Zidanas Sklavinnen, im Laufschritt hereinkommt und sagt: »Meine Herrin verlangt nach dir.«
    Ich folge ihr zu den privaten Gemächern der Herrscherin. Sie sitzt inmitten ihres Pomps auf einer mit Leopardenfell bezogenen Polsterbank und trägt eine hohe Kopfbedeckung aus Gold, von der einzelne Tropfen aus Kristall auf die Stirn fallen, und um den Hals eine Kette aus Kaurimuscheln und Perlen. Ihr silber- und purpurfarbenes Gewand ist so reich bestickt, dass es steif wirkt. In der rechten Hand hält sie ein Zepter, dessen Spitze vom Schädel irgendeines armen Tieres mit Reißzähnen gekrönt ist.
    Ich werfe mich nieder, doch sie klopft ungeduldig mit dem Zepter auf den Boden, gleich neben meinem Kopf. »Steh auf, steh auf, steh auf!«
    Als ich mich erhebe, nimmt sie eine theatralische Pose ein und dreht sich so, dass ihr die Sonne ins Gesicht fällt und die Kristalle im Licht tanzen und funkeln. »Bin ich noch schön, Nus-Nus? Von allen Männern könnt ihr Senufo die Schönheit eines Lobi-Mädchens am besten beurteilen.«
    Ein Mädchen ist sie nicht gerade, und die Komplikationen während der letzten Geburt haben ihr zugesetzt. Sie wird immer dicker. Wenn sie das Zepter bewegt, schwabbelt das Fleisch an ihrem Arm. Ihre Wangen sind schlaff, unter dem Doppelkinn haben sich Falten gebildet. Um ehrlich zu sein, sie sieht erschöpft und gealtert aus. Aber natürlich ist Ehrlichkeit hier nicht angebracht. »Ihr seht besser aus als jemals zuvor, Herrin.«
    »Lüg mich nicht an, Eunuch. Ich bin alt und müde, mein Mann lässt mich nicht mehr so oft zu sich rufen wie früher, meine Glieder schmerzen, und die Frauen im Harem werden allmählich aufmüpfig. Sie spüren, wie meine Macht schwindet; sie kämpfen untereinander und warten nur auf die Gelegenheit, meinen Platz einzunehmen.«
    »Erhabene Herrin, ich bin sicher, dass sie dieselbe Ehrfurcht für Euch empfinden wie eh und je.«
    Sie wedelt mit ihrer beringten Hand. »Nun, ich habe dich nicht rufen lassen, damit du mir schmeichelst. Ich habe eine Aufgabe für dich.«
    »Ich bin Euer ergebener Diener, Herrin«, sage ich.
    »Es gibt da etwas, was ich aus London brauche. Du musst es mir mitbringen.«
    Nicht zu fassen! Warum will plötzlich jeder, dass ich nach London fahre? »Aber ich reise doch gar nicht nach London, erhabene Herrin.«
    »O doch. Ich werde mit Ismail sprechen und dafür sorgen, dass du al-Attars Gesandtschaft nach London begleitest. Und wenn du da bist, wirst du den besten Alchemisten des Landes aufsuchen. Wie ich höre, haben sie ein wundersames Elixier gefunden, das ewige Jugend verspricht. Zahl ihnen, was sie verlangen, aber bring es mir. Und wenn sie es dir nicht verkaufen wollen, dann bringst du den Mann, der es herstellt, zu mir, damit er es hier für mich zusammenbraut. Wie du das anstellst, ist mir völlig egal.«
    »Ewige Jugend?« Ich kann keinen Hehl aus meinem skeptischen Unterton machen.
    »Wenn es mich nur zehn bis fünfzehn Jahre länger an der Macht hält, bin ich schon zufrieden. Dann ist Zidan groß, und niemand kann ihm den Thron streitig machen.«
    »Es dürfte Euch nicht schwerfallen, seine Erbfolge zu sichern. In den letzten neun Jahren ist es Euch jedenfalls gelungen.«
    »Er verhätschelt mir diesen kleinen Wurm des Weißen Schwans zu sehr! Überhäuft ihn mit Geschenken und Komplimenten. Hast du gesehen, wie groß der Goldreif war, den er ihm geschenkt hat?«
    Jetzt muss ich ein gefährliches Spiel spielen. »Zugegeben, sein Vater verdirbt ihn. Erst letzte Woche hat er ihm einen Korb voller Juwelen und Schmuck geschenkt. Und ständig nimmt er den Jungen mit zum Hof, zeigt ihn den Besuchern und erzählt, was für ein prächtiger kleiner Emir er ist. Ich wundere mich, dass Ihr dieses Hindernis, das Eurem Sohn im Wege steht, nicht längst aus der Welt geschafft

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