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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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habt.«
    Sie blickt mich seltsam an. »Warum sagst du das? Ich dachte, du hättest eine gewisse … Sympathie für den Weißen Schwan und sein Balg.«
    Ich ringe mir ein Lachen ab. »Sie ist ein bisschen seltsam, meint Ihr nicht? Ich habe sie immer als kühl empfunden, aber seit ich vom Feldzug im Süden zurück bin, macht sie einen eher verwirrten Eindruck auf mich.«
    Zidana lacht. »Ah, ja, du meinst, weil sie damals wie eine Sau in der Erde nach Essbarem wühlte. Ich verstehe nicht, wie Ismail immer noch an ihr hängen kann, aber Männer sind zu allem fähig, wenn es um ihre Begierden geht.«
    »Wie ich höre, ist ein Händler aus Florenz im Lande, der Arzneien verkauft. Und in Florenz kennt man sich bestens aus mit« – ich senke die Stimme – »Gift.«
    Sie denkt einen Augenblick nach. Dann verengen sich ihre Augen. »Du kennst Italien. Und du sprichst ihre Sprache, nicht wahr?«
    Ich nicke.
    »Nun, Nus-Nus. Ich glaube, du weißt, welche Art von Arznei ich brauche. Bring sie mir, und ich werde dich von meinem Fluch erlösen.«
    Wie großmütig! »Eure Majestät verdient nur das Beste.« Ich senke den Kopf.
    Zidana hält Wort. Als ich am nächsten Tag Ismail nach dem Besuch im Hamam beim Anziehen helfe, fragt er fast beiläufig: »Wie würde es dir gefallen, mit nach London zu reisen, Nus-Nus?«
    Ich gebe mir Mühe, Überraschung zu heucheln. »London, Herr?«
    »Ben Hadou braucht einen Sekretär in der Gesandtschaft. Zidana meint, dass du am besten für die Aufgabe geeignet bist, und ich muss zugeben, dass es eine kluge Wahl wäre. Obendrein gibt es noch eine Angelegenheit, die gelöst werden muss.«
    Er wirft mir einen Gegenstand zu.
    Es ist ein Buch. Ich schlage es auf und lese das Deckblatt: »Der Koran von Mahomet, aus dem Arabischen übersetzt …« Meine Augen springen weiter. »… zur Befriedigung aller, die sich ein Bild von den Einbildungen der Türken verschaffen wollen. Gedruckt zu London, Anno Dom. 1649.«
    Einbildungen der Türken? Nur gut, dass Ismail kein Englisch lesen kann …
    Er unterbricht meine Gedanken. »Du sollst den Mann finden, der diese Abscheulichkeit gedruckt hat. Hast du verstanden?«
    Ich nicke verdutzt. »Natürlich Herr.«
    »Such ganz London nach ihm ab, und wenn du ihn findest, tötest du ihn und bringst mir seinen Kopf.«
    Ich blicke entsetzt auf. »Ihn töten? Ich … ich bin kein Assassine, Herr.«
    Er schaut mich eiskalt an und legt den Kopf schief. »Wirklich nicht, Nus-Nus?«
    Unter seinem Blick beginnen meine Beine zu zittern. Um Himmels willen, nimm das zurück, sage ich mir, bringe aber keinen Ton heraus.
    »Wie kann man als guter Muselman die Existenz eines Ungläubigen ertragen, der das heilige Buch derart in den Schmutz zieht? Der Koran darf nur auf Arabisch gelesen werden, in der Sprache, in der Allah seine Offenbarung diktierte. Seine Worte zu übersetzen ist ein Hohn, ein Verbrechen, Gotteslästerung.«
    »Gewiss, Herr, das verstehe ich.«
    Er seufzt und schüttelt traurig den Kopf. »Du kannst es nicht wirklich verstehen, du gehörst ja nicht unserem Volk an. Doch das ist nicht deine Schuld.« Er nimmt mir das Buch wieder ab. »Gehe in Frieden, Nus-Nus. Ich will dich nicht bitten, gegen deine Natur zu handeln.«
    Ich stehe da wie angewurzelt und kann nicht glauben, was ich gerade gehört habe. Irgendjemand muss irgendwo eine seltsame Magie ausgeübt haben, um ihn so gütig zu stimmen.
    Zweite Woche, fünfter Tag, Shawwal
    Lalla Zidana, geborene Aisha M’barka in Guinea, jetzt Herrscherin über Marokko, Hauptfrau Seiner Erhabenen Majestät, des Sultans Moulay Ismail.
    Am nächsten Tag klopft es kurz nach Sonnenuntergang an der Tür meiner Kammer. Ich öffne und stehe vor der kleinen Mamass. Wortlos zieht sie ein Stück zusammengerolltes Tuch aus ihrem Ärmel und gibt es mir. »Meine Herrin hat etwas gemacht, das du mit nach London nehmen sollst.«
    »Wie ich sehe, hat es sich schnell herumgesprochen.«
    Sie strahlt mich an. »Wir alle sind furchtbar stolz auf dich, Nus-Nus.«
    Ich blicke auf die Rolle. Es scheint eine bestickte Schriftrolle zu sein, doch als ich versuche, sie aufzurollen, stelle ich fest, dass sie zugenäht ist.
    »Allein der König von England darf sie sehen; es ist ein Geschenk des Weißen Schwans.«
    Ich lächele. »Ich glaube kaum, dass ich dem englischen König persönlich ein Geschenk überreichen darf, Mamass, aber sag deiner Herrin, dass ich alles tun werde, um ihren Wunsch zu erfüllen.«
    Als ich wenige Tage später ben Hadou

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