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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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Ismail vertraut ihm in allen Belangen des Staates, einschließlich des Zugangs zur Schatzkammer, und selbst Zidana scheut davor zurück, ihm offen zu drohen, obgleich schon zwei seiner Vorkoster auf mysteriöse Weise verblichen sind. Letzten Endes ist sie eine Sklavin, ohne Herkunft und ohne Status, abgesehen von dem, den der Sultan ihr je nach Laune zubilligt. Und er ist ein launischer Mensch, wie alle aus Erfahrung wissen. Ich habe mit eigenen Ohren gehört, wie Abdelaziz dem Sultan den guten Rat gab, dafür zu sorgen, dass der von ihm anerkannte Erbe von echter marokkanischer Herkunft ist, wenn das Königreich nach seinem Tod – möge der Barmherzige diesen schrecklichen Tag noch lange von uns fernhalten – weiter bestehen soll. Niemand außer dem hajib könnte mit einem solchen Vorschlag seinen Zorn herausfordern und überleben. Ismail sieht seinem Wesir alles nach und behandelt ihn wie einen Bruder. Die reizende Fatima dagegen, dieses dralle Ding, ganz und gar nicht wie eine Schwester. Vor drei Jahren hat sie ihm einen Sohn geboren. Unglücklicherweise ist das Kind verstorben, was nur gut war, sonst hätte es Zidanas zweiten Sohn ausgestochen. Letztes Jahr hat sie wieder einen Jungen zur Welt gebracht, der sich bislang als robuster erwies. Aber von Fatima gab es heute Abend keine Spur; sicher ist sie mit einer sorgsam bemessenen Dosis Eisenhut außer Gefecht gesetzt worden.
    Als ich mich auf dem Diwan ausstrecke, fällt mir plötzlich ein weiteres unangenehmes Detail dieses schrecklichen Tages ein.
    Die verdammten Holzschuhe!
    Ich habe sie in eine Nische von Sidi Kabours Verschlag geschoben, um sie dort später wieder abzuholen. Mein Herz droht den Käfig meiner Brust zu sprengen, mein Stöhnen erfüllt die Nacht. Ich kann mich unmöglich dabei erwischen lassen, wie ich zu dem Stand zurückkehre. Ob ich einen Lakaien schicken soll? Doch was, wenn man ihn anhält und befragt? Niemand würde aus Liebe zu mir lügen, und Geld habe ich nicht.
    Kalter Schweiß läuft mir in Rinnsalen über den Rücken. Ich habe das Gefühl, mich jeden Moment übergeben zu müssen.
    Überschuhe. Es sind nur Überschuhe. Viele Menschen haben heute welche getragen, als sie durch die Straßen gingen, nicht nur ich, obwohl meine besser gemacht sind als die meisten anderen. Ich kämpfe die Panik nieder, liege einfach nur da und starre ins Dunkel.

VIER
    Erster Tag der Versammlung, Rabi’ al-awwal 1087 AH
    N och vor dem Morgengrauen stimmt der Muezzin den ersten Ruf zum Gebet an und erinnert mich daran, dass es besser ist zu beten, als zu schlafen. Im Allgemeinen ziehe ich das Schlafen dem Beten vor, aber in der vergangenen Nacht habe ich kein Auge zugetan. Müde und mit dem bleiernen Gefühl einer bösen Vorahnung wälze ich mich von meinem Diwan, absolviere die Waschungen, ziehe meinen besten Freitagsstaat an und beeile mich, um meinen Herrn Ismail zur Moschee zu begleiten.
    Gerade als ich mein Zimmer verlasse, sausen zwei Haussklaven des Sultans an mir vorbei und hätten mich um ein Haar umgerannt. »He!«, rufe ich ihnen hinterher. »Passt doch auf, wo ihr geht!«
    Abid dreht sich um. Er wirkt deutlich blass um die Nase. »Seine Hoheit hat fürchterliche Laune«, warnt er und rennt weiter, als wären Dämonen hinter ihm her.
    Ohne angehalten zu werden, trete ich durch die prächtige Doppeltür unter dem großen hufeisenförmigen Bogen, die zu den Privatgemächern des Sultans führt, werfe mich sofort zu Boden und presse die Stirn auf die Kacheln. Erst dann merke ich, dass ich nicht der Einzige bin. Links von mir erspähe ich Bilal, den Türwächter, in der gleichen Position. Zwei Dinge fallen mir sofort auf, zum einen, dass er als Türwächter die Tür hätte bewachen müssen, statt hier auf dem Boden zu liegen, zum anderen, dass er mich auf seltsame Weise anstarrt. Dann erkenne ich den Grund für seinen komischen Silberblick.
    Bilals Körper liegt nur wenige Zentimeter neben mir … und neben seinem Kopf, der, wie ich jetzt sehe, schief auf dem Stumpf des Halses sitzt. Die Lippen sind leicht geöffnet, als wäre er überrascht von dieser unvorhergesehenen Trennung.
    »Ah, Nus-Nus, du kommst gerade recht. Hier, hilf mir mit diesem Turban. Ich weiß nicht, wohin die verdammten Lümmel verschwunden sind, gerade eben waren sie noch da.«
    Trotz aller gegenteiligen Hinweise klingt Ismail ganz normal, ja sogar fröhlich. Ich springe nervös auf, halte den Blick züchtig gesenkt, denn ich habe bereits gesehen, dass Seine Majestät an

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