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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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diesem Morgen ein sonnenblumengelbes Gewand trägt, das von einem hässlichen purpurroten Spritzer gezeichnet ist. Ein gelbes Gewand ist immer ein schlechtes Zeichen. Ein überaus schlechtes Zeichen, besonders in Verbindung mit einer enthaupteten Wache.
    Soll ich den Fleck erwähnen? Ismail würde gewiss nicht mit einem blutverschmierten Gewand zum Gebet gehen wollen, doch wer weiß, wie er reagiert, wenn ich ihn darauf hinweise und damit auf seine Beteiligung am Tod des armen Bilal anspiele? Schon weitaus geringfügigere Verstöße gegen die Etikette wurden mit einem fürchterlichen Tod gesühnt. Andererseits, wenn ich ihn mit dem besudelten Gewand gehen lasse, wird er es irgendwann merken und könnte mich dafür töten, dass ich meine Pflichten vernachlässigt habe. Angesichts dieses Dilemmas konzentriere ich mich darauf, ihm den Turban um den Kopf zu wickeln, kann aber nicht verhindern, dass mein Blick immer wieder zu der sich ausbreitenden Blutlache und dem roten Glanz auf dem bevorzugten Krummdolch des Sultans wandert. In das ziselierte Silber sind die heiligen Worte des Propheten eingraviert: Das Schwert ist der Schlüssel zum Himmel und zu der Hölle . In Bilals Fall entspricht das der Wahrheit.
    Als wir mit dem Turban fertig sind, steckt Ismail ihn mit einer langen Nadel fest, die mit einem Rubin besetzt ist, zieht die Ärmel wieder herunter und fängt an, den unteren Teil des Gewandes zu glätten. Einen Augenblick hält er stirnrunzelnd inne. Dann berührt er den Fleck. »Wie ist denn das passiert?« Er klingt aufrichtig verwirrt. Nach einer Weile hebt er den Blick und sieht mich durchdringend an.
    Seine Lanze lehnt an seinem Stuhl, und in Reichweite von nur zwei Schritten schmückt ein Dutzend Schwerter, Dolche und gekreuzter Hellebarden die Wände. Jedes Einzelne könnte mir den Tod bringen. »Das weiß ich auch nicht, Herr«, flüstere ich.
    »Wie ärgerlich«, meint er sanft. »So kann ich nicht zur Moschee gehen. Geh und hol mir eins von den grünen Gewändern, ja, Nus-Nus? Aus der Sandelholztruhe. Ja, Grün passt gut für einen Tag wie heute.«
    Als ich zurückkomme, finde ich ihn in genau derselben Haltung wie zuvor – ins Leere starrend wie bei einer Meditation. Ich nehme ihm den Turban ab, helfe ihm, das safrangelbe Gewand abzustreifen und das frische grüne anzuziehen, und wickle den Turban neu. Dann benetze ich seine Hände mit Rosenwasser, trockne sie ab und wasche auch meine eigenen Hände.
    »Ausgezeichnet.« Er steckt abermals die Nadel fest, legt mir eine Hand auf die Schulter und drückt sie wie in einer Geste der Zuneigung. »Dann komm, Nus-Nus, gehen wir beten.« Er strahlt mich an und geht zur Tür, wo er vorsichtig über die Leiche steigt, als wäre sie nichts weiter als ein lästiges Hindernis. Im Gang sieht er sich nach links und nach rechts um. »Wo in Gottes Namen steckt Bilal?« Traurig schüttelt er den Kopf über so viel Schlampigkeit und macht sich auf den Weg zur Moschee.
    Als wir eine Stunde später zurückkommen, hat eine neue Wache Stellung bezogen, und sämtliche Spuren von Bilal sind gewissenhaft beseitigt. Die friedliche Atmosphäre im Raum ist so unwirklich, dass man versucht ist, sich zu fragen, ob hier überhaupt etwas geschehen ist. Doch mehrere Einzelheiten fliegen mir durch den Kopf, während ich das Frühstück für meinen Herrn vorkoste, und ich muss immer wieder an meine eigenen blutgetränkten Kleider und den ruinierten Koran denken. Ganz zu schweigen von den verdammten Holzschuhen.
    Als könnte er meine Gedanken lesen, sagt Ismail in diesem Moment: »Vergiss nicht, mir das Meisterwerk der Safawiden in die Bibliothek zu bringen. Es regnet nicht mehr, also gibt es keinen Grund mehr für weitere Verzögerungen.« Aufgewühlt, aber mit gesenktem Kopf ziehe ich mich zurück.
    Sobald ich mein Zimmer betrete, habe ich das überwältigende Gefühl, dass jemand in meiner Abwesenheit hier war. Ich sehe mich um, aber auf den ersten Blick ist alles unverändert. Dann zuckt meine Nase, ein schwacher Duft nach Moschus und Neroli, Zidanas Parfüm, das niemand anders benutzen darf. War die Herrscherin selbst hier? Schwer zu glauben, dass die mächtigste und gefürchtetste Frau im Königreich meine schlichte Unterkunft aufgesucht hat, während ich mit ihrem Mann in der Moschee war. Ich versuche mir vorzustellen, wie sie mit einem schlauen Lächeln meine wenigen Habseligkeiten durchwühlt, und schaudere. Ich öffne den Deckel meiner Holztruhe, in der vagen Erwartung, irgendetwas

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