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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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Beamte zu Hassan, obwohl sein Blick auf mir ruht.
    Meine Augen richten sich bestürzt auf den Wächter, der gleichmütig zurückblickt. »Ich habe keine Zeit, um mir zu merken, was die Leute anhaben, aber ich bin sicher, dass Nus-Nus diesen Burnus trug.«
    Die Enttäuschung des jungen Mannes ist mit Händen zu greifen. »Und was ist mit deinem Schuhwerk, Sidi?«
    Das »Sidi« ist neu, ein gutes Zeichen, aber die babouches habe ich vergessen.
    »Ich glaube, du warst barfuß«, springt Hassan hilfsbereit ein.
    »Barfuß?« Beide Beamte starren mich mit neu erwachtem Interesse an.
    »Der Schlamm war entsetzlich, und ich wollte nicht meine babouches ruinieren.«
    Der jüngere Mann wendet sich wieder seinen Notizen zu. »Hier heißt es, dass du den Palast mit einem Paar hoher Holzschuhe verlassen hast.«
    Liebe Güte! »Tatsächlich?« Haben sie denn sogar die armseligen Sklaven verhört? Die Vorstellung ist absurd, doch hier haben selbst die Wände Ohren. »Ich trug Überschuhe, als ich losging, aber sie waren so hinderlich in dem Matsch, dass ich sie auszog und barfuß ging. Es ist viel einfacher, sich die Füße zu waschen, als die Schuhe zu säubern.«
    Die beiden wechseln einen Blick. Ich frage mich, was das bedeutet.
    »Dürfen wir deine babouches sehen, Sidi? Nur der Vollständigkeit halber«, sagt der ältere Mann fast entschuldigend.
    Hölle und Teufel! Ich deute auf meine Füße. »Hier, ich habe sie an.«
    Sie senken den Blick. Babouches aus Fès sind so gelb wie frische Zitronen, dunkeln aber mit der Zeit zu einem schlammigen Braun nach, und das Leder passt sich der Form der Füße an. Meine sind so abgewetzt wie die eines bettelarmen Zimmermanns, sodass sie kaum des Schutzes von Holzschuhen bedürfen. Die Beamten blicken entsprechend skeptisch drein. »Und das sind die einzigen babouches , die du besitzt?«
    »Ja.« Das klingt selbst für mich nicht ganz glaubhaft.
    »Du hast sicher nichts dagegen, dass wir uns kurz im Zimmer umsehen.« Eine Feststellung, keine Frage.
    Ich trete beiseite. »Nur zu.«
    Sie brauchen nicht lange, es gibt nicht viel zu sehen. Sie durchsuchen die Truhe, blättern sogar durch meine Bücher, als könnte ich die belastenden Schuhe zwischen den Seiten versteckt haben. Sie finden die noch verpackten Einkäufe für Malik. Ich habe vergessen, sie ihm zu geben: ras al-hanout und Attar-Essenz. Sie lassen sich am Geruch leicht identifizieren. Dann beschäftigen sie sich ausgiebig mit der Schreibschatulle, schnüffeln an der Tinte, als glaubten sie, dass ich ihnen mit Gift gefüllte Fläschchen zeige. Als sie meinen khanjar finden, den zeremoniellen Dolch, den alle – auch die kastrierten – Männer zu besonderen Anlässen tragen, sind sie plötzlich ganz aufgeregt, doch als sie sehen, wie stumpf und verrostet die Klinge ist, werden die Gesichter lang. Mit diesem Dolch könnte man einem alten Mann nie den Bart abschneiden oder die Kehle aufschlitzen. Zuletzt nimmt der junge Beamte offensichtlich unzufrieden einen Streifen Stoff aus seiner Umhängetasche und breitet ihn auf dem Boden aus. Darauf ist der Abdruck eines Fußes in einem rostroten Braun zu erkennen.
    »Diesen Abdruck habe ich am Schauplatz des Verbrechens gemacht. Wärst du so freundlich, den rechten Fuß daraufzusetzen, Sidi?«
    Immer noch so höflich. Ich tue wie befohlen. Das Leder meiner alten babouches ist so ausgetreten, dass es über die ursprüngliche Sohle hinausquillt; mein Fuß ist größer als der Abdruck.
    »Danke, Sidi.« Die Stimme des Beamten ist durchdringend und gehässig. Ärgerlich wickelt er den Tuchstreifen wieder auf. Aber er ist noch nicht fertig. »Rachid«, sagt er zu dem älteren Mann. »Die Holzschuhe, bitte.«
    O Maleeo … das sind sie, die verdammten Dinger. Der zweite Beamte nimmt sie aus seiner Tasche und stellt sie vor mir auf den Boden.
    »Würdest du sie anziehen, Sidi?« Sein Ton ist boshaft.
    Soll ich mich zu Boden fallen lassen und eine plötzliche Krankheit vortäuschen? Soll ich aufbrausen und mich weigern? Ich tue nichts davon. Vorsichtig stecke ich den rechten Fuß in den Holzschuh. Doch statt mich zu entlarven, bleibt er auf halbem Weg stecken. Der alte Lederpantoffel ist gut zwei Nummern größer als sein hübsches, mit Juwelen besetztes Gegenstück. Der Beamte versucht sein Bestes, aber es ist offensichtlich, dass dieser babouche und dieser Holzschuh nicht zusammenpassen. Mit einem Ruck, der mich beinahe aus dem Gleichgewicht wirft, trennt er die beiden und wirft den lästigen

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