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Die Sklavin mit den Mandelaugen

Die Sklavin mit den Mandelaugen

Titel: Die Sklavin mit den Mandelaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Schlafzimmertür
öffnete, und gleich darauf erblickte ich einen blonden Kopf mit einem
wunderschön geschlungenen Knoten.
    »Danny Boyd«, fragte sie mit
leiser Stimme. »Wissen Sie, wieviel Uhr es ist ?«
    »Warum ?« erwiderte ich bitter.
    »Es ist fast zwei Uhr morgens«,
meinte sie.
    »Darüber brauchen Sie sich
bestimmt keine grauen Haare wachsen zu lassen«, knurrte ich. »Sie haben ja
schon fast Ihre acht Stunden Schlaf gehabt .«
    »Vielleicht sollte ich lieber
gehen ?«
    Ich knirschte voller
Erbitterung mit den Zähnen.
    »Na schön«, meinte ich mit
einer wilden Grimasse. »Es war ein reizender Abend, Miss Torrence, und ich kann
nur sagen, daß ich mich prächtig amüsiert habe. Ich muß zwar gestehen, daß ich
mich manchmal ein wenig einsam fühlte, aber wenigstens habe ich nicht eine
einzige Partie Schach verloren...«
    »Jetzt sind Sie mir aus
irgendeinem Grund böse«, stellte sie mit einem kläglichen Flüstern fest.
    »Ich hatte mir eben
vorgestellt, daß wir uns jetzt ein bißchen unterhalten«, spöttelte ich. »Da wir
doch endlich einmal Gelegenheit gehabt hätten, im gleichen Zimmer zu sein. Ich
hab’ sogar einen Krug Cocktails gemacht, damit die Konversation flüssiger wird .«
    »Oh!« Ihre Stimme klang
plötzlich erfreut. »Dann wollen Sie also nicht, daß ich nach Hause gehe ?«
    »Sind Sie verrückt ?« rief ich.
    »Na ja, Sie wurden so wütend
über meinen Kosmetikkoffer, daß ich dachte, Sie gäben mir einen Wink mit dem
Zaunpfahl, hier zu verschwinden .«
    »Ich habe mir den großen Zeh
gequetscht«, erklärte ich. »Wahrscheinlich habe ich mir die Wirbelsäule
verrenkt, mein linkes Knie ausgekugelt und auf jeder Seite fünf Rippen
gequetscht, als ich über das verdammte Ding stolperte. Ich war wirklich wütend .«
    »Oh ?« machte sie sanft. »Aber jetzt sind Sie nicht mehr wütend ?«
    »Bestimmt nicht .«
    »Und Sie finden auch nicht, daß
ich lieber nach Hause gehen sollte ?«
    »Keineswegs.«
    »Ich bin ja so froh«, hauchte
sie. »Ich wäre mir so blöd vorgekommen, wenn ich in dem Aufzug ein Taxi gesucht
hätte .«
    Sie trat plötzlich hinter der
Tür hervor, und mir kam es vor, als schwebte sie zum Sofa. Ich hätte gern etwas
gesagt, aber meine Kehle war wie ausgetrocknet und meine Zunge klebte mir am
Gaumen. Sie trug etwas, das offensichtlich entworfen worden war, um darin zu
schlafen — während der Sommermonate — in einem tropischen Klima —, wo selbst
ein Gramm überflüssigen Gewichts eine schlaflose Nacht bedeuten kann.
    Und dieses Etwas war aus
hauchzartem Nylon gefertigt, das sie umschwebte wie der feine Dunst eines
Sommermorgens.
    Einen hinreißenden Augenblick
lang stand sie neben der Couch und setzte sich dann dicht neben mich.
    »Besteht es vor dem
unbestechlichen Auge des erfahrenen Danny Boyd ?« erkundigte sie sich mit schüchterner Stimme, nachdem ich sie mit angehaltenem
Atem bewundert hatte.
    »Bestehen ?« echote ich noch immer fassungslos. »Es ist einfach wunderbar. Nur schade, daß
du es anhast, Kitty. Es verträgt den Vergleich mit deiner Schönheit nicht .«
    Ein schwaches Leuchten trat in
ihre tiefblauen Augen und erhellte ihr zartes Gesicht.
    »Ich bin nicht gern unfair.
Meinst du, es ist unfair, Danny, wenn ich es anlasse ?«
    »Aus Mondstrahlen, Spinnweben
und Bergdunst gesponnen«, sagte ich traurig. »Und doch hält es einen Vergleich
mit deiner makellosen Schönheit nicht aus, Kitty. Ja, ich muß sagen, du bist
unfair .«
    Ihre volle Unterlippe schob
sich herausfordernd nach vorn, und ihr leises, kehliges Lachen hätte selbst Don
Juan nicht kalt gelassen.
    »Dann schenk du mir einen Drink
ein, Danny, während ich versuche fair zu sein .«
    Der Krug zitterte in meiner
Hand, und ich mußte mich scharf konzentrieren, während ich ihr Glas wieder
vollschenkte. Mit dem Glas in der Hand wandte ich mich ihr zu und hätte den
Inhalt beinahe auf meine Hose gegossen. Nein, jetzt war sie nicht mehr unfair.
Das hauchzarte Nylongespinst konkurrierte nicht mehr mit ihrer Schönheit. Es
war einfach nicht mehr da.
    Im warmen Schein der einzigen
Lampe stritten auf ihrem Körper Licht und Schatten, tauchten die weiße Haut in
ein Farbenspiel von Gold, Bernstein und Koralle. Sie nahm mir das Glas aus der
Hand, umschloß es fest mit beiden Händen und führte es zum Mund.
    »Gerade richtig, Danny«,
flüsterte sie. »Warum hältst du jetzt nicht alle Uhren an? Ich möchte, daß der
Morgen nie kommt .«
    »Möchtest du eine komische
Geschichte hören«, fragte ich.

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