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Die Sklavin mit den Mandelaugen

Die Sklavin mit den Mandelaugen

Titel: Die Sklavin mit den Mandelaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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recht«, rief ich
zurück.
    Nachdem sie gegangen war,
schien mir meine Wohnung plötzlich klein und leer. Ich zog mich fertig an, lud
meinen Revolver endlich und steckte ihn in das Schulterhalfter. Dann rief ich
in meinem Büro an. Frans kühle, sachliche Stimme versicherte mir, daß nichts
Aufregendes geschehen war und sich wahrscheinlich auch niemals etwas
Bemerkenswertes ereignen würde. Ich bat sie, sich unter allen Umständen Julie
Kerns Telefonnummer geben zu lassen, falls er wie vereinbart am Nachmittag
anrufen sollte, da ich mich voraussichtlich den ganzen Tag nicht im Büro sehen
lassen würde.
    Dann rief ich Osman Bey an.
Eine vorsichtige Stimme meldete sich.
    »Danny Boyd«, sagte ich.
    »Ich freue mich, nach den
entsetzlichen Ereignissen des gestrigen Abends, Ihre Stimme zu hören, D. Boyd«,
versicherte Osman Bey. »Ich machte mir ernstliche Sorgen um Sie .«
    »Hat Julie Kern Ihnen von der
Vereinbarung berichtet, zu der wir gelangt sind ?«
    »Ich war hocherfreut, davon zu
hören. So klug und so logisch, D. Boyd.«
    »Gut«, erwiderte ich. »Es gibt
noch eine Reihe von Punkten, die ich mit Ihnen besprechen möchte, Mr. Bey. Es
ist ziemlich dringend. Geht es in Ordnung, wenn ich Sie jetzt aufsuche ?«
    »Jetzt?« Er schien nicht
begeistert.
    »In einer Viertelstunde bin ich
bei Ihnen«, erklärte ich und legte rasch den Hörer auf, bevor er protestieren
konnte.
    Fünf Minuten später sprang ich
in ein Taxi. Draußen hatte die Temperatur bereits wieder dreißig Grad erreicht.
Brütende dumpfe Feuchtigkeit hing in der Luft. Menschen und Tiere schlichen
lustlos die Straßen entlang. Nur die Kinder, die in den Parks spielten, hatten
sich ihre Lebendigkeit und Munterkeit bewahrt.
    »Oh«, sagte Selina mit
trotziger Stimme. »Sie sind es .«
    Sie trug ein farbenfreudiges
Baumwollkleid, das gar nicht zu den dunklen Ringen unter ihren Augen und dem
mühsam hinkenden Gang paßte. Mit verdrießlichem Gesicht ging sie mir ins
Wohnzimmer voraus.
    »Selina ?« meinte ich fragend. »Sie sehen aus, als seien Sie soeben von den
Ausscheidungskämpfen im Ringen wiedergekommen und hätten kläglich versagt. Was
ist denn geschehen ?«
    Sie drehte den Kopf, und ihre
braunen Augen spien Gift und Galle, als sie mich ansah.
    »Es ist alles Ihre Schuld«,
fauchte sie wütend. »Gestern abend dachte ich, Julie
sei fest entschlossen, Ihnen einen Denkzettel zu geben. Stattdessen tauchte er
urplötzlich hier wieder auf und benahm sich, als wären Sie und er schon uralte
Freunde. Er behauptete, er hätte Ihnen angeboten, mich gratis in Ihre Wohnung
zu liefern, damit Sie sich an mir revanchieren könnten, aber Sie hätten
abgelehnt. Und er quatschte ’ne Menge Unsinn, daß ich zu sehr ins Kraut schieße
und dringend eine Lektion brauche .«
    »Tut mir leid«, versicherte
ich.
    »Ha, Ihnen tut’s leid«, rief
sie mit bitterem Spott. »An einigen Stellen meines Körpers, die ich nicht näher
beschreiben möchte, haben sogar meine Beulen Beulen .«
    Inzwischen waren wir ins
Wohnzimmer gelangt. Ich blieb stehen und blickte mich um. Wieder war alles wie
am ersten Tag. Die Luft war schwer vom Duft des Weihrauchs, und Osman Bey saß
mit gekreuzten Beinen auf seinem pflaumenfarbenen Sitzkissen und sog gierig an
seiner Wasserpfeife. Er war mir noch genauso unsympathisch wie am ersten Abend.
    »Seien Sie mir gegrüßt, D. Boyd .« Er lächelte mir zu. »Womit kann ich Ihnen heute morgen
dienen ?«
    Ich versuchte mich an den
ersten Abend zu erinnern, als ich ihn kennengelemt hatte, und bemühte mich, mir wieder klarzumachen, was ich damals empfunden
hatte.
    »Selina«, forderte ich das Mädchen
auf. »Würden Sie Mr. Bey helfen, aufzustehen ?«
    »Wenn es notwendig ist, kann
ich stehen«, erklärte Osman Bey würdevoll und wälzte sich dann ächzend von
seinem Kissen.
    Einer meiner ersten Eindrücke
kam mir wieder in den Sinn. Sein Bart mußte falsch gewesen sein, der Mastix
bröckelte ab.
    »Nun, D. Boyd ?« sagte er beinahe ärgerlich. »Warum muß ich vor Ihnen stehen wie ein niedriger
Sklave ?«
    »Gestern abend«, erklärte ich,
»als ich Ihnen einen ausführlichen Bericht dessen gab, was sich in den letzten
vierundzwanzig Stunden zugetragen hatte, sagte ich Ihnen auch, daß Frankie
Lomax felsenfest überzeugt war, daß jemand namens Corlis mich in sein Lokal
geschickt hatte. Und Sie, Osman Bey, fragten: >Corlis? Wer ist Corlis ?< Können Sie sich daran erinnern?«
    »Warum sollte ich es vergessen
haben«, fuhr er mich ungeduldig an. »Es

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