Die Sklavin mit den Mandelaugen
Paris das
Flugzeug bestieg, und das sei alles, was ich darüber wüßte. Da das Geständnis
meines Angestellten auch den Buchverkäufer belastet hatte, fiel es mir nicht
schwer, der Spur nachzugehen, und schließlich stellte ich fest, wer der
Eigentümer der Diamanten war und sie nach New York geschmuggelt haben wollte.
Big Max Morel , wie Sie wissen. Ich suchte ihn auf. Er
wußte bereits, daß die Diamanten verschwunden waren und machte keinen Hehl aus
seinem Zorn. Ich legte meine Karten auf den Tisch: Ich wollte meine Tochter
wiederfinden, er seine Diamanten — warum also sollten wir nicht gemeinsame
Sache machen? Er wies mich an, mich bei meiner Ankunft mit Julie Kern, seiner
rechten Hand, in Verbindung zu setzen, der mich nach Kräften unterstützen
würde. Einen Tag nach Martas Entführung traf ich hier ein, aber ich wagte
natürlich nicht, unter meinem richtigen Namen aufzutreten. Kern berichtete mir,
daß Lomax zu der Überzeugung gelangt sei, Osman Bey habe versucht, ihn übers
Ohr zu hauen und daß er ihn deshalb in seinem Lokal gefangenhalte .
Doch obwohl Lomax mit allen Mitteln versuchte, Osman Bey ein Geständnis
abzupressen, beharrte dieser auf seiner Behauptung, daß er nichts über den
Verbleib der Diamanten wisse. Da kam mir der Gedanke, selbst als Osman Bey
aufzutreten, einen Privatdetektiv zu engagieren, um mir bei der Suche nach
meiner Tochter zu helfen, nämlich Sie, Mr. Boyd .«
»Und irgend jemandem gelang es,
in Lomax’ Keller einzudringen und Osman Bey zu töten«, stellte ich fest.
»Warum?«
Murad zuckte die Achseln.
»Ich verstehe die Mentalität
dieser amerikanischen Verbrecher nicht, Mr. Boyd. Ich sehe keinen logischen
Beweggrund für den Mord an Osman Bey .«
»Und offenbar hat noch immer
niemand das Versteck der Diamanten oder des Buches entdeckt«, meinte ich.
»Nein.« Er lächelte schwach.
»Wenn meine Tochter nicht in diese Angelegenheit verwickelt wäre, Mr. Boyd,
dann würde mich offen gestanden das Schicksal des Buches mehr kümmern, als das
der Diamanten. Es ist eine großartige Übersetzung. Yusuf Kamil Pasha ist einer der unsterblichen Namen in unserer
Literaturgeschichte .«
»Na schön«, meinte ich
zuversichtlich. »Vielleicht ist uns das Glück doch noch hold und wir finden
beides. Wissen Sie, wo man Julie Kern jetzt erreichen kann ?«
»Ja.«
»Ich bin der Ansicht, wir
sollten uns zu einer Besprechung zusammensetzen. In zwei Stunden vielleicht.
Julie, Sie, ich und Lomax. Es gibt nur einen Ort, wo sich Ihre Tochter befinden
kann. In dem Haus von Beatrice Corlis auf Long Island. Aber als erstes müssen
wir uns darüber klarwerden, wie wir überhaupt in das Haus hineinkommen wollen .«
»Ich ruf’ ihn gleich an«,
schlug Abdul Murad vor.
Nachdem Murad das Zimmer
verlassen hatte, betrachtete mich Selina mit einem spöttischen Lächeln.
»Sie sind also endlich
dahintergekommen, Sie oberschlauer Fuchs! Nachdem Sie gestern abend mit Julie verschwunden waren, bogen sich Abdul und ich
vor Lachen über unseren großartigen Auftritt. >Möge Allah dich dazu
verdammen, auf einem Schwert zu sitzen...<« Sie brach plötzlich in
schallendes Gelächter aus.
»Erinnern Sie sich auch noch
daran, daß ich vermutete, Julie Kern habe Sie mit List und Tücke in Osman Beys unmittelbare Umgebung geschmuggelt ?« fragte ich, als ihr Gelächter sich gelegt hatte.
»Klar«, bestätigte sie. »Sie
hatten recht, aber es war der falsche Osman Bey .«
»Aber die Zeit, die Sie bei dem
echten Osman Bey verbrachten, genügte Ihnen nicht, um herauszufinden, daß er
mit Beatrice Corlis in enger Verbindung stand ?«
»Nein.« Sie war plötzlich
argwöhnisch. »Warum?«
»Es beweist nur, daß Bey
schlauer war, als Sie glaubten«, meinte ich. »Er wußte, daß Julie Sie
eingeschmuggelt hatte, aber ich nehme an, er war der Meinung, das sei ihm der
Spaß wert. Schließlich und endlich bekommt man nicht alle Tage eine
Bauchtänzerin mit Ihrer Figur geschenkt, was ?«
»Sie...«, rief Selina bitter.
»Ich schlage Ihnen einen Handel
vor«, sagte ich. »Sie hören auf, über mich zu lachen, dann lache auch ich nicht
über Sie .«
Wir saßen um den Tisch im
Eßzimmer der Dachetage. Julie hatte mir gegenüber Platz genommen, und Abdul
Murad gegenüber von Lomax.
»Okay, Danny«, sagte Julie
beinahe freundlich. »Diese Besprechung war Ihr Einfall. Schießen Sie los !«
»Haben Sie etwas dagegen, wenn
ich mir erst über einige Einzelheiten Gewißheit verschaffe ?« fragte ich.
»Warum nicht
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