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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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anheben. Eure hypothetische Aufgabe wäre somit erfüllt.«
    Der Graf und seine beiden Söhne wirkten sichtlich verwirrt. Über Sabers und Dominors Augen hatte sich ein glasiger Schleier gelegt, der ihr deutlich zeigte, dass sie kein Wort verstanden hatten.
    Sich mühsam ein Lächeln verbeißend fuhr sie fort: »Oder
ich könnte Druckluft benutzen, um diese Bank in die Höhe zu pumpen. Es gibt viele Möglichkeiten, Eure Aufgabe ohne Einsatz von Magie zu lösen«, fügte sie obenhin hinzu. »Und wir kennen sie alle. Technologie hat viele Vorteile – und viele Nachteile, was auch für die Magie gilt. Magie lässt sich hier auf Nightfall nur einfacher nutzen.«
    »Aber dazu benötigt man einen Magier, der fähig ist, sie auszuüben«, versetzte Lord Aragol. »In Mandare gibt es nur sehr wenige männliche Magier. Deswegen haben wir zahlreiche Methoden entwickelt, unsere Probleme ohne die Hilfe von Magie zu lösen.« Er sah seine Söhne an, dann strich er lächelnd über seinen Spitzbart. »Eure Majestät … wärt Ihr so freundlich, einen Eurer Diener eine Melone oder eine ähnlich große Frucht bringen und dort auf den Sockel bei der äußeren Mauer setzen zu lassen?«
    »Wozu soll das gut sein?«, fragte Saber ihn.
    »Ich werde Euch beweisen, dass mandaritische Technik Eurer Magie überlegen ist.«
    Jetzt kommt’s … ich wette, er will uns seine Steinschlosspistolen vorführen, um uns in Angst und Schrecken zu versetzen! Aber sie und Morganen waren auf diese Möglichkeit vorbereitet. »Schatzkanzler, würdet Ihr Euch bitte darum kümmern?«, bat Kelly Dominor. »Bringt uns ein paar Melonen, sie sind bei dieser Wärme sehr erfrischend.«
    »Selbstverständlich, Majestät.« Dominor verneigte sich und steuerte auf den nächstgelegenen Burgflügel zu. Die Bewohner von Nightfall und die Mandariter beäugten einander und sprachen über das Wetter und ähnliche Belanglosigkeiten, bis ihnen nichts mehr einfiel und sie verstummten.
    Saber wechselte von Mandaritisch zu Katanisch und senkte seine Stimme ein wenig: »Hast du eine Ahnung, was der Mann vorhat? Seine Selbstgefälligkeit stimmt mich argwöhnisch, aber deine schnellen Antworten haben mir gefallen. Soweit ich sie verstehen konnte.«
    »Ich glaube, er will die Durchschlagskraft der Pistolen demonstrieren, die er und seine Männer bei sich tragen«, gab Kelly mit einem leichten Lächeln zurück. Den Mienen ihrer Gäste entnahm sie, dass es ihnen missfiel, ihrem Gespräch nicht folgen zu können. »Ich habe damit gerechnet. Schusswaffen sind sehr beeindruckend – und sehr laut, nur um dich vorzuwarnen -, wenn sie in der Gegenwart von Leuten abgefeuert werden, die nicht mit ihnen vertraut sind.«
    »Ist das Eure Landessprache?«, erkundigte sich Sir Eduor neugierig. »Sagtet Ihr nicht, Ihr würdet Euch aus Geboten der Höflichkeit nur unserer Sprache bedienen?«
    »Wir haben ein paar zwischen Ehegatten übliche Koseworte ausgetauscht, die nicht für fremde Ohre bestimmt sind«, gab Saber geistesgegenwärtig zurück. »Wie Ihr sicher schon bemerkt habt, legen wir großen Wert darauf, Privates auch privat zu halten.«
    Kelly lächelte zu ihm auf, dann richtete sie den Blick wieder auf die drei Männer vor ihr. »Respekt zieht Bewunderung nach sich, meine Herren, das ist ein ganz natürlicher Prozess. Mein Gemahl weiß, dass ich freundliche Worte zu schätzen weiß und auf barsche sehr ungehalten reagiere. Und da er es vorzieht, sich nicht mit mir zu streiten, geht er höflich und liebevoll mit mir um – so wie ich auch mit ihm.
    Wir hier auf Nightfall halten viel von gegenseitigem Entgegenkommen«, fuhr sie fort. »Es erfordert große Charakterstärke, auf Grobheit mit Höflichkeit zu antworten. Aber wenn jemand sich höflich verhält, erleichtert er es seinen Mitmenschen, ihm gleichfalls höflich zu begegnen. Dasselbe gilt für das Gegenteil; Gewalt fordert oft Gewalt heraus, und ein weiser Mensch lässt es gar nicht erst soweit kommen – ah, Lord Dominor, da seid Ihr ja wieder.«
    Dominor, der einen Korb mit Melonen in der Hand
hielt, nickte und ging zu den acht Ziersäulen hinüber, auf denen normalerweise Urnen mit Blumen standen. Ein Sturm hatte zwei davon heruntergeweht, und die Brüder hatten nur die Scherben zusammengekehrt und die anderen Töpfe so umgestellt, dass die beiden kahlen Säulen die restlichen sechs flankierten, damit es so aussah, als wären die äußeren Blumentöpfe absichtlich weggelassen worden. Er stellte den Früchtekorb am Fuß der

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