Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)
wann dieses Unheil endlich ausgestanden
ist und ich dich in unsere Kammer hinauftragen kann«, brummte Saber. »Fluch hin, Fluch her, kein Mann hat es verdient, dass seine Flitterwochen immer wieder unterbrochen werden.«
Seine Frau lächelte, als sie aufstand und sich reckte. »Armes Baby.«
Nur die weltgewandteren Illusionen schienen Notiz davon zu nehmen, dass der Prinzgemahl seine Königin daraufhin auf den Schoß zog und leidenschaftlich küsste. Die anderen fuhren fort, Belanglosigkeiten auszutauschen; zu mehr befähigte sie ihr Zauber nicht.
21
S timmt es, dass die Frau, die vorgibt, über Euch zu herrschen, keine magischen Kräfte besitzt?«, fragte Sir Eduor Dominor.
Dominor musterte den jungen Mann aus schmalen blauen Augen. Er war höchstens neunzehn Jahre alt und wies noch nicht einmal den Ansatz eines Bartflaums auf. Sein Bruder sah aus wie fünfundzwanzig und der Vater, der gerade vom Abtritt kam, musste Mitte Vierzig sein. Dominor war von allen dreien nicht sonderlich beeindruckt. »Sie gibt nicht vor , über uns zu herrschen, sie ist unsere rechtmäßige Königin. Achtet auf Eure Wortwahl, junger Freund. Ihre Majestät könnte davon erfahren, und wenn Ihr Euch ihre Missbilligung zuzieht, hätte das üble Folgen für Euch.«
Sein Bruder Sir Kennal schnaubte geringschätzig. »Wenn sie keine magischen Kräfte hat, haben wir von ihr nichts zu befürchten.«
Dominor lächelte in sich hinein. Wenn er seine Schwägerin doch nur überreden könnte, ihm ihre fremdländische Kampftechnik beizubringen! Hier war ein arroganter junger Flegel, dem es nicht schaden konnte, einen Mund voll Staub zu schlucken. »Wenn Ihr das glaubt, dann seid Ihr ein Narr. Magie und Geschlecht haben mit Macht nichts zu tun. Aber sagt mir im Interesse des gegenseitigen besseren Kennenlernens doch, was Euch veranlasst hat, davon auszugehen, dass unsere Königin fähig ist, Magie auszuüben.«
»Weil Magie durch die Adern der Frauen fließt«, erwiderte der ältere Sohn sachlich.
Dominor hob die Brauen. »Nur durch die Adern der Frauen?«
»Natürlich«, bestätigte Eduor. »Abgesehen von den wenigen von den Göttern gesegneten Männern, die mit einem Tropfen davon geboren sind, aber das ist nur einer von Hunderttausenden.«
Kennal musterte Dominor forschend. Im nächsten Moment öffnete sich die Tür der Abtrittkammer, und sein Vater kam heraus. »Das scheint Euch zu wundern, Lord Dominor«, meinte er.
»Natürlich wundert mich das. Alle Bewohner von Nightfall bedienen sich magischer Mittel, und zwar unabhängig von ihrem Geschlecht. Und selbst die, die nicht über diese Gabe verfügen, setzen die Magie von Nachbarn und Freunden in ihrem täglichen Leben ein«, erklärte Dominor. Da Kelly einen Seherspiegel benutzen konnte, wenn er für sie aktiviert wurde, und einen Dolch besaß, der von selbst in ihre Hand kam, wenn sie ihn rief, entsprach dies sogar der Wahrheit. »Dasselbe gilt für das Königreich Katan.
Ich selbst bin der drittmächtigste Magier von ganz Nightfall und zähle zu den bedeutendsten auf dem Festland Katan, unter dessen fünf Millionen Einwohnern es Zehntausende Magier gibt. Aber das liegt daran, dass sowohl meine Mutter als auch mein Vater über magische Kräfte verfügten.«
»Ihr seid ein Magier?« Lord Aragols braune Augen begannen zu glitzern. »Ein sehr mächtiger noch dazu? Wie groß ist denn Eure Macht?«
»Warum wollt Ihr das wissen?« Dominors Brauen schossen erneut in die Höhe.
Der Graf hob sein spitzbärtiges Kinn. »Das Unabhängige Königreich Mandare kann für seinen Kampf gegen die Tyrannei natallianischer Frauen und ihre unmoralischen Hexenkünste immer Männer mit Euren Fähigkeiten brauchen. Wenn Ihr oder ein anderer Mann mit magischen
Kräften uns in unser Reich begleiten würde, könnten wir die Sicherung unserer Grenzen mittels unserer Kriegsmaschinen nicht nur beenden, sondern dank der Hilfe Eurer Magie sogar noch verstärken und das zurückfordern, was uns rechtmäßig zusteht: die Herrschaft über Natallia. Jeder mit magischen Kräften ausgestattete Mann, der sich uns anschließt und in unsere Dienste tritt, würde in den Adelsstand erhoben und mit Landbesitz und anderen Reichtümern großzügig entlohnt werden.«
»Ich bin ein getreuer Diener der Herrin von Nightfall«, erinnerte Dominor ihn, sorgsam darauf bedacht, sich seinen Ärger ob dieses Angebots nicht anmerken zu lassen. Er mochte zwar übermäßig von sich eingenommen sein, aber er war keineswegs
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