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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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hinüber, schnippte mit den Fingern und starrte die Melone an. Sein blau gewandeter Rücken versperrte den anderen die Sicht. Einen Moment später griff er nach der Frucht und zeigte Aragol und seinen Söhnen das Loch in der Schale. Ein Austrittsloch gab es nicht. Er grub die Finger in die runde Öffnung und brach die Melone in zwei Hälften. Kelly und Saber stellten fest, dass sich die Kugel fast bis zur anderen Seite in das rote Fruchtfleisch gebohrt hatte.
    Kelly klaubte sie heraus und betrachtete sie. Die kleine Eisenkugel, nicht größer als ein Fingernagel, fühlte sich
immer noch heiß an, aber nicht so heiß, dass sie sich die Fingerspitzen daran verbrannt hätte.
    Saber nahm sie ihr ab und inspizierte sie. »Interessant.«
    »Nicht wahr? Und wir haben noch mehr dieser Waffen. Einige können sogar Geschosse von der Größe einer Männerhand abfeuern«, prahlte Lord Aragol.
    »Ja, das war eine interessante Demonstration, das muss ich zugeben«, gab Kelly milde zurück. »Lord Dominor, wärt Ihr so gut, eine Melone für mich auf den Sockel zu legen?«
    »Wie Ihr befehlt, Majestät.« Mit einer leichten Verbeugung ließ Dominor die Melonenhälften neben die Überreste der ersten Frucht fallen und platzierte eine andere auf der steinernen Oberfläche.
    »Ihr wünscht eine weitere Vorführung, Majestät?«, fragte Lord Aragol. »Mein anderer Sohn tut Euch gern den Gefallen.«
    »Eure Steinschlosspistolen sind durchaus brauchbare Waffen.« Kelly griff unter den Saum ihrer Westen-Tunika. »Es ist schon einige Zeit her, seit ich zuletzt eine gesehen habe. Aber Ihr müsst mir vergeben, dass ich vielleicht nicht so beeindruckt bin, wie Ihr gehofft habt«, fügte sie entschuldigend hinzu, dabei zückte sie die 9-mm-Automatik, die Morganen ihr aus ihrer eigenen Welt besorgt hatte. Sie hatte gewusst, dass sie sie brauchen würde.
    Sie entsicherte die Waffe und überprüfte die Kammer. Auf Wunsch ihrer Eltern hatte sie nicht nur Kung Fu gelernt, sondern auch einen Schießkurs belegt, als sie auf das College gekommen war. Sie hob die Waffe und drückte viermal hintereinander ab.
    PENG! PENG! PENG! PENG!
    Nachdem die Schüsse verhallt waren und die dünne Rauchwolke sich aufgelöst hatte, stellte Kelly erleichtert fest, dass sie die Melone viermal getroffen hatte, obgleich sie so lange aus der Übung war. Sie sicherte die Waffe wieder und schob sie in das unter ihren Kleidern verborgene
Holster zurück. »Wie Ihr seht, haben wir Eure Technik beträchtlich weiterentwickelt.«
    »Darf ich die Waffe einmal sehen, Majestät?« Aragol streckte eine Hand aus. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft klang seine Stimme respektvoll, doch seine erstaunte Bewunderung galt eindeutig der der seinen so überlegenen Waffe, nicht ihrer Person, sie war ja nur eine Frau.
    »Nein, das dürft Ihr nicht, Mylord«, gab Kelly knapp zurück. »Solche Waffen gehören nicht in die Hände von Menschen, die nicht verantwortungsbewusst damit umzugehen wissen. Wir verfügen über genug nichtmagische Technologie, um diese ganze Insel in einen Haufen schwarzer Schlacke, Trümmer und Asche zu verwandeln; wir sind nur nicht so dumm, diese Waffen auch tatsächlich einzusetzen.«
    »Ihr besitzt Waffen, mit denen Ihr diese gesamte große Insel dem Erdboden gleichmachen könnt?«, vergewisserte sich Sir Kennal. »Warum benutzt Ihr sie dann nicht dazu, um die ganze Welt zu erobern?«
    »Da Ihr Euch doch so viel auf Eure Intelligenz einbildet, Lord Aragol, Sir Kennal, Sir Eduor … sagt mir doch, was wir damit erreichen würden, wenn wir so dumm wären, diese mächtigen Waffen zum Einsatz zu bringen?«, konterte Kelly, die an sich halten musste, um nicht entnervt die Augen zu verdrehen. »Würde uns das mehr Land, mehr Erze und Bodenschätze einbringen? Das Land wäre schwarz verbrannt und würde keine Ernten mehr hervorbringen, die Bodenschätze wären nur noch nutzlose Schlacke, die Gebäude Trümmer, Pflanzen, Tiere und Menschen im Feuer verglüht – was hätten wir also davon?«
    »Ihr könntet Euren Feinden mit diesen Waffen drohen«, meinte Lord Aragol. »Damit könntet Ihr Euch einen ganzen Kontinent untertan machen.«
    »Oder meine Feinde könnten auf die Idee kommen, selbst ähnliche Waffen zu entwickeln, um sie dann gegen
mich einzusetzen«, gab Kelly zurück. »Der einzige Weg, in einem Krieg etwas zu gewinnen, besteht darin, ihn zu verhindern, bevor er ausbricht. Der einzige Weg, Gewalt zu überleben, besteht darin, sie zu beenden. Der beste Weg, zu

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