Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)
Wohlstand zu gelangen, besteht darin, Frieden zu schaffen.«
»Ihr könnt diese Natallier, gegen die Ihr kämpft, nur besiegen, wenn Ihr Frieden mit ihnen schließt«, fuhr Dominor fort. »Ihr sagtet, Ihr hättet nichtmagische Möglichkeiten gefunden, mit denen Ihr die Magie ausübenden Frauen von Natallia bekämpft. Wer sagt Euch denn, dass sie nicht schon daran arbeiten, Euch mit noch mächtigerer Magie oder eigenen nichtmagischen Waffen entgegenzutreten? Dann könnte sich auch Euer Land in eine schwarz versengte Wüste verwandeln. Ein Sieg ist nur dann ein Sieg, wenn beide Parteien noch am Leben sind, um ihn zu feiern.«
»Wir wissen, warum Ihr hier seid«, spann Kelly den Faden weiter. »Ihr sucht Land, das Ihr erobern könnt. Der augenblickliche Stand Eurer Technologie reicht nicht aus, um der Magie dieser Natallier beizukommen. Also wollt Ihr versuchen, diese Insel an Euch zu bringen, die weit außerhalb der Reichweite Eurer Feinde liegt, damit hier neue Krieger in dem Glauben heranwachsen können, Frauen seien ihnen in jeder Hinsicht unterlegen. Aber Frauen sind nur anders als Männer, nicht besser und nicht minderwertiger. Nur anders.
Ihr seid zu bedauern, weil Ihr Euch vor so unbedeutenden Dingen wie dem Unterschied zwischen Männern und Frauen fürchtet und Eure angebliche Überlegenheit auf eine so kindische Weise unter Beweis stellen müsst«, schloss sie.
»Kindische Weise!«, entrüstete sich Lord Aragol.
»Ganz recht. Ich meine Eure Zurschaustellung unreifer Arroganz und Eure ungerechtfertigten, kaum verschleierten
Drohungen«, erinnerte ihn Kelly. »Ihr habt gedacht, wir wären zu dumm, das zu bemerken, aber Ihr habt Euch geirrt. Ich kann nur hoffen, dass Ihr den Kurs, dem Ihr folgt, ändert, bevor es zu spät ist und Ihr Euch selbst zerstört. Momentan seid Ihr blind für die Gefahren, die unterhalb der Wellen lauern, die Ihr aufwerft.«
»Nightfall und das im Westen dahinter liegende Reich Katan interessieren sich nicht für Eure Zwistigkeiten.« Saber legte Kelly die Hände auf die Schultern und musterte die Fremden eindringlich. »Ihr könnt hierher kommen, um in Frieden Handel zu treiben, und Ihr könnt zu demselben Zweck Katan besuchen. Aber Ihr tut gut daran, es nicht auf einen Kampf mit uns ankommen zu lassen – Ihr könnt ihn nicht gewinnen. Und Ihr tätet gleichfalls gut daran, keinerlei Feindseligkeit erkennen zu lassen, solange Ihr hier seid«, warnte er. »Nightfall wird durch überlegene Technologie, überlegene Magie und den Herrn der Nacht geschützt, dessen Zorn fürchterlich ist, wenn er sich gezwungen sieht, seine Heimat zu verteidigen. Katan verfügt über den Rat der Magier sowie zahlreiche wirkungsvolle Möglichkeiten, sich vor Invasoren zu schützen. Keines dieser beiden Länder wird Gewalt und Aggressoren dulden.«
»Fasst unsere Worte bitte nicht als Drohung auf«, murmelte Dominor, als die drei Männer finster die Brauen zusammenzogen. »Wir erteilen Euch nur einen wohlmeinenden, auf Weisheit und Erfahrung beruhenden Rat und hoffen, dass Ihr ihn beherzigt. In diesem Fall sind wir gern bereit, mit Euch Handel zu treiben.«
»Wenn Ihr einen Feind besiegen wollt, müsst Ihr beweisen, dass Ihr ihm überlegen seid«, fuhr Kelly fort. »Und zwar nicht durch den Einsatz von Waffen, sondern indem Ihr Euch als klüger erweist und den Konflikt beendet. Ihr müsst Euch ihm überlegen zeigen, indem Ihr zu Kompromissen bereit seid, wenn er zu halsstarrig ist, Euch entgegenzukommen.
Tut Ihr das nicht, werdet sowohl Ihr als auch Eure Feinde dahinwelken und sterben wie ein Baum, der unter dem Druck zerbricht, wenn er sich weigert, im Wind zu schwanken.
Und noch etwas. Begeht nicht den Fehler zu glauben, die Herrscher dieses Landes Natallia würden so denken wie Ihr selbst. Wenn es sich bei diesen Herrschern um Frauen handelt, dann sage ich Euch als Frau, dass dies nicht der Fall ist. Frauen lassen sich von Waffen weit weniger beeindrucken als Männer. Von roher Gewalt übrigens auch nicht.«
Lord Aragol erwiderte nichts darauf, sondern betrachtete sie und den hinter ihr stehenden Saber mit unergründlicher Miene. Seine Söhne machten skeptische Gesichter. Als Aragol endlich sprach, sah er dabei Saber und nicht Kelly an. »Ihr wärt weitaus weniger nachsichtig, wenn Ihr einen so anmaßenden Feind wie die Natallier hättet. Ihr wärt den Launen und der Gnade Eurer Frau hilflos ausgeliefert, und Ihr würdet ihr nicht als gleichgestellt betrachtet. Männer sollten nicht auf diese
Weitere Kostenlose Bücher