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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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frauenfeindlich eingestellt. Doch da es galt, möglichst viel über diese Fremden in Erfahrung zu bringen, bezwang er seinen Unmut und fuhr diplomatisch fort: »Aber ich werde über Euren Vorschlag nachdenken. Und nun kommt, lasst mich Euch die südwestlichen Gärten zeigen, wir ziehen dort einige seltene Pflanzen, die Euch sicher interessieren.«
     
    Kelly, die mit Saber den Gartenpfad entlangschritt und dabei ihren »Untertanen« – einer Handvoll illusionärer Höflinge und ein paar Gärtnern – hoheitsvoll zunickte, entdeckte das Quartett tatsächlich existierender Männer in der Nähe eines kunstvollen Springbrunnens am Rand der äußeren Mauer. Kurz nach ihrer Ankunft in dieser Welt war das Wasser noch mit Unkraut verunreinigt gewesen; Moos, Ranken und Flechten hatten die gemeißelten Figuren überwuchert, und die meisten Rohre hatten nur dünne Rinnsale schleimigen Wassers ausgespieen.
    Jetzt blitzte und blinkte alles vor Sauberkeit. Die marmornen Umrandungen der Wasserbecken glänzten in der Sonne, aus den Mäulern der Granitseepferdchen ergoss sich klares Wasser in schillernden Kaskaden in künstliche
Seen, bunte Fresken schmückten die Mauern, die die einzelnen Gärten voneinander trennten.
    Als Lord Aragols Blick auf Kelly und Saber fiel, setzte er ein gewinnendes Lächeln auf. »Eure Hoheit … Eure Majestät. Eure Gärten sind wahrhaftig eine Augenweide. Wurden diese Springbrunnen mit Hilfe von Magie oder allein in Handarbeit angefertigt?«
    Kelly hob die Brauen. »Um diese Frage beantworten zu können müsste ich in den Palastchroniken nachlesen, Lord Aragol«, erwiderte sie obenhin. »Aber ich denke, dabei war beides im Spiel; Magie ermöglicht es uns, derartige Arbeiten schneller auszuführen, trotzdem ist es unerlässlich, dass unsere Handwerker über ein gewisses Maß an Geschick verfügen.«
    Aragols Schnurrbart zuckte leicht. »Aber eine nur von Hand ausgeführte Arbeit nötigt mir weitaus größere Bewunderung ab, vor allem, wenn dabei Gerätschaften eingesetzt werden, die der menschliche Verstand und nicht ein magischer Zauber erdacht hat. Wie würdet Ihr zum Beispiel diese steinerne Bank dort drüben anheben, Eure Majestät, um sie anderswo aufzustellen?«
    Kelly betrachtete die fragliche Bank. Sie bestand aus massivem Granit, bot vielleicht sechs oder sieben Menschen Platz und mochte gut und gern vierhundert Pfund wiegen. »Ich könnte den Schatzkanzler oder meinen Gemahl bitten, sie mittels Magie von hier nach dort zu schaffen«, gab sie zurück, wohl wissend, was für ein Spiel er spielte. »Oder andere magisch begabte Bewohner Nightfalls – das wäre die einfachste und schnellste Methode.«
    »Und wenn Euch keine magischen Hilfsmittel zur Verfügung stünden?«, fragte Aragol tückisch. »Was würdet Ihr tun, wenn Ihr nicht auf Magie zurückgreifen könntet?«
    »Dann gäbe es viele starke Hände, die mir behilflich sein würden«, entgegnete sie mit milder Nachsicht. »Und das würden sie auch tun, wenn ich nicht ihre Königin wäre.
Wir hier auf Nightfall pflegen uns gegenseitig zu helfen, das erleichtert uns allen das Leben.«
    »Aber wenn Ihr nun allein auf Euch gestellt wärt? Ich könnte diese Bank anheben, indem ich meinen Verstand zu Rate zöge, Majestät«, beharrte er. »Indem ich Gerätschaften benutze, die ich unter Zuhilfenahme einiger weniger einfacher Werkzeuge selbst zusammenbaue – ganz ohne Magie.«
    »Auch wir sind auf dem Gebiet nichtmagischer Technologie nicht unbewandert, Lord Aragol. Wäre ich alleine«, fuhr Kelly sachlich fort, »und sähe irgendeine Notwendigkeit, diese Bank anzuheben, dann würde ich ein Flaschenzugsystem konstruieren, vielleicht mit einem Übersetzungsverhältnis von zehn zu eins, sodass ich mit jedem Zug vierhundert statt vierzig Pfund bewegen könnte. Simple Mechanik, versteht Ihr?«
    Das überhebliche Lächeln des Edelmannes verblasste angesichts der technischen Begriffe, die auf ihn niederprasselten, ein wenig.
    »Oder ich könnte eine zahnradbetriebene Hebewinde einsetzen und den Drehmoment des Kettenzahnrades nutzen, um ein hohes Gewicht unter Einsatz eines Minimums an Körperkraft anzuheben.« Kelly hatte Mühe, sich ein spöttisches Grinsen zu verkneifen. Dieses Duell gewinnst du nicht, du eingebildeter Ochse , dachte sie, während sie blasiert die Achseln zuckte. Die Technik meiner alten Heimat ist der deiner Welt weit überlegen. »Und unter Zuhilfenahme zweier Winden – eine an jedem Ende – kann ich die Bank noch müheloser

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