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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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einer leichten Drehung seines eigenen Handgelenks unsichtbar
machte. Einen Moment später lösten sich auch sämtliche illusionären Höflinge und Dienstboten in Luft auf.
    Dominor blieb mit den drei Mandaritern im Garten zurück. Außer dem Plätschern der Springbrunnen war kein Geräusch mehr zu vernehmen.
    Der Drittgeborene der Brüder blickte seufzend in Richtung des Palastes, als seien die Illusionen dorthin verschwunden. »Ich vergesse immer wieder, den Wachposten einzuschärfen, ungebetene Gäste auf die folgenschwerste Regelübertretung hier auf Nightfall hinzuweisen – Ihre Majestät zu erzürnen. Ihr Temperament geht gelegentlich mit ihr durch, aber das liegt daran, dass sie übermäßig um das Wohl ihrer Untertanen besorgt ist.«
    »Ich entschuldige mich für ihre Heftigkeit«, fuhr Dominor nach kurzem Schweigen diplomatisch fort, »aber wie Ihr ja selbst seht, ist sie bestrebt, stets zum Besten ihres Volkes zu handeln, deswegen nehmen wir ihre Temperamentsausbrüche auch klaglos hin. Allerdings hat sie in Bezug auf das, was wir von uneingeladenen Besuchern hinnehmen und was nicht, vollkommen recht. Als Königin genießt sie nur das Vorrecht, sich unverblümter darüber äußern zu können, als wir anderen es für höflich erachten würden – das Privileg eines Monarchen, wie Ihr wisst.« Er nickte den drei Männern zu. »Und nun muss ich den Befehl meiner Königin ausführen. Zum östlichen Hof geht es hier entlang, meine Herren, wenn Ihr mir bitte folgen würdet?«
    »Ihr weist uns tatsächlich von dieser Insel?«, entrüstete sich Sir Kennal. »Jetzt sofort?«
    Sein Vater brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen. »Teilt Ihrer Majestät mit, dass wir heute Abend den Anker lichten. Aber wir werden zurückkommen, und dann...«
    Weiter kam er nicht, denn plötzlich stolperte er und stürzte ohne einen erkennbaren Grund zu Boden. Dominor
hob verdutzt die Brauen und die beiden jungen Männer starrten verwirrt auf ihren Vater hinab. Dessen Hut war verrutscht, seine Wange wurde gegen den steinernen Untergrund gepresst und ein Arm auf seinen Rücken gedreht – eine Position, die Dominor nur allzu gut kannte; zum Glück war diesmal nicht er derjenige, der in diesem eisernen Griff gehalten wurde.
    »Bei den Rechten der Männer!«, entfuhr es Aragol. »Was hat mich da plötzlich gepackt?«
    Dominor grub die Zähne in die Innenseiten seiner Wangen, um sich ein Lachen zu verbeißen. Seine Schwägerin hatte es schon wieder getan, und er hatte keine Möglichkeit gehabt, sich ihre Bewegungen einzuprägen! Doch es gelang ihm, die Fassung zu wahren und sich seine Belustigung nicht anmerken zu lassen.
    »Ich denke, Eure Worte enthielten eine gegen die Bewohner dieser Insel gerichtete versteckte Drohung, Lord Aragol, und diese Drohung hat der Herr der Nacht im Traum vernommen. Er ist sogar im Schlaf gefährlich, und da Ihre Majestät Euch aufgefordert hat, die Insel zu verlassen, steht Ihr auch nicht mehr unter ihrem Schutz vor seinem Zorn. Seid froh, dass er im Moment nur träumt und nicht erwacht ist, denn sonst wäre Euer Leben verwirkt. Sein Durst nach dem Blut unwillkommener und unhöflicher Fremder ist in diesem Land geradezu legendär.«
    »Steht doch nicht einfach nur tatenlos da – helft mir! Macht mich von ihm los!«, keuchte der sich verzweifelt im Griff seines unsichtbaren Angreifers windende Mann. Seine Stiefel schabten über die steinernen Fliesen und den Rand eines Blumenbeetes, doch es gelang ihm nicht, sich zu befreien. Seine Söhne eilten ihm zu Hilfe, wurden aber von einer anderen unsichtbaren Hand aufgehalten. Lord Aragol verdoppelte seine Anstrengungen. Nach Atem ringend blinzelte er zu Dominor auf. » Helft mir! «
    »Ich schlage vor, Ihr entschuldigt Euch mit aufrichtigem
Bedauern dafür, dass Ihr auch nur flüchtig in Erwägung gezogen habt, Nightfall zu bedrohen, und versichert feierlich, alles in Eurer Macht Stehende zu tun, um dafür zu sorgen, dass sich Eure Landsleute wie zivilisierte Menschen benehmen und es nicht an dem gebotenen Respekt fehlen lassen, falls sie noch einmal in diesen Teil der Welt kommen sollten – das gilt selbstverständlich auch für Euch selbst«, fügte Dominor hinzu, während der Graf immer noch versuchte, seinen auf den Rücken gedrehten Arm aus dem Griff seines unsichtbaren Gegners zu befreien. »Manchmal, wenn sein Zorn groß genug ist, dehnt der Herr der Nacht seinen Schutz auch bis zur Küste von Katan aus, unseres nächsten Nachbarlandes. Es geht das

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