Die Söhne der Sieben
Augenbrauen zogen sich zunächst zusammen, während er das Schreiben konzentriert las. Dann hob sich erst eine langsam, dann die Zweite und er blickte kurz zu mir, der ungeduldig wartete, auf, um dann mit einem sanften Lächeln weiter zu lesen. Als er das Schreiben weglegte, lachte er leise und blickte wieder zu mir.
„Was ist so komisch?“ wollte ich wissen.
„Nichts…“ versicherte er und seine Zähne blitzten bei seinem schalkhaften Grinsen gefährlich auf „Weißt du, was darin steht?“
„Nein.“ antwortete ich verwundert „Seit wann geht mich das etwas an?“
„Komm her und lies.“ forderte mich Asmodi überraschend auf. Ich runzelte die Stirn, konnte meine Neugier aber nicht bezwingen und näherte mich dem Schreiben tatsächlich vorsichtig. Anscheinend nicht vorsichtig genug, denn kaum hatte ich das Schreiben ergriffen, packte mich Asmodi von hinten und presste sich an mich. In dem Glauben, es sei wieder nur ein Trick gewesen, versuchte ich mich empört zu befreien.
„Lies!“ raunte mir Asmodi gebieterisch ins Ohr. Ich knurrte missbilligend und öffnete dann das Papier, weniger wegen dem Befehl als aus eigenen Antrieb.
An Fürst Asmodeus
Mir ist zu Ohren gekommen, was du meinem einzigen Sohn, Prinz Xaphan, angetan hast. Ich gehe hoffentlich recht in der Annahme, dass du dein Vorgehen, insbesondere die Versieglung seiner Kräfte und sein Festhalten in einer unterirdischen Grotte bereust und einsiehst, dass es schlichtweg contraproduktiv war. Du hast es dir dadurch nicht nur selbst schwerer gemacht, sondern auch seinen Stolz und seine Gefühle verletzt. Ich als sein Vater kann das Geschehende nicht einfach so hinnehmen. Daher habe ich mich dazu entschlossen, dir die Verantwortung für dein vergangenes Tun zu übertragen und schicke ihn dir zurück.
Er ist mein einziger Sohn und ich werde es nicht zulassen, dass er wegen deiner Leichtlebigkeit unglücklich ist. Wenn du ihn wirklich willst, nimm ihn, aber zeig ihm, was er für dich ist. Ich warne dich, wenn du ihm noch einmal wehtun solltest oder seine Würde verletzt, werde ich dir keine zweite Chance einräumen. Ach, und versuch nicht ganz so brünstig zu sein. Er ist noch jung und hat noch nicht so viel Erfahrung. Erschrecke ihn nicht!
Ich möchte, außerdem dass er jeden Sabbat nach Hause kommt, damit ich auch noch etwas von meinem Sohn habe.
Ich habe ein Auge auf euch, Belphegor.
„Idiot!“ knirschte ich ungläubig „Wie kann er es wagen!?“
Asmodi lachte und hielt mich immer noch von hinten umschlungen. Sein Atem kitzelte in meinem Nacken. Vorsichtig strich er mit einer Hand, während die andere mich immer noch festhielt die Haare fort, ehe er seinen Mund ganz über meinen Hals senkte und mich zärtlich küsste.
„Ich kann nicht sagen, dass er ein Idiot ist.“ murmelte er dann leise „Immerhin ist er der Richter der Hölle und ist für seinen Scharfsinn und seine findigen Entscheidungen bekannt. Allerdings bin ich zutiefst überrascht von seinem Durchblick in dieser Angelegenheit. Er hat Recht, ich bin zu weit gegangen… Es tut mir leid.“
„Das… - Tatsächlich?“ flüsterte ich in einer Mischung aus Verwirrung über Asmodis Verhalten und der angestauten Wut über den Trick meines Vaters.
„Ja.“ bestätigte Asmodi „Es war nicht gerade gut überlegt, ich habe aus dem Affekt heraus gehandelt. In letzter Zeit scheine ich ohnehin eher selten mit dem Kopf zu denken…“
Ich schwieg, weil ich wirklich keine Ahnung hatte, was ich darauf sagen sollte. Asmodi half mir: „Verzeihst du mir?“
„Warum sollte ich?“ stellte ich mich aus Gewohnheit stur.
„Weil es mir leid tut und weil ich dich sehr gern habe…“ flüsterte Asmodi sinnlich, dann kam die Unterstellung „…und du mich auch.“
„Warum sollte ich Euch gerne haben?“ wollte ich entrüstet wissen.
„Weiß ich auch nicht.“ gestand Asmodi verschmitzt „Aber sonst hätte dich Belphegor nicht zurückgeschickt, oder?“
„Woher will der das wissen?“ schnaubte ich nur.
„Das weiß ich wirklich nicht. Vielleicht, weil du es ihm irgendwie gesagt hast?“ schlug Asmodi vor und drehte mich in seinen Armen herum, damit ich ihn ansah „Stimmt es denn nicht?“
„Hm.“ machte ich trotzig und versuchte seinen Augen auszuweichen, was mir nicht gelang. Irgendetwas lag in seinem Blick, das mich magisch anzog. Es war nicht seine Erfahrenheit und auch nicht seine Gerissenheit, nicht sein Spott und nicht die leise Bosheit, die ihn immer
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