Die Söhne der Wölfin
beibringen lassen sollte.
»Edle Herrin«, begann Ilian, »mir ist ein Gedanke gekommen als Antwort auf deine Frage.«
»Meine Frage?«
»Nach der Lösung der Schwierigkeit mit den Schakalen in der Wüste.«
Nesmut stutzte und erinnerte sich dann wieder daran, was sie über die anderen ägyptischen Fürsten gesagt hatte.
»Jetzt nicht«, entgegnete sie, unwillig, die kräftigen Finger, die ihr Fleisch kneteten, aufzugeben, was sie würde tun müssen, um sich mit Ilian über dieses besondere Thema zu unterhalten. Als sie Ilian unter halbgeschlossenen Lidern einen prüfenden Blick zuwarf, stellte sie fest, daß die junge Frau keine Anstalten machte, zu verschwinden.
»Gibt es noch etwas?« fragte Nesmut mit einem grollenden Unterton.
»Eine Bitte.«
Es lag Nesmut auf der Zunge, Ilian in die Wüste zu wünschen. Dann besann sie sich eines Besseren. Was auch immer das Mädchen wollte, mochte sich als hilfreich erweisen; bisher hatte Ilian nichts Dummes oder Überflüssiges von sich gegeben.
»Was willst du?« gab sie daher nach und bedeutete seufzend ihrer anderen Sklavin, sie möge sich entfernen. Ilian wartete, bis sie allein waren, dann entgegnete sie:
»Mein Freund, der Barde, hat mir berichtet, daß er das Bett deines Sohnes teilen soll.«
»Diese Ehre wird ihm zuteil. Um Res Segen auf Psammetich zu beschwören. Das mindeste, was ich mir von dieser Verbindung erwarte, sind Enkelkinder.«
»Verzeih, Herrin, aber er ist es nicht gewohnt, die Stelle eines Gottes einzunehmen. Um offen zu sein, er ist es nicht gewohnt, überhaupt das Lager mit jemandem zu teilen. Er fürchtet, dein Sohn werde keine Freude an ihm haben, und daß so ein Schatten auf das Hochzeitslager fallen könnte.«
»Du meine Güte«, bemerkte Nesmut und rümpfte die Nase, »hier geht es doch nicht um Vergnügen, sonst würde ich für Psammetich ein Freudenmädchen oder einen Lustknaben bestellen. Und ich will doch hoffen, daß dieses schlacksige Geschöpf nicht gewohnt ist, mit jemandem das Lager zu teilen; ich habe ihm sehr klargemacht, daß er sich zurückhalten soll. Niemand erwartet, daß er Kenntnisse zeigt; alles, was wir von ihm brauchen, ist der Samen eines Lotoskindes.«
Zögernd erwiderte Ilian: »Dann... könnte er sich doch ergießen, ohne das Lager mit deinem Sohn...«
»Bei allen Göttern!« unterbrach Nesmut ungehalten, die endlich begriff, worauf das Ganze hinauslief. »Ihr scheint alle beide zu vergessen, was ihr seid. Ich bin es nicht gewohnt, über meine Befehle mit Sklaven zu debattieren. Er ist dazu da, um zu gehorchen, und du ebenso.«
Ilian schlug demütig die Augen nieder. »Gewiß«, murmelte sie. »Dann willst du bestimmt nicht hören, was ich über die Schakale in der Wüste zu sagen habe. Vergib, daß ich deine Zeit verschwendet habe«, schloß sie und machte Anstalten, sich zurückzuziehen.
Nesmut kniff die Augen zusammen. »Ich habe dich nicht entlassen.«
Ilian blieb stehen.
»Sprich schon.«
»Ulsna«, sagte Ilian leise und in griechisch, während sie zurückkehrte und neben Nesmuts Lager niederkniete, »ist wirklich guten Willens, doch er fürchtet sich. Ich bin sicher, die Götter wären dir und den deinen noch mehr gewogen, wenn du diesen Segen nicht erzwängest.«
»Was ist mit den anderen Fürsten?« stieß Nesmut hervor, halb erzürnt über die fortwährende Unverschämtheit, halb belustigt. Seit sich Necho von ihr zurückgezogen hatte und nur noch das Nötigste mit ihr besprach, hatte sie diese Art von Austausch vermißt. Natürlich würde sie das Mädchen am Ende dafür bestrafen, aber bis dahin war es angenehm, sich auf solche Weise unterhalten zu lassen. In der Tat mußte sie eingestehen, daß sie es vorzöge, wenn ihr Psammetich auf solch gewitzte Weise widerspräche, statt nur immer tiefer in seinem Gewölk aus jugendlichem Unmut zu versinken. Ein Gedanke kam ihr, der sie lächeln ließ.
»Mein Herz wäre viel freier, über die Schakale zu sprechen, wenn Res Fruchtbarkeitszeremonie es nicht mehr bedrücken würde.«
»Sag deinem Herzen«, erklärte Nesmut trocken, »daß ich es trösten werde, wie auch das Herz deines Barden. Und dann erzähle mir, wie wir die Schakale loswerden. Aber ich warne dich, wenn mir deine Lösung mißfällt...«
Sie ließ das Ende des Satzes offen, da sie immer davon überzeugt gewesen war, daß vage Drohungen bei Untergebenen mehr ausrichteten als etwas Handfestes, worauf ihr Gegenüber sich einstellen konnte.
»Ich wußte immer, daß du die
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