Die Söhne.
die Erziehung Simeons, vielleicht sogar, wenn er sich bewährt, nimmt er ihn später ins Haus. Das scheint ihm eine glückliche Lösung, die alle befriedigt. Selbst die Juden der Hauptstadt werden sich mit seinem griechischen Sohn abfinden, wenn er ihnen seinen jüdischen Sohn vorweist. Mit Dorion hat er noch nicht über sein Vorhaben gesprochen. Aber was wohl sollte sie dagegen einzuwenden haben? Er lächelt rechenhaft, mit gutmütigem Zynismus. Er hat ihr die Villa geschenkt, sie ist ihm einen Gegendienst schuldig. So trägt Großzügigkeit ihren Lohn in sich.
Anmaßlich, in seinem glänzenden Festgewand, erscheint er vor Mara. Sie ist eitel Bewunderung; selbst Simeon, bei all seiner Kritik, konstatiert mit sachlicher Anerkennung, wie gut Josef aussieht.
Eigentlich hat Josef vor, sich zuerst mit Dorion über sein Projekt auseinanderzusetzen. Aber er ist gut gelaunt und will Freude um sich verbreiten. Mara mag endgültig in Rom bleiben, verkündet er gnädig, den Jungen wird er bei hochgestellten Freunden unterbringen, später vielleicht sogar zu sich ins Haus nehmen.
Gewöhnlich dauert es lange, ehe Mara begreift; aber diesmal, da es sich um ihren Jungen handelt, sieht sie sogleich, welch tiefen Einschnitt in ihr Leben Josefs Entscheid bedeutet. Wenn der Knabe bei Freunden Josefs oder gar in seinem eigenen Hause erzogen wird, dann heißt das, daß sie sich von Simeon trennen muß. Sicherlich dann wird sie ihren Jungen selten zu sehen bekommen. Ihr Herr und Gebieter Josef ist sehr weise. Aber weiß nicht sie, die Mutter, manches um den Jungen, was Josef nicht weiß? Und wird Simeon nicht viele von den guten alten Bräuchen verlernen? Trotzdem ist sie glücklich. Ihr Simeon-Janiki hat das Herz des Vaters gewonnen, er wird ein großer Mann werden wie dieser, wenn auch nicht ein Doktor und Herr und Weiser in Israel. Sie küßt Josefs Hand, sie heißt den Jungen seine Hand küssen, sie ist demütig, stolz, glücklich.
Josef, an diesem großen Tag, beschließt, nun er den Bau der Villa genehmigt hat, auch die Stiftung der Synagoge endgültig zu regeln. Er teilt dem Doktor Licin mit, daß er sich am Bau der neuen Synagoge beteiligen wolle. Licin ist ehrlich erfreut. Auf geschickte Art, die den andern nicht demütigt, schneidet er die Finanzfrage an. Die Josef-Synagoge soll kein allzu prunkvolles Bethaus werden. Provisorisch, unverbindlich veranschlagt er die Kosten des Baus auf eine Million siebenhunderttausend Sesterzien. Josef erschrickt. Mehr als zweihunderttausend kann er unter keinen Umständen auf die Stiftung verwenden, und darf er es bei so geringer Leistung annehmen, daß man die Synagoge nach ihm benennt? Doktor Licin aber, ohne ihn zu Wort kommen zu lassen, spricht weiter. Er denke es sich so, daß er und Josef sich in die Kosten teilen. Josef solle die siebzig kostbaren Thorarollen zusteuern, die er aus der Zerstörung Jerusalems gerettet habe und die er, Licin, mit etwa siebenhunderttausend Sesterzien in Anschlag bringe; Josef hätte dann in bar noch etwa hundertfünfzigtausend zuzuschießen. Diese Thorarollen seien ja der wesentlichste Bestandteil des neuen Gotteshauses. Sollte das Äußere, der Bau, wider Erwarten höher zu stehen kommen als nach dem Voranschlag, dann sei es Sache Licins und seiner Leute, für den Mehraufwand einzustehen.
Das ist ein großmütiges Angebot der jungen Herrn, das ist ein glücklicher Tag. Josef kann seine Freude kaum verbergen: sichtbar vor den Augen der Römer steht seine Bildsäule im Friedenstempel, und vor den Augen der Juden wird er durch die Josef-Synagoge ausgesöhnt sein mit seinem unsichtbaren Gott.
Stolz, mit vielen Worten, erzählte die Dame Dorion ihrem Vater, dem Hofmaler Fabuli, daß Josef ihr nun endgültig den Bau ihrer Villa bei Albanum zugesagt habe. Der massige Herr saß in strenger Haltung da, besonders sorgfältig angezogen, wie das seine Art war; weil er als Maler von Beruf gesellschaftlich nicht voll genommen wurde, legte er es mit doppeltem Eifer darauf an, sich korrekt und römisch zu geben. Als seinerzeit Dorion, an der er leidenschaftlich hing, des Juden Frau geworden war, hatte ihn das bis ins Mark getroffen. Seither war er noch strenger, wortkarger.
Dorion also, lebhaft, glücklich, mit ihrer dünnen, kindlichen Stimme, brüstete sich, wie geschickt sie alles arrangiert habe. Vor Jahren schon hat sie mit dem Architekten Grovius einen erstaunlich billigen Preis für das Terrain und für den Bau vereinbart. Es war
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