Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
Zeitungsausschnitte wieder in den Umschlag und legte ihn unter seiner Korrespondenz ab. Dann ging er auf die Terrasse hinaus, wo er Melissa lesend vorfand.
Es war Hochsommer in den Dorsai-Bergen, und die Sonne, die tief über den fernen Gipfeln stand, zeigte die späte Nachmittagsstunde an. Er betrachtete sie eine Weile, während sie ahnungslos in ihrer Lektüre fortfuhr. Im heilen Sonnenlicht wirkte ihr Gesicht sorgenlos und entspannt und etwas gereifter, als er es von Bakhalla her in Erinnerung hatte.
Er trat auf die Terrasse hinaus, und beim Hallen seiner Schritte blickte sie von ihrer Lektüre auf. Ihre Blicke trafen sich, und ihre Augen weiteten sich unter dem ernsten Blick, den er ihr schenkte.
„Wie ist es, Melissa, willst du mich heiraten?“ fragte er.
Das Blau ihrer Augen war so tief wie das Universum. Und wieder einmal, wie damals im Krankenhaus in Bakhalla, schien der Schutzwall der Einsamkeit, mit dem er sich nach all den Erfahrungen seines Lebens umgeben hatte, unter ihrem Blick zu schmelzen.
„Wenn du mich wirklich haben willst, Cletus“, sagte sie.
„Ja, das will ich“, erwiderte er.
Diesmal meinte er es aufrichtig. Doch sobald sich der Schutzwall in seinem Innern wieder aufzurichten begann, stieg in ihm, obwohl ihre Blicke immer noch ineinander ruhten, ein eiskaltes Gefühl auf, weil ihn sein Geist unmißverständlich daran erinnerte, daß er fortan zwangsläufig die Unwahrheit sagen mußte.
19
Die Hochzeit sollte in zwei Wochen stattfinden, der Termin war entsprechend festgesetzt. Nachdem Cletus festgestellt hatte, daß seine Bemühungen Früchte trugen und die Dorsai selbständig zu werden begannen, nahm er sich die Zeit, nach Kultis und Bakhalla zu reisen, um sich mit Mondar zu besprechen. Hinzu kam ein Abstecher nach Newton, um weitere Verträge für seine Dorsai abzuschließen.
Auf Bakhalla nahm er mit Mondar an einem exquisiten Essen teil. Beim Essen berichtete Cletus dem Exoten über den neuesten Stand der Ereignisse. Mondar hörte interessiert zu, und sein Interesse nahm merklich zu, als Cletus auf das Spezialtraining zu sprechen kam, das er für seine Offiziere und deren Mannschaften unter ihrem Kommando eingeleitet hatte. Nach dem Essen schlenderten sie auf eine der zahlreichen Terrassen von Mondars Haus hinaus, um ihr Gespräch unter dem Nachthimmel fortzusetzen.
„Dort“, sagte Cletus, als sie in der warmen Nachtbrise standen und zum Himmel blickten. Er zeigte auf einen gelblichen Stern knapp über dem Horizont. „Das dort wird Ihre Schwesterwelt Mara sein. Wenn ich richtig informiert bin, habt ihr Exoten auch dort eine Kolonie.“
„Oh ja“, erwiderte Mondar nachdenklich, indem er den Stern anschaute.
„Schade“, meinte Cletus und wandte sich an Mondar, „daß man dort nicht so frei vom Einschluß der Allianz und der Koalition ist wie Sie hier auf Kultis, seitdem der Konflikt mit den Neuländern beigelegt ist.“
Mondar wandte den Blick von dem Stern, wandte sich Cletus zu und lächelte. „Sie wollen uns Exoten suggerieren, Ihre neuen Kampfeinheiten anzuheuern, um die Allianz und die Koalition zu vertreiben?“ sagte er mit einem Anflug von Humor. „Cletus, wir haben unsere finanziellen Rücklagen Ihretwegen nahezu ausgeschöpft. Außerdem ist es gegen unsere Einstellung, die Unterwerfung und Eroberung anderer Völker und Gebiete ins Auge zu fassen. So was darf man uns wirklich nicht unterstellen.“
„Das liegt mir fern“, sagte Cletus. „Ich möchte Ihnen lediglich vorschlagen, den Bau eines Kraftwerks am Nordpol von Mara zu erwägen.“
Mondar schaute Cletus durch die Dunkelheit forschend an, und einen Augenblick herrschte
Weitere Kostenlose Bücher