Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
unterbrach sich Atyher. „Darum geht es aber nicht. Ich habe zum Beispiel immer Schwierigkeiten mit der Mathematik gehabt. Ich hatte die Akademie der Allianz nicht besucht, wie Sie wissen. Ich habe das Programm für Reserveoffiziere absolviert und mich nur oberflächlich mit Mathematik befaßt. Und das ging so weiter, bis ich eines Tages mit handfester Geometrie konfrontiert wurde. Urplötzlich paßten alle Zahlen und Formen zusammen – es war herrlich. Dasselbe passierte mir mit Ihren Werken, Sir. Plötzlich erkannte ich das Zusammenwirken der Kunst und Mechanik der militärischen Strategie. All meine Träume, die ich schon als Kind geträumt hatte, um große Dinge zu vollbringen – jetzt konnte ich nachlesen, wie man sie verwirklichen kann. Und nicht nur militärische Dinge, sondern alle möglichen Sachen.“
„Das haben Sie alles meinen Schriften entnommen?“ fragte Cletus.
„Was heißt entnommen!“ Athyer streckte die Hand aus und ballte die Faust in der Luft. „Ich sah alles so deutlich, als würden die Dinge greifbar vor mir im Raum stehen. Sir, kein Mensch weiß, was Ihre Werke wert sind, kein Mensch kann das abschätzen – und dabei geht es nicht nur darum, was Ihre Bücher für die Gegenwart bedeuten, sondern darum, was sie für die Zukunft bieten!“
„Gut“, meinte Cletus. „Es freut mich, daß Sie so denken. Was kann ich jetzt für Sie tun?“
„Ich glaube, Sie wissen es selbst am besten, Sir“, gab Athyer zurück. „Ich bin zu den Dorsai gestoßen, weil ich Ihre Bücher gelesen habe. Aber ich möchte nicht nur einer unter den Namenlosen sein. Ich möchte in Ihrer Nähe sein, wo ich etwas lernen kann. Ich weiß nur zu gut, daß Sie im Augenblick keine Stelle für mich frei haben, aber wenn Sie mich zumindest vormerken würden …“
„Ich glaube schon, daß sich eine Stelle für Sie finden läßt“, meinte Cletus. „Wie gesagt, ich habe Sie mehr oder weniger erwartet. Gehen Sie zu Kommandant Arvid Johnson und sagen Sie ihm, daß er Sie als seinen Adjutanten einstellen soll. Wir werden die Ausbildungsanforderungen in Ihrem Fall stillschweigend übergehen und Sie in die Gruppe aufnehmen, die wir auf Newton einsetzen wollen.“
„Sir …“ Athyer fehlten die Worte.
„Das wär’s dann vorerst“, sagte Cletus und zog die Papiere wieder an sich heran, die er vorhin beiseite geschoben hatte. „Sie werden Arvid draußen in seinem Büro finden.“
Dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Zwei Wochen später landete das Dorsai-Kontingent einsatzbereit auf Newton – und der frisch abkommandierte Gruppenführer Bill Athyer war dabei.
„Ich hoffe“, meinte Artur Walco einige Tage später, während er mit Cletus die Abendparade der Truppen beobachtete, „daß Sie sich nicht zuviel zugemutet haben, Marschall.“
Der Präsident der VFG auf Newton sprach den Titel mit leiser Ironie aus, einen Titel, den sich Cletus zugelegt hatte, um sich von den übrigen Offizieren und Chargen seiner ungeschulten Dorsai zu unterscheiden. Sie standen am Rande des Aufmarschfeldes. Die rote Sonne am grauen Himmel von Newton neigte sich hinter der Fahnenstange bereits dem Horizont zu, und die Fahne wehte schon auf halbmast, als Major Swahili das Regiment an der Anfahrtsrampe präsentierte. Cletus drehte sich um und schaute den hageren, kahlköpfigen Newtonier an.
„Ein Übermaß an Vertrauen“, sagte er, „ist ein Fehler, den Leute begehen, die ihr Handwerk nicht verstehen.“
„Und Sie zählen sich nicht dazu.“
„Gewiß nicht“, erwiderte Cletus.
Walco lachte säuerlich und zog die schmalen Schultern unter seiner schwarzen Jacke hoch, um sich gegen den Nordwind zu schützen, der vom Wald herüberwehte, der direkt am Stadtrand von
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