Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
und sah das hagere Gesicht unter dem schwarzen Haar mit den grauen Schläfen, das wie auf Wolken schwebte.
„Es ist an der Zeit, daß die neuen Welten frei werden“, sagte Cletus. „Sie mußten sich von der Allianz, von der Koalition – von der ganzen Erde – losreißen, um das zu werden, was sie sein wollten. Es war an der Zeit, und ich habe es fertiggebracht.“
„… wegen der Bücher, die Sie schreiben wollten.“ Dows Stimme schwand, um dann plötzlich wieder laut an Cletus’ Ohr zu dringen.
„Auch … deshalb …“ Cletus klammerte sich mit beiden Händen an die Tischkante, weil der Boden unter seinen Füßen sich aufzulösen schien. „Die letzten sechzehn Bände werden sich mit einer Taktik befassen, die nur kommende Dorsai-Generationen anwenden können … nicht aber die üblichen Militärs auf der Erde. Nur mit Hilfe einer neuen Art von Soldaten … mit Beherrschung … Verpflichtung … Verstand und Körper …“
Und dann kam nichts mehr.
Nach einer Zeit der Bewußtlosigkeit, die Jahrhunderte zu dauern schien, kam er wieder zu sich und sah, daß er auf einem Bett lag. Ein junger Offizier, der an seinen Schulterklappen als Arzt zu erkennen war, hatte soeben einen frischen Verband um seine Brust gelegt. Hinter ihm standen Melissa und Mondar.
„Also bin ich noch am Leben?“ flüsterte er leise.
„Dow hat die falsche Waffe gegen Sie benutzt, Cletus“, sagte Mondar. „Bolzen dieser Art, die einen physischen Schock und einen Zusammenbruch verursachen, reichen aus um einen gewöhnlichen Menschen zu töten, aber nicht einen Mann wie Sie, der seine physiologischen Abläufe so weit geschult hat, daß sie automatisch seinem Willen gehorchen. Sie werden leben – stimmt’s, Doktor?“
„Absolut.“ Der Arzt richtete sich auf und trat vom Bett zurück. „Er hätte stehenden Fußes sterben müssen, innerhalb der ersten Minute, nachdem ihn der Bolzen traf. Als er aber diesen Punkt überwunden hatte, konnte sein Körper nur noch der Genesung entgegengehen.“
Er reichte Melissa eine Hypospray-Manschette. „Sehen sie zu, daß er reichlich Schlaf kriegt“, sagte er. „Kommen Sie, Mondar.“
Die Gestalten der beiden Männer verschwanden aus Cletus’ Gesichtsfeld. Er hörte von fern, wie eine Tür zuschlug. Melissa ließ sich in dem Sessel nieder, wo der Arzt vorher gesessen hatte und legte die Manschette um Cletus’ rechten Arm.
„Das brauchst du nicht“, flüsterte er ihr zu. „Du kannst jetzt auf die Erde gehen oder sonstwohin, wo immer du hingehen möchtest. Es ist vorbei.“
„Sei still“, sagte sie. „Es ist alles dummes Zeug. Hätte ich gehen wollen, so wäre ich gleich gegangen, nachdem du mich gezwungen hast, dich zu heiraten. Ich hätte mir für Vater irgendeine Ausrede zurechtlegen können. Du weißt, daß er alles glaubt, was ich ihm sage.“
Er starrte sie an. „Und warum hast du dann nicht …“
„Weil du mir zu verstehen gegeben hast, daß du mich liebst“, sagte sie. „Das war alles, was ich wissen wollte.“
Er versuchte den Kopf zu schütteln, aber er war zu schwach, und auch das Kissen hinderte ihn daran. „Ich sagte …“
Nun hatte sie die Manschette an seinem Arm befestigt, beugte sich zu ihm hinunter und küßte ihn.
„Du Dummkopf!“ sagte sie, wütend und zärtlich zugleich. „Du großartiger, genialer Dummkopf! Glaubst du, ich hätte je darauf geachtet, was du gesagt hast?“
Nachwort
Der Autor dieses Romans, Gordon Rupert Dickson, wurde 1923 in Edmonton, Alberta, geboren. Er wuchs in Kanada auf, siedelte mit seiner Familie im Alter von 13 Jahren in die USA über und studierte, unterbrochen durch die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg, an der Universität von Minnesota. Hier lernte er u.a. Poul Anderson kennen, der damals nicht nur an der
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