Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
mittlere Gruppe auf ihn geschossen hatte.
Doch dort war niemand mehr zu sehen. Cletus flog vorsichtig dicht unter den Baumwipfeln dahin und hatte die Gruppe bald eingeholt. Sie bewegten sich flußaufwärts, und ihre Zahl schien sich verdoppelt zu haben. Offensichtlich war die Gruppe von der unteren Furt zu ihnen gestoßen, und nun marschierten sie mit vereinten Kräften zur obersten Furt, um sich mit der dortigen Gruppe zu vereinigen.
Alles lief so, wie er es erwartet hatte. Diese Eindringlinge waren Saboteure und keine Soldaten. Wahrscheinlich hatte man ihnen streng verboten, militärische Aktionen durchzuführen, sofern dies irgendwie zu vermeiden war. Er folgte ihnen vorsichtig, bis sie schon fast Kontakt mit ihren Kameraden aufgenommen hatten, die an der obersten Furt stationiert waren, dann flog er über den Fluß hinaus, um die Situation an dieser Stelle zu erkunden.
Er flog von oben ein und erkundete sorgfältig die Situation der oberen Guerillagruppe. Sie hatten sich in einem großen Halbkreis aufgestellt, dessen Enden etwa sechzig Meter oberhalb und dreißig Meter unterhalb der Furt nicht ganz bis ans Flußufer reichten. Sie feuerten zwar, machten aber keine Anstalten, sich den Weg über den Fluß zu erkämpfen – doch dann ließ das Gewehrfeuer nach, und Cletus hörte ihre Zurufe, als die beiden Gruppen, die von flußabwärts gekommen waren, zu ihnen stießen.
Cletus, dicht über dem Boden schwebend, nahm ein Abhörgerät von der Gerätestange des Flugesels und hielt den Hörer an sein rechtes Ohr. Dann suchte er das Unterholz ab, doch was er zu hören bekam, waren nur die Gespräche der einzelnen Guerillas. Gespräche unter Offizieren, in denen es um das nächste Unternehmen ging, konnte er nicht abhören. Dies war äußerst ungünstig. Er hätte sich selbst heranschleichen und die Lage erkunden müssen – aber das war nicht möglich. Er verwarf den Gedanken daran. Weitere Erkundungsflüge wurden jetzt immer riskanter. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in die Lage des Kommandanten der Guerillatruppe zu versetzen und die Gedanken dieses Mannes zu erraten. Cletus schloß halb die Augen und entspannte sich auf die gleiche Weise wie am Morgen, als er versuchte, seiner Schmerzen im Knie Herr zu werden. Allmählich sanken seine Lider über die Augen, er lehnte sich schlaff und entspannt im Sattel zurück und ließ seinen Gedanken freien Lauf.
Zunächst waren es nur flüchtige Gedankenfolgen, die die Oberfläche seines Bewußtseins streiften. Dann aber verdichteten sich die Gedanken, und allmählich begann sich ein Konzept abzuzeichnen. Er hatte das Gefühl, nicht mehr im Sattel zu sitzen, sondern auf dem weichen, schwammigen Urwaldboden zu stehen. Sein durchschwitzter Tarnanzug klebte an seinem Körper, während er in die Sonne blinzelte, die bereits den Zenit überschritten hatte und sich dem Nachmittag zuneigte. Frustration und Besorgnis stiegen wie ein irritierendes Gefühl in seinem Geist auf. Er warf einen Blick auf den Kreis der Guerilla-Unteroffiziere, die um ihn herumstanden, und erkannte, daß sie umgehend eine Entscheidung treffen mußten. Zwei der Trupps waren bereits daran gescheitert, den Blauen Fluß beizeiten an den vorgesehenen Stellen zu überqueren. Jetzt, schon im Verzug, blieb ihm nur eine einzige Möglichkeit übrig – gleichzeitig aber mußte er mit dem Widerstand feindlicher Kräfte in unbekannter Zahl rechnen.
Eines zumindest war sicher. Das Eindringen dieser Truppen, die er zu befehligen hatte, war nicht so unbemerkt geblieben, wie man es erwartet hatte. In diesem Sinne war die Mission schon fehlgeschlagen. Wenn die Exoten hier
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