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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Glatze, Leutnant.«
    »Dann ist jetzt Schluss damit. Die vorschriftsmäßige Frisur für einen einfachen Rekruten ist kurz, nicht kahl. Morgen früh zum Morgenappell erwarte ich vierzehnmal kurz. Kurz ist ein dehnbarer Begriff, meine Herren. Ich erwarte also nicht von unseren werten Klippenwäldern, sich die als Zeichen der Herkunftsehre wohl unabdingbaren Zöpfchen ganz abzunehmen. Aber bis auf die Länge eines kleinen Fingers bitte schön doch. Habt ihr das verstanden, meine Herren?«
    Deleven sagte: »Jawohl, Leutnant!«, Kindem nickte finster.
    »Nicken gibt es nicht in der Armee, Soldat. Name?«
    »Ellister Gilker Kindem.«
    »Ellister Gilker Kindem was ?«
    »Ellister Gilker Kindem, Klippenwälder.«
    »Bei den Göttern, Leutnant Fenna, da sind ja noch nicht einmal die Grundlagen vorhanden! Ein Offizier wird mit seinem Rang angesprochen oder gar nicht, Soldat Kindem! Also wie lautet die Meldung?«
    Kindem warf Fenna einen Hilfe suchenden Blick zu. Der soufflierte stumm, aber mit überdeutlichen Lippenbewegungen: » Ellister Gilker Kindem, Leutnant .«
    »Ähh, Ellister Gilker Kindem, Lanzenmann. Aber ich bin eigentlich Schwertmann!«
    Gyffs ließ kurz die Schultern sinken. »Bekommt Ihr das bis morgen früh in den Griff, Leutnant Fenna?«
    »Das wird kein Problem, Leutnant Gyffs.«
    »Also schön«, seufzte sie. »Da fehlt übrigens einer. Könnt Ihr den bitte aus dem Gefängnis holen?«
    »Seine 24 Stunden sind noch nicht um.«
    »Macht nichts. Betrachtet es als Amnestie angesichts seines neuen Vorgesetzten. Jeder soll bei mir unter denselben Bedingungen anfangen dürfen.«
    Es widerstrebte Fenna, seinen eigenen Anordnungen zuwiderzuhandeln, aber was sollte es? Das Argument mit der Amnestie war ziemlich gut. Er ging Resea freilassen. Leutnant Gyffs knöpfte sich unterdessen jedes Grünhorn einzeln vor. Um sie kennenzulernen. Und um dafür zu sorgen, dass sie sie kennenlernten.
    Fenna betrat das Gefängnis zum ersten Mal. Es hatte nur drei kleine Zellen und wirkte so mürbe wie aus Zwieback zusammengefügt. Fenna fragte sich, ob dieses Gebäude jemanden festhalten konnte, der aus anderen Gründen als einer lediglich disziplinarisch-symbolischen Strafe hier untergebracht war.
    Resea kam vom Fenster, von dem aus er alles, was auf dem Hof vor sich ging, beobachten konnte, zur Gittertür vor. »Wer ist diese zarte Person?«
    »Leutnant Loa Gyffs aus Uderun. Bei ihr kannst du dich dafür bedanken, dass du jetzt schon freikommst.«
    Resea verzog das Gesicht, während Fenna den Schlüssel vom Haken nahm und ihm aufschloss. Es gab überhaupt keinen Wachtposten hier drinnen, aber jemand stellte den Gefangenen wohl Wasser, Brot und sogar ein paar Weintrauben hin. »Die Gerüchteküche arbeitet ziemlich zäh in Carlyr, aber ist es wahr, dass Ihr Gollberg ein Duell angeboten habt?«
    »Ja.«
    »Und was ist dabei herausgekommen?«
    »Duelle unter Soldaten sind in Carlyr verboten.«
    »Das finde ich ausgesprochen bedauerlich.«
    »Ach? Du möchtest dich gerne mit mir duellieren, Resea, nur weil ich dich aufgrund deiner pausenlosen Unverschämtheiten eine Nacht ins Gefängnis gesteckt habe?«
    »Nicht nur. Ich würde mich gerne mit Euch duellieren, um Euch ein paar Dinge beizubringen. Ich finde es nämlich nicht nur falsch, sondern geradezu unerträglich, dass Ihr ein Leutnant seid und ich gehorchen muss und nicht umgekehrt.«
    Fenna musste grinsen. »Um ein Offizier zu werden, muss man sich auch in Demut üben. Dafür fehlt dir, scheint mir, jegliches Talent. Also wirst du wahrscheinlich niemals ein Leutnant werden, finde dich schon mal damit ab. Aber weißt du was? Die Idee mit dem Duell finde ich gar nicht so schlecht. Auch ich finde vieles in Carlyr ausgesprochen gewöhnungsbedürftig, wenn nicht sogar ärgerlich, und das schlägt mir auf den Magen, und das ist ja nicht gesund. Also warum sollst du nicht derjenige sein, an dem ich mich abreagieren kann? Wie wäre es mit morgen in der Dunkelheit, eine Stunde vor Mitternacht, im Waschbottichhaus? Ohne Waffen. Wir wollen keinen Toten. Wir wollen nur eine Frage klären, unter Männern.«
    »Klingt gut.«
    »Und wenn du verlierst, akzeptierst du endlich meine Führung.«
    »Das kann nicht passieren. Ich kann nicht verlieren.« Resea ging an Fenna vorbei nach draußen, während Fenna noch die Tür wieder abschließen und den Schlüssel zurückhängen musste.
    Draußen war immer noch Leutnant Gyffs damit beschäftigt, sich die einzelnen Grünhörner vorzuknöpfen. Sie war jetzt

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