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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Unterwäsche und Strümpfe, vier Bücher, Schreibzeug und ein paar persönliche Requisiten wie Kamm und Seife. Da er ihr beim Einräumen behilflich war, konnte Fenna einen Blick auf die Buchrücken erhaschen. General Urcharin Zoydenak – Soldat und Mann , Zerfetzte Flaggen , Betrachtung der Soldatenseele. Und Am Hofe einer jungen Dame – Intime Anmerkungen zum ersten Jahr der Königin Thada. Als Loa Gyffs bemerkte, dass er in letzterem Buch zu blättern begann, nahm sie ihm alle Bücher mit gerunzelter Stirn aus den Händen und verstaute sie unten in ihrem Schrank.
    Anschließend verteilten sie die Gegenstände, die nur einmal vorhanden waren. Das Schreibpult bekam Gyffs, da sie angab, oftmals Briefe zu verfassen. Die Kommode mit der Waschschüssel behielt Fenna, wenngleich Gyffs sich eine eigene Waschschüssel besorgte. Das Gemälde bekam Gyffs in ihre Hälfte. Den Schemel bekam Fenna. Die Vase auf dem Beistelltischchen wollte Fenna unbedingt an Gyffs abtreten, aber sie sagte, er könne das gerne behalten. Dafür griff sie sich den Garderobenständer zum Aufhängen ihrer Wäsche. Gütlich in der Mitte geteilt wurden sowohl das Fenster als auch die Tür. »Und das Fenster bleibt bitte immer offen«, stellte Gyffs klar. »Und zwar nicht nur im Sommer!«
    Völlig unbegreiflich fand es Gyffs, dass »keinerlei Kerzen und Zündmittel« vorhanden waren, damit man abends noch ein wenig »lesen und sich fortbilden« konnte. »Habt Ihr das denn gar nicht vermisst, Leutnant Fenna?« Unverzüglich stiefelte sie los und besorgte zwei Kerzen samt zwei Kerzenständern und zwei Zündkästchen vom Zeugmeister. »Diese Zündkästchen, so praktisch sie auch erscheinen mögen«, erläuterte sie, während sie die zwei Kerzen in den zwei Hälften des Raumes verteilte, »sind inzwischen schon überholt. In Uderun benutzt man beim Militär jetzt Zünd hölzchen . Brandneue Entwicklung, von einer königlichen Fabrikation namens Batis . Die sind viel kleiner, nehmen weniger Platz weg im Marschgepäck und funktionieren ausgezeichnet.« Mit einem Seufzen streckte sie sich auf ihrem Bett aus. Fenna tat es, durch die Decken abgetrennt, ihr nach.
    »Wart Ihr schon einmal in der Festung Carlyr?«, fragte er liegend.
    »Ja. Vor zwei Jahren, auf Garnisonsbesichtigungsrundreise. Wir haben sämtliche königlichen Befestigungen der nördlichen Kontinenthälfte besucht.«
    »Dann fiel Chlayst knapp nicht darunter.«
    »Nein. Zu weit südlich. Und stimmt es wirklich, Leutnant Fenna, dass in Chlayst alle Soldaten Frisuren tragen können, wie es ihnen passt?«
    »Nun ja. Wir hatten in Chlayst in letzter Zeit andere Probleme, als uns um unsere Haare zu sorgen.«
    »Das sehe ich ein. Chlayst ist ein offizielles Notstandsgebiet. Aber Ihr seht sicherlich ein, dass die Festung Carlyr keines ist. Noch nicht. Trotz des Feldzuges. Und deshalb können wir hier sehr wohl auf die Formalien der königlichen Armee Wert legen.«
    »Wenn es dem Endergebnis nicht schadet.«
    »Welchem Endergebnis?«
    »Dass wir lebendig sind und unsere Feinde tot.«
    Es entstand eine kurze Pause. Dann fragte Gyffs: »Wann hattet Ihr eigentlich vor, mir von dem Manöver zu erzählen, das der Oberst so verschwörerisch andeutete?«
    »Wenn es sich anbietet. Zum Beispiel jetzt. Unsere Kompanie soll am 1. Rauchmond gegen die Hälfte von Hauptmann Gollbergs Erster in zwei bis drei Runden Die Flagge erobern antreten. Ein General wird zusehen. Ich habe seinen Namen vergessen.«
    »Klaak?«
    »Nein. Länger.«
    »Feudenstich?«
    »Ja, der.«
    »Ah ja. Der war auch oft in Uderun zu Gast. Netter alter Mann, etwas exzentrisch vielleicht. Das wird ein Spaß. Hauptmann Gollbergs Leute sind natürlich haushoch überlegen, oder?«
    »Haushoch. Aber genau hier liegt der Hund begraben. Sie wissen , dass sie haushoch überlegen sind. Dieses Wissen wird sie schwächen.«
    »Habt Ihr schon einen Plan?«
    »Noch keinen konkreten. Es sind noch mehr als 40 Tage Zeit. Ich weiß nur eines. Wenn wir Gollbergs stromlinienförmige Leute schlagen wollen, müssen wir die Unterschiedlichkeit unserer Männer zu unserem Vorteil nutzen. Wir sind eben kein Einheitsbrei. Wir sind Individuen. Deshalb fand ich die Idee mit den Einheitsfrisuren auch, ehrlich gesagt, eher unglücklich.«
    »Warum habt Ihr dann kein Veto eingelegt?«
    »Ich halte nichts davon, dass die beiden kommandierenden Offiziere sich vor ihrer Mannschaft im wahrsten Sinne des Wortes in die Haare geraten.«
    »Da habt Ihr recht, Leutnant Fenna. Wir

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