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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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zuckte die Achseln.
    »Glaubst du wirklich, dass Harry ihn umgebracht hat?«, fragte Jim.
    »Ich denke, das hat er den Milizen überlassen. Vielleicht hat er mit einem der Kriegsherren gesprochen. Letztlich läuft es auf dasselbe hinaus.«
    »Was weißt du denn über Harry?«
    »Nicht viel, um ehrlich zu sein.« Nasir nahm einen Schluck aus der Flasche, die Jim ihm hinhielt. »Ich habe ein bisschen herumgegraben, mir seine Vergangenheit angesehen, aber es ging kaum etwas her. Ich weiß nur, dass er starke Verbindungen zu Söldnerfirmen hat.«
    »Sieht so aus, als sei er Ex-CIA.«
    »Das habe ich auch gehört, aber ich bezweifle es. Ich wüsste es einfach. Ich würde sagen, dass er in der privaten Sicherheitsbranche war. Da bin ich mir sicher.«
    »In Afghanistan?«, fragte Jim.
    »Überall.«
    »War er letztes Jahr in Afghanistan?«, fragte Jim etwas zu nachdrücklich.
    »Davon habe ich nichts gehört.« Nasir sah ihn von der Seite her an. »Warum?«
    »Nichts.« Jim wandte sich ab. »Es ist nur–«
    »Nur was?«
    Jim wurde das zu persönlich. Er beschloss, das Thema zu wechseln.
    »Warum hast du angeheuert?«
    »Wo?«
    »Bei der CIA. Wieso arbeitest du für die?«
    »Na wegen dem Geld. Was denkst du?« Nasir schüttelte empört den Kopf. »Ich bin es leid, meine Leute ausgebeutet zu sehen. Seit einer Ewigkeit müssen wir zusehen, wie ihr aus dem Westen hierher kommt. Erst die britische Kolonialmacht, dann Amerikaner und Russen mit ihren Waffen und Panzern für uns. Jetzt sind es die NROs. Ihr alle blutet uns aus. Ihr benutzt uns. Universal Action ist nichts weiter als eine moderne Form des Kolonialismus.«
    »Ist die CIA besser?«
    »Nein, aber wenigstens bezahlt sie besser als die NROs.«
    Schweigend fuhren sie weiter. Jim wusste nicht, was er sagen sollte. Kaum aus der Schule, war er zur Army gegangen in der irrigen Ansicht, damit seinem Land zu dienen. Gerade mal neunzehn Jahre alt, hatte er nach dem Blutbad im Ersten Golfkrieg den Dienst quittiert. Geblieben waren ihm davon nichts als Erinnerungen an verkohlte Leichen, ausgebrannte Fahrzeuge, gefallene Kameraden und verwundete Zivilisten am Straßenrand. Jahrelang hatten sie ihn Nacht für Nacht verfolgt. Überlebenden-Syndrom hatte man es genannt. Er hatte eine Umschulung zum Journalisten gemacht und über die schlimmsten Konflikte zu berichten begonnen. Es war sein Versuch, der Welt die wahren Schrecken des Krieges vor Augen zu führen. Dann war Carrie bei dem Unfall in Afghanistan umgekommen. Damals hatte er alles hingeschmissen. Letztes Jahr schließlich hatte Sarah ihn für Interpol rekrutiert. Ihr Professionalismus und ihr Pflichtgefühl hatten seinen Glauben an die Gerechtigkeit wieder aufleben lassen.
    Maxines Telefon fiel ihm ein. Er scrollte durch ihre Inbox. Die letzte Message, die sie erhalten hatte, lautete:
Jim Interpol. Erledige ihn. Keine Widerrede diesmal, sonst ist Lesley dran.
    Jim drückte »Antwort« und textete:
Alles Erledigt. Jim tot.
    Prompt kam die Antwort.
Braves Mädel. Txt Pic.
    Harry ging kein Risiko ein. Er würde bald dahinterkommen, dass was nicht stimmte. Jim scrollte durch die anderen Nachrichten, größtenteils belangloses Geplapper. Nur eine stand heraus.
    212 Stanley 14.00 23 9
    Jim wühlte in seinen Taschen nach dem Zettel, den er an Grahams Leiche gefunden hatte. Die Zeilen waren haargenau gleich.
    Nasir blickte herüber. »Was hast du denn da?«
    »Sagt dir der Name Stanley was?«
    »Könnte Stanley Kibaki sein, der kenianische Präsident. Wieso?«
    »Ach nichts.«
    Wie passte der kenianische Präsident in diesen Schlamassel? Jim versuchte zu telefonieren, aber wieder hatten sie kein Signal. Er legte den Apparat ins Handschuhfach. Dann starrte er durch die gesprungene Windschutzscheibe auf die Wüstenlandschaft hinaus.
    So was von trocken, so was von leer, so was von tödlich.

Kapitel 17
    Paris, Frankreich
20. September 2003
    Jerome erwachte mit bohrenden Kopfschmerzen. Es war, als drückte ihm jemand einen Nagel in den Kopf, direkt hinter dem rechten Ohr. Er stöhnte, als ihm die Ereignisse auf der Müllkippe in Nairobi einfielen. Er schlug die Augen auf und schloss sie wieder.
    Das Licht war zu grell. Wo war er?
    Er hörte ein Piepsen. Er öffnete das rechte Auge und sah einen medizinischen Apparat mit zahllosen Knöpfen, blinkenden Lichtern. Schläuche führten heraus.
    Ein Krankenhaus.
    Seufzend wälzte er sich auf die Seite, aber irgendetwas zerrte an seinen Armen. Er versuchte es nochmal, diesmal behutsamer, um

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