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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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deine Freunde. Mach keine Dummheiten, oder ihr werdet es büßen, alle miteinander.«
    »Damit kommen Sie nicht durch!«
    »Was bist du naiv. Du solltest mittlerweile kapiert haben, dass man sich mit mir nicht anlegt. Ich vergesse nichts und verzeihe nie.«
    Harry griff in sein Jackett. Jerome fuhr zusammen.
    Es klopfte an der Tür.
    »Wer sind Sie denn?« Es war die Schwester von vorhin.
    Harry nahm die Hand aus der Jackentasche und richtete sich lächelnd auf. »Ich bin ein alter Freund von Jerome. Ich wollte nur sehen, wie’s ihm geht. Schön zu sehen, dass er wieder auf die Beine kommt. Ist doch so, Jerome, oder?« Er tätschelte Jerome den Kopf und wandte sich wieder der Schwester zu. »Wie lang muss er denn noch bleiben?«
    »Paar Tage, vielleicht länger. Hängt ganz von seiner Besserung ab.«
    Jerome versuchte etwas zu sagen, aber Harry fiel ihm ins Wort: »Überanstreng dich nicht, Jerome. Du brauchst jetzt Ruhe. Wir sehen uns bald.« Er nickte der Schwester zu. »Und dann hat der Glückspilz auch noch eine so hübsche Schwester.«
    Sie lief rot an, als er sich an ihr vorbeischob und auf den Flur hinaustrat. Jeromes Herz pochte. Als er in seiner Ohnmacht innerlich aufschrie, wurde das Bohren in seinem Kopf schlimmer denn je.
    Die Schwester sah ihn fragend an. »Das war ja eher eine Stippvisite. Ist nicht lange geblieben, Ihr Freund?«
    »Welcher Freund?«, fragte Anne, die eben wieder ins Zimmer kam.
    »Na, der Mann, der eben raus ist. Mit der runden Brille und dem grauen Bart. Sie müssen ihm doch begegnet sein.«
    »Nein, bin ich nicht«, sagte Anne so bissig, dass die Schwester zusammenfuhr. »In welche Richtung ist er denn?«
    »Na, da lang, zur Treppe.«
    »Es war Harry«, schrie Jerome ihr hinterher. »Schnapp dir das Schwein!«

Kapitel 18
    Paris, Frankreich
20. September 2003
    Grinsend wandte Harry sich an den Mann am Steuer. »Ich habe den Mistkerl gefunden, Laurent.«
    Laurent war ein hochgewachsener Mann, der nach einem harten Knochen aussah mit seinem kurz geschorenen Haar, der gebrochenen Nase und der stets gerunzelten Stirn. Eine kleine Seitenstraße führte sie vom Krankenhaus weg.
    »Hast du’s ihm besorgt?«, fragte Laurent mit dickem französischem Akzent.
    »Ich wurde unterbrochen.«
    »Na großartig. Jetzt weiß er, dass du hier bist. Wird der nicht reden?«
    »Eher im Gegenteil. Dafür hat der zu viel Schiss. Außerdem ist er in einem schrecklichen Zustand.«
    »Was machen wir jetzt? Wiederkommen und ihn im Krankenhaus umnieten? Klingt riskant.«
    Irritiert über Laurents Haltung, schüttelte Harry den Kopf. »Wir warten. Er wird sich jetzt dort nicht mehr sicher fühlen und so rasch wie möglich rauswollen. Dann folgen wir ihm und schnappen ihn uns. Verlass dich drauf. Ich weiß, was ich mache.«
    »Was ist mit seinen Freunden, den Leuten bei Agence France Presse, zum Beispiel, die ihn aus Kenia herausgeschafft haben? Die haben beste Beziehungen.«
    »Mach dir mal um die keine Sorgen.«
    Laurent zuckte die Achseln. »Na dann.«
    Sie näherten sich dem Gare d’Austerlitz, sahen sich aber inmitten des Verkehrs, der Paris um die Rushhour praktisch lähmte. Harry strich sich den Bart. Er war erst um fünf Uhr morgens aus Kapstadt eingetroffen, hatte aber das Gefühl, schon tagelang hier zu sein. Man hupte, die Leute waren gereizt, was Harry ausnahmsweise egal war. Immerhin sah es ganz so aus, als könnte er Edwards Respekt zurückgewinnen, indem er diesen Störenfried Jerome aus der Welt schaffte. Edward mochte zuweilen ein skrupelloser Bastard sein, aber er war dennoch der mächtigste Mann in Harrys Leben; er hatte es in der Hand, ihn Karriere machen zu lassen oder sie auf eine Laune hin zu beenden. Und wenn ihm daran gelegen sein sollte, könnte er ihn in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Bei alldem empfand Harry dem Mann gegenüber eine tiefe Loyalität. Der Mann hatte Charisma und Charme. Er war alles, wonach Harry war.
    Harry suchte die Straße ab. Binnen weniger Sekunden hatte er sie ausgemacht: den smart gekleideten Geschäftsmann in Nadelstreifen, der eben in einer Station der Metro verschwand; die elegante Mutter mit dem pechschwarzen schulterlangen Haar in modischer Sportkleidung beim Power-Walking mit dem Baby-Buggy; das junge Paar, das eng umschlungen an der Wand stand.
    Es war eine so typisch Pariser Szene.
    Wenn auch nicht mehr lange.
    Harry beugte sich vor, um einen Blick in den Außenspiegel zu werfen. »Wir haben einen Schatten. Zwei Wagen hinter uns. Der graue

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