Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sloan
Vom Netzwerk:
was für bizarres Universum verbände, in Costa Rica beim Surfen. Vielleicht säße ich in einem graugrünen Büro.
    Danke, Clark Moffat. Danke für deinen Fehler.

DIE DRACHENLIED-CHRONIKEN, BAND II
    Z urück in San Francisco, finde ich Mat und Ashley zusammen in der Küche vor. Beide mampfen gerade irgendwelche komplizierten Salate, beide tragen elastische, grellbunte Sportkleidung. An Mats Hüfte klemmt ein Karabiner.
    »Jannon!«, ruft er. »Hast du schon mal Felsenklettern ausprobiert?«
    Ich gestehe, dass dies noch nicht der Fall war. Als Schurke ziehe ich athletische Aktivitäten vor, die Geschicklichkeit, nicht Körperkraft erfordern.
    »Siehst du, genau das habe ich zuerst auch gedacht«, sagt Mat und nickt, »aber es kommt gar nicht auf Körperkraft an. Sondern auf strategisches Denken.« Ashley mustert ihn stolz. Er fährt fort und gestikuliert mit einer Gabel voller Grünzeug. »Beim Klettern muss man sich jede Route erarbeiten – einen Plan entwerfen, ihn ausprobieren, ihn wieder anpassen. Im Ernst, mein Gehirn ist gerade kaputter als meine Arme.«
    »Wie war New York?«, fragt Ashley höflich.
    Ich weiß nicht genau, wie ich das beantworten soll. Vielleicht so: Naja, also der schnurrbärtige Meister der Geheimbibliothek wird ziemlich angepisst sein, weil ich sein uraltes Codebuch von vorn bis hinten kopiert und an Google weitergegeben habe, aber immerhin durfte ich in einem coolen Hotel wohnen.
    Stattdessen sage ich: »New York war gut.«
    »Sie haben da ein paar super Kletterhallen.« Sie schüttelt den Kopf. »Nichts hier draußen kann da auch nur ansatzweise mithalten.«
    »Ja, die Raumgestaltung von Frisco Rock City ist definitiv … ausbaufähig«, sagt Mat.
    »Diese lila Wand …« Ashley schüttelt sich. »Ich glaube, sie haben einfach die Farbe genommen, die gerade im Angebot war.«
    »Dabei ist eine Kletterwand so eine tolle, dermaßen coole Herausforderung«, sagt Mat. Seine Begeisterung ist geweckt. »Was für eine Leinwand! Drei Stockwerke, die man mit allem Möglichen bestücken kann. Wie eine Filmkulissenlandschaft. Es gibt da einen Typen bei ILM  …«
    Ich überlasse sie ihrem fröhlichen Geplauder über sämtliche Details.
    An diesem Punkt wäre Schlaf die beste Option, aber ich habe im Flugzeug ein bisschen dösen können und bin jetzt unruhig, als würde mein Gehirn immer noch über der Rollbahn kreisen und sich weigern, zur Landung anzusetzen.
    Ich finde Clark Moffat (unverbrannt und unversehrt) auf einem meiner eigenen kleinen Regale. Ich arbeite mich immer noch langsam ein weiteres Mal durch die Chroniken und bin gerade bei Band II , kurz vor dem Ende. Ich lasse mich aufs Bett fallen und versuche das Ganze jetzt mit anderen Augen zu sehen. Ich meine: Dieses Buch wurde von einem Mann geschrieben, der dieselbe Straße langgelaufen ist wie ich, der zu denselben, im Halbdunkel verborgenen Regalen im Halbdunkel aufgeschaut hat. Er hat sich dem Ungebrochenen Buchrücken angeschlossen und ihn wieder verlassen. Was hat ihn zu diesem Schritt bewogen?
    Ich schlage die Seite auf, bei der ich stehen geblieben war.
    Die Helden, ein gelehrter Zwerg und ein entthronter Prinz, kämpfen sich durch einen tödlichen Sumpf zur Zitadelle des Ersten Zauberers vor. Ich weiß natürlich, was als Nächstes passiert, weil ich das Buch schon dreimal gelesen habe: Der Erste Zauberer wird sie verraten und an die Königin von Wyrm ausliefern.
    Ich weiß immer, was kommt, und ich weiß, dass es kommen muss (denn wie sonst sollen sie in den Turm der Königin von Wyrm gelangen und sie schließlich besiegen?), aber es macht mich jedes Mal fertig, diese Stelle zu lesen. Wieso kann nicht einfach alles gut gehen? Wieso kann ihnen der Erste Zauberer nicht einfach einen Becher Kaffee und eine Bleibe anbieten, wo sie eine Zeit lang sicher wären?
    Selbst im Licht all meiner neuen Erkenntnisse scheint die Geschichte genauso zu laufen wie immer. Moffat schreibt eine schöne Prosa: klar und beständig, mit gerade genügend abschweifenden Betrachtungen über das Schicksal und über Drachen, dass aus allem eine runde Sache wird. Die Charaktere sind reizvolle Archetypen: Fernwen, der gelehrige Zwerg, ist Nerd Jedermann und tut sein Bestes, das Abenteuer zu überstehen. Telemach, das Halbblut, ist der Held, der man sel bst gern wäre. Er hat immer einen Plan, immer eine Lösung parat, immer geheime Verbündete, die auf Abruf bereitstehen – Piraten und Hexenmeister, deren Treue er sich vor langer Zeit durch zahlreiche

Weitere Kostenlose Bücher