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Die soziale Eroberung der Erde: Eine biologische Geschichte des Menschen (German Edition)

Die soziale Eroberung der Erde: Eine biologische Geschichte des Menschen (German Edition)

Titel: Die soziale Eroberung der Erde: Eine biologische Geschichte des Menschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward O. Wilson
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werden mussten, damit das Sternensystem sich entwickeln und das kohlenstoffbasierte Leben darin evolvieren konnte. Das ist in dem grundlegend habitablen Universum der Fall, das uns mit seinen physikalischen Einheiten und Kräften umgibt – nicht zu viel hiervon, nicht zu viel davon. Wäre zum Beispiel der Urknall ein kleines bisschen stärker ausgefallen, so wäre die Materie zu schnell explodiert, als dass sich Sterne und Planeten hätten bilden können. Zugegeben, das anthropische Prinzip lässt aufhorchen. Doch der Historiker Thomas Dixon erläutert die Probleme:
    Woher wissen wir, ob wir über irgendeine gegebene Konfiguration physikalischer Konstanten staunen müssen? Ist denn nicht jede Kombination im Grunde unendlich unwahrscheinlich? Und woher wissen wir überhaupt, dass diese Konstanten frei variieren können, so wie diese Argumentation es annimmt, und dass sie nicht einfach von Natur aus fixiert sind oder auf eine Weise zusammenhängen, die wir nicht durchschauen? Und sollte die heute angenommene Existenz von Billionen anderer Universen, gemessen an ihrer schier möglichen Existenz, wirklich bewirken, dass wir weniger staunen über die Existenz und die physikalische Gestalt unseres eigenen Universums (angenommen, wir hätten anfangs gestaunt, was ich ehrlich gesagt gar nicht getan habe)? [ 60 ]
    Dieses Gegenargument spiegelt die Einsichten von David Humes Philosophie: «Ich habe in zu vielen anderen, uns weit vertrauteren Dingen die Unvollkommenheiten, ja Widersprüche der menschlichen Vernunft kennengelernt, als daß ich mir von ihren schwachen Hypothesen über einen so erhabenen und vom Kreis unserer Beobachtung so weit entfernten Gegenstand jemals irgendwelchen Erfolg versprechen könnte.»[ 61 ]
    Nehmen wir an, entgegen diesen Überlegungen würden wir irgendwie die physikalischen Gesetze des Universums als Beweis für ein übernatürliches oberstes Wesen interpretieren. Dann wäre es ein riesiger Glaubenssprung, die biologische Geschichte, die sich auf diesem Planeten abgespielt hat, einem göttlichen Eingriff zuzuschreiben. Wenn die Beweise aus Biologie und Anthropologie irgendetwas zu bedeuten haben, dann wäre es ein ebenso großer Fehler, wie Platon und Kant universelle moralische Vorschriften zu formulieren, die unabhängig von den Idiosynkrasien des menschlichen Lebens existieren, also eine gottgewollte Moral, wie sie C. S. Lewis und andere christliche Apologeten so wortreich verfechten. Nein, wir haben guten Grund, den Ursprung von Religion und Moral als besondere Ereignisse in der Evolutionsgeschichte der Menschheit und mithin als Folge der natürlichen Selektion zu erklären.[ 62 ]
    Vielfache Belege weisen darauf hin, dass organisierte Religion ein Ausdruck des Tribalismus ist. Jede Religion lehrt ihre Anhänger, dass sie auserwählt sind und dass ihre Schöpfungsgeschichte, ihre Moralvorschriften und ihre göttlich gewährten Privilegien denen aus anderen Religionen überlegen sind. Wohltätigkeit und andere altruistische Handlungen konzentrieren sich auf Religionsgenossen; wenn sie auch auf Außenstehende ausgedehnt werden, dann gewöhnlich aus missionarischen Gründen und um damit den Stamm und seine Verbündeten zu stärken. Kein religiöser Anführer fordert je dazu auf, rivalisierende Religionen kennenzulernen und sich für die zu entscheiden, die einem für sich persönlich und für die Gesellschaft am geeignetsten erscheint. Stattdessen ist der Konflikt zwischen Religionen häufig ein Katalysator, wenn nicht eine direkte Ursache für Kriege. Tief Gläubige stellen ihren Glauben über alles andere und brausen leicht auf, wenn er provoziert wird. Die Macht der organisierten Religionen beruht darauf, dass sie soziale Ordnung und persönliche Sicherheit zu festigen helfen, nicht aber auf ihrem Beitrag zur Wahrheitssuche. Ziel der Religionen ist die Unterwerfung unter den Willen und das Allgemeinwohl des Stammes.
    Die mangelnde Logik von Religionen ist keine Schwäche, sondern ihre wesentliche Stärke. Die Akzeptanz der bizarren Schöpfungsmythen bindet die Mitglieder aneinander. In den verschiedenen großen christlichen Konfessionen findet sich der Glaube, dass diejenigen, die all ihr Wollen Jesus anheimstellen, schon bald leiblich in den Himmel auffahren werden, während die Zurückgebliebenen tausend Jahre Leid erwartet, bis die Welt untergeht. Eine rivalisierende Glaubensrichtung sieht das anders, empfiehlt aber die Kommunion mit Christus auf Erden, indem man sein Fleisch isst und sein

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