Die Sphaeren
betreut, während die Erwachsenen den
Toten bestatteten und trauerten. Djan Seriy hatte mit Renneque gespielt, ihrer besten Freundin. Auf dem Teppich vor dem Kamin, in dem hinter schützenden Ketten ein großes Feuer brannte, bauten sie Häuser aus Schirmen, Kissen und Laken, sahen durch Lücken und Spalten und suchten nach den richtigen Stellen für eine Tür. Dies war das dritte Haus, das sie bauten; einige der Jungen, die am Fenster spielten, kamen manchmal und traten ihre Häuser nieder. Die Kindermädchen sollten sich eigentlich um sie kümmern, saßen aber in einem angrenzenden Zimmer und tranken Saft.
»Du hast deine Mutter getötet«, sagte Renneque plötzlich.
»Was?«, fragte Djan Seriy.
»Das habe ich gehört. Und ich wette, es stimmt. Mama hat es gesagt. Du hast sie getötet. Warum? Hast du es getan? Hast du es wirklich getan? Tat es weh?«
»Ich hab’s nicht getan.«
»Meine Mama sagt das aber.«
»Es stimmt nicht.«
»Ich weiß, dass du es getan hast. Ich weiß es von meiner Mama.«
»Es stimmt nicht. Ich habe sie nicht getötet. Nein.«
»Meine Mama sagt das aber.«
»Hör auf. Ich habe meine Mutter nicht getötet.«
»Meine Mama lügt nicht.«
»Ich habe sie nicht getötet. Sie starb einfach.«
»Meine Mama sagt, dass du ihr den Tod gebracht hast.«
»Sie starb einfach.«
»Leute sterben nicht einfach. Jemand tötet sie.«
»Ich war’s nicht. Sie starb einfach so.«
»Wie Herzog Wudyen. Er wurde von dem getötet, der ihm den schwarzen Husten gegeben hat. Ganz klar.«
»Sie starb einfach.«
»Nein, du hast sie getötet.«
»Hab ich nicht.«
»Hast du doch! Komm schon, Djan. Hast du sie getötet? Wirklich?«
»Lass mich in Ruhe. Sie starb einfach.«
»Weinst du?«
»Nein.«
»Laufen dir da Tränen über die Wangen? Weinst du?«
»Ich weine nicht.«
»Doch! Du weinst!«
»Nein.«
»Toho! Kebli! Seht nur, Djan weint.«
Humli Ghasartravhara räusperte sich, als er die nächste Figur setzte. Eigentlich spielte er gar nicht mehr; er bewegte seine Figuren nur noch. Sie hätten einen Besseren schicken können, dachte Anaplian, und tadelte sich dann, weil sie von unbewiesenen Annahmen ausging. »Bleiben Sie lange?«, fragte der Mann. »Auf Sursamen? Oder bei den Morthanveld?«
»Ich weiß nicht.« Sie setzte erneut, schnell und leicht, in dem Wissen, gewonnen zu haben.
»Das Schiff, mit dem Sie gekommen sind …«, sagte der Mann. Er ließ eine Lücke, die sie füllen sollte, aber Anaplian hob nur die Brauen. »Ich meine nur, es war nicht sehr mitteilsam«, fuhr Humli fort, als sie schwieg. »Hat Sie einfach nur abgesetzt. Keine Passagierliste oder wie man das nennt.«
Anaplian nickte. »Man nennt es Passagierliste«, bestätigte sie.
»Das Schiff ist ein wenig besorgt, das ist alles«, sagte Ghasartravhara mit einem scheuen Lächeln. Er meinte sein Schiff, dieses Schiff, die Versuch Dies Nicht Zu Hause.
»Tatsächlich? Armes Ding.«
»Normalerweise wären wir … es … natürlich nicht so …«
»Aufdringlich? Paranoid?«
»Sagen wir … besorgt.«
»Ja, sagen wir.«
»Aber angesichts der Situation mit den Morthanveld, Sie wissen schon …«
»Was weiß ich?«
Ghasartravhara lachte nervös. »Es ist fast wie das Warten auf eine Geburt, nicht wahr?«
»Ist es das?«
Humli lehnte sich zurück, sackte ein wenig zusammen und räusperte sich erneut. »Sie machen dies wirklich nicht einfach für mich, Ms. Anaplian.«
»Sollte ich das? Warum?«
Er musterte sie eine Zeit lang und schüttelte dann den Kopf. »Außerdem …« Er atmete tief durch. »Das Schiffsgehirn hat mich gebeten, Sie nach einem, äh, Gegenstand in Ihrem Gepäck zu fragen.«
»Na so was.«
»Es handelt sich um ein ungewöhnliches Objekt. Im Grunde genommen ist es eine Messerrakete.«
»Ich verstehe.«
»Sie wissen davon.«
»Ich weiß, dass etwas da ist.«
Ghasartravhara lächelte. »Man spioniert Ihnen nicht nach, oder etwas in der Art. Diese Dinge zeigen sich bei den Scans, die das Schiff vornimmt, wann immer etwas oder jemand an Bord kommt.«
»Sind Mittelsystem-Schiffe in Hinsicht auf allen persönlichen Besitz von Passagieren so besorgt?«
»Normalerweise nicht. Wie ich schon sagte …«
»Die Situation in Hinsicht auf die Morthanveld.«
»Ja.«
»Ich will Ihnen die Wahrheit sagen, Mr. Ghasartravhara.«
Der Mann lehnte sich erneut zurück. »In Ordnung«, sagte er so, als bereitete er sich auf etwas Unangenehmes vor.
»Ich arbeite für die Besonderen Umstände.« Anaplian sah,
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