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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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besonders ernst nehmen«, führte Oramen verächtlich hinzu. »Leute, die Feuerwaffen verabscheuen und nur Klingen für ehrenvoll halten. Obwohl ich gehört habe, dass auch in den rückständigsten Provinzen inzwischen das Gewehr bei der Jagd gestattet ist.«
    »Und sie haben Ihren Freund getötet.«
    »O ja, sie haben Tove umgebracht«, bestätigte Oramen bitter. »Er war sehr überrascht.« Dünne Falten bildeten sich in seiner Stirn. »Sehr überrascht …«, wiederholte er.
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe«, sagte Fanthile. Dann runzelte er ebenfalls die Stirn. »Wie bitte?«
    Oramen schüttelte den Kopf. »So wie Tove ›Nein, nicht ich‹ sagte, als …« Er strich sich mit der einen Hand durchs Gesicht. »Und vorher, an der Tür …« Er sah zur Decke hoch, überlegte und schüttelte dann erneut den Kopf. »Nein. Was sage ich da? Er war mein bester Freund. Unmöglich.« Er schauderte. »Meine Güte, er stirbt an meiner Stelle, und ich gebe ihm auch noch die Schuld.« Er trank erneut.
    »Vorsicht, junger Mann«, sagte Fanthile, lächelte und deutete aufs Glas.
    Oramen sah auf das Glas hinab, schien etwas erwidern zu wollen und stellte es dann auf den Tisch.
    »Ich bin schuld, Fanthile«, sagte er. »Ich habe Tove vor
mir durch die Tür geschickt und war so dumm, den zweiten, in die Brust getroffenen Mann zu erschießen. Durch ihn hätten wir vielleicht feststellen können, wer hinter dem Überfall steckt.«
    »Glauben Sie, jemand hat die beiden Männer beauftragt?«
    »Ich bezweifle, dass sie sich einfach nur auf dem Hof herumtrieben und die erste Person ausrauben wollten, die durch die Tür kam.«
    »Wer könnte sie geschickt haben?«
    Oramen sah den Palastsekretär an. »Die gleichen Leute, die auch Ihnen einfallen.«
    Fanthile begegnete dem Blick des Prinzen. »Wer?«
    Oramen schüttelte den Kopf. »Spione der Deldeyn, Republikaner, radikale Parlamentarier, eine Familie mit einer persönlichen Vendetta gegen meine Familie – wegen eines Generation zurückliegenden Streits -, ein Buchmacher, dem das Geld ausgegangen ist und der mich mit Ferbin verwechselt hat … Wer weiß? Selbst Anarchisten kommen infrage, obwohl sie eher in der Vorstellung jener existieren, die sie so leidenschaftlich bekämpfen, als in der Realität.«
    »Wer würde am meisten von Ihrem Tod profitieren?«, fragte Fanthile.
    Oramen hob und senkte die Schultern. »Nun, wenn man die Dinge bis an die Grenzen der Logik treibt … tyl Loesp, nehme ich an.« Erneut sah er den Sekretär an, der eine betont neutrale Miene zur Schau trug. Einmal mehr schüttelte Oramen den Kopf. »Oh, ich habe ebenfalls an ihn gedacht, aber wenn ich ihm misstraue, müsste ich allen mit Argwohn begegnen: Ihnen, Harne, Tove – der WeltGott möge ihn
willkommen heißen -, allen.« Oramen ballte die Faust und schlug aufs nächste Kissen. »Warum habe ich den Verwundeten getötet? Ich hätte ihn am Leben lassen sollen!« Er starrte den Palastsekretär an. »Ich selbst hätte ihn mit der Zange und dem glühenden Eisen bearbeitet.«
    Fanthile wandte den Blick kurz ab. »Ihr Vater hielt nichts von solchen Methoden, Prinz. Er machte nur selten Gebrauch davon.«
    »Nun …«, erwiderte Oramen voller Unbehagen. »Ich schätze, solche … Gelegenheiten vermeidet man besser. Man … delegiert sie.«
    »Nein«, sagte Fanthile. »Ihr Vater war dabei zugegen. Aber es war die einzige mir bekannte Prozedur, die ihn mit Übelkeit erfüllte.«
    »Nun ja«, sagte Oramen und war plötzlich peinlich berührt. »Ich bezweifle, dass ich mir so etwas ansehen könnte. Bestimmt würde ich in Ohnmacht fallen oder weglaufen.« Er hob erneut sein Glas, setzte es dann wieder ab.
    »Sie brauchen einen neuen Stallmeister, Prinz«, sagte Fanthile. Es erleichterte ihn offenbar, das Thema zu wechseln. »Bestimmt wird man einen für Sie auswählen.«
    »Darum wird sich zweifellos der Gepriesene Chasque kümmern«, erwiderte Oramen. »Tyl Loesp hat mich seiner ›Obhut‹ überlassen, während er fort ist.« Oramen schüttelte den Kopf.
    »Fürwahr«, kommentierte Fanthile. »Darf ich vorschlagen, dass Sie dem Gepriesenen eine von Ihnen selbst getroffene Wahl präsentieren?«
    »Aber wer?« Oramen sah den Palastsekretär an. »Haben Sie jemanden im Sinn?«

    »Das habe ich, Sir. Graf Droffo. Er ist jung, aber klug, ernst und zuverlässig, Ihrem verstorbenen Vater und Ihrer Familie treu ergeben. Er befindet sich erst seit kurzer Zeit in Pourl und ist – wie soll ich es ausdrücken? – noch nicht

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