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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Sichtverhältnisse schaffen, besonders in den frühen Morgenstunden von Tresker. Aber das könnten wir zu unserem eigenen Vorteil nutzen.«
    »Ich meine, wir sollten jetzt angreifen«, sagte tyl Loesp.
    »Wenn der Feind dort in größerer Anzahl präsent ist …« Werreber deutete über den Kanal hinweg. »Dann laufen wir Gefahr, an diesem Nachmittag den Krieg zu verlieren.«
    »Sie sind zu vorsichtig, Werreber. Die Deldeyn sind geschlagen. Die Initiative liegt bei uns. Und selbst wenn sie dort draußen auf uns warten und uns vorübergehend zurückwerfen – der Krieg wäre deshalb nicht verloren. Wir haben ein Stadium erreicht, in dem wir uns selbst im Heimatland des Feindes mehr Verluste leisten können als er.«
    »Warum die Eile? Warum überhaupt solche Verluste in Kauf nehmen? Bis zum Morgen haben wir die Deldeyn zermürbt und sind für einen Angriff auf breiter Front und mit überwältigender Kraft bereit – wir werden die Deldeyn unter uns zertrampeln. Männer und Maschinen brauchen ohnehin eine Rast, tyl Loesp. Es wäre unklug und riskant, den
Ansturm fortzusetzen. Wir können mit allem fertig werden, was der Feind gegen uns ins Feld führt, aber nur, wenn unsere Streitkräfte unbeeinträchtigt bleiben.«
    »Um die Initiative zu behalten, sollten wir sofort nach der Identifizierung geeigneter Übergangsstellen angreifen. Auf der anderen Seite können wir immer noch innehalten und verschnaufen.«
    Werreber richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Mit geradem Rücken stand er da und sah den anderen Mann über seine Hakennase hinweg an. »Ich verstehe Sie nicht, tyl Loesp. Erst verzögern Sie alles, indem Sie auf einem Umweg bestehen, und dann treiben Sie Ihre Truppen noch mehr an als einen Lyge.«
    »Es ist meine Art, ein Gleichgewicht zu wahren«, erwiderte tyl Loesp.
    Der Feldmarschall richtete einen frostigen Blick auf ihn. »Ich rate von einem Angriff ab, tyl Loesp.«
    »Was ich zur Kenntnis nehme.« Tyl Loesp lächelte dünn. »Trotzdem.«
    Werreber blickte über den Sand und das vom Wind gekräuselte Wasser hinweg zum gegenüberliegenden Ufer. Er seufzte. »Wie Sie wünschen, Sir«, sagte er, deutete eine Verbeugung an und ging.
    »Oh, und noch etwas, Feldmarschall.«
    Werreber drehte sich um und runzelte die Stirn.
    »Machen Sie keine Gefangenen.« Tyl Loesp zuckte mit den Schultern. »Bis auf ein paar fürs Verhör.«
    Werreber starrte ihn einige Sekunden lang an, nickte kurz und wandte sich erneut ab.

    »Sie haben noch nie zuvor getötet?«, fragte Fanthile.
    »Natürlich nicht!«
    »Haben Sie jemals jemanden verletzt oder an einem Kampf teilgenommen?«
    Oramen schüttelte den Kopf. »Ich habe kaum jemals ein Schwert angerührt, von einem Gewehr ganz zu schweigen. Mein Vater hat nie gewollt, dass ich Krieger werde. Das war Elimes Rolle. Und Ferbin war der Ersatz für ihn, wenn auch kein besonders guter, vielleicht deshalb, weil man Vater sich zu sehr auf Elime konzentrierte. Ferbin verlotterte seiner Ansicht nach. Ich war zu jung, um als Kombattant infrage zu kommen, als Vater uns unsere Rollen zuwies und beschloss, in die Geschichte einzugehen. Meine Aufgabe bestand immer darin, der Gelehrte zu sein, der Denker und Analytiker.« Oramen schnaubte.
    Fanthile schenkte noch etwas mehr von dem süßen, kalten Wein in Oramens Kristallglas. Sie saßen in der privaten Wohnung des Palastsekretärs. Oramen hatte nicht gewusst, mit wem er nach dem Angriff reden sollte, und schließlich hatten ihn seine Schritte zu Fanthile geführt. »Wenn man das berücksichtigt, haben Sie sich gut gehalten, nicht wahr?«, fuhr der Palastsekretär fort. »So manch einen anderen Mann, der sich für tapfer hält, verlässt der Mut bei einem solchen Überfall.«
    »Haben Sie mir nicht zugehört? Ich bin fast in Ohnmacht gefallen. Ich musste mich hinsetzen, um nicht zu fallen. Und ich war im Vorteil. Ohne meine Pistole wäre ich jetzt nicht hier. Ich konnte mich nicht einmal wie ein Edelmann verteidigen.«
    »Oramen«, sagte Fanthile sanft, »Sie sind noch jung. Und außerdem haben Sie daran gedacht, sich zu bewaffnen. Das war klug, oder?«

    »Es hat sich als klug erwiesen.« Oramen trank einen großen Schluck.
    »Und die beiden Männer, die Sie angriffen … Sie hielten sich nicht groß mit Etikette auf, oder?«
    »Nein. Vermutlich verwendeten sie nur deshalb ein Messer und keine Pistole, weil eine Klinge leise ist und ein Schuss überall zu hören gewesen wäre. Es sei denn natürlich, es waren Edelmänner, die solche Dinge

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