Die Sphaeren
nahe, fand aber die Kraft, den Doktor fortzustoßen und dem Übersetzer ins Gesicht zu spucken, bevor er starb. Tyl Loesp wies sie an, die Leiche einfach vom Wagen fallen zu lassen.
Die große Ebene reichte in allen Richtungen bis zum Horizont, und der Sulputin strömte etwa zwanzig Kilometer links von ihnen. Hohe Wolken von einem matten Rosarot standen am zu blauen Himmel, als sie den einen breiten Kanal erreichten, der die letzte verteidigungsfähige Barriere zwischen ihnen und der Region mit der Deldeyn-Hauptstadt namens Rasselle bildete. Die Deldeyn hatten Bodentruppen auf dieser Seite des Kanals postiert, doch die meisten Soldaten waren
des Nachts mit Booten geflohen. Ihre Schützengräben waren flach und nicht abgesichert, so wie auch die Seiten des Kanals nicht richtig befestigt waren: Sie gaben ständig nach, und das Wasser floss ab. Nur ein sekundärer Kanal und ein improvisierter Damm beim Sulpitin, am Morgen von Pionieren der Sarl zerstört, hatten für Nachschub gesorgt. Jetzt strömte das Wasser in den Fluss zurück oder versickerte einfach im Sand.
Halbherziges Artilleriefeuer von der anderen Seite des Kanals war zu kurz und schlecht gezielt. Die Sarl hatten jetzt die Lufthoheit; es stiegen keine Deldeyn-Flieger mehr auf, um Späher und Patrouillen abzufangen. Die Sarl-Artillerie wurde noch in Stellung gebracht, und die ersten wenigen Batterien hatten gerade mit dem Probeschießen begonnen, um die Geschütze zu kalibrieren. Tyl Loesp stand oben auf der Böschung, den Feldstecher in der Hand, und lauschte dem Donnern der Explosionen. Die Kanonen der Batterien feuerten kurz hintereinander, fast rhythmisch, wie eine Kompanie gut ausgebildeter Gewehrschützen, doch ihre Stimmen waren natürlich tiefer. Er sah ein gutes Zeichen in solcher Regelmäßigkeit. Die Späher zogen ihre Bahnen am Himmel und signalisierten mit Heliografen, wo die von der Artillerie abgefeuerten Geschosse einschlugen. Ferne Wolken aus Staub und aufgewirbeltem Sand boten den Beobachtern entsprechende Hinweise.
Werreber kam mit seinem Dampfwagen, stieg aus, grüßte einen Angehörigen von tyl Loesps Stab – der respektvollen Abstand wahrte – und trat näher.
»Die Frage lautet …«, sagte er abrupt. »Warten wir darauf, dass das Wasser ganz verschwindet, oder greifen wir sofort an?«
»Wie lange dauert es, bis genug Wasser abgeflossen ist?«, fragte tyl Loesp.
»Vielleicht bis zum Beginn der nächsten Kurznacht, wenn Uzretean untergeht. Es ist eine sehr kurze Nacht; nur drei Stunden später geht Tresker auf. Die Pioniere machen keine genauen Angaben. Einige Teile des Kanalbetts bleiben vielleicht schlammig; andere sind schon jetzt seicht genug.«
»Können wir die betreffenden Stellen identifizieren?«
»Wir versuchen es.« Der Feldmarschall nickte in Richtung eines besonders großen Caude, der mit zwei Männern auf dem Rücken tief übers zurückweichende Wasser flog. »Sie sehen sich die Sache von oben an. Die Pioniere scheinen der Meinung zu sein, dass wir bis zum Aufgang von Tresker warten sollten. Das wäre besonnen. Selbst wenn wir vorher einige trockene Stellen entdecken: Um sie zu passieren, müssten wir unsere Streitkräfte an einigen Punkten konzentrieren, und das macht sie verwundbar. Ein Angriff auf breiter Linie wäre besser.«
»Aber ist es nicht ratsam, so bald wie möglich anzugreifen?«, fragte tyl Loesp. »Wenn unsere Streitkräfte bereit sind, sollten wir den Weg fortsetzen.«
»Vielleicht. Auf der anderen Seite scheinen sich nicht viele Verteidiger zu befinden, obgleich es Berichte von zahlreichen Straßen und Wegen gibt – die Deldeyn könnten sich gut eingegraben haben.«
»Sind die Schützengräben auf dieser Seite nicht flach und ungesichert?«
»Ja. Was aber nicht bedeutet, dass die Schützengräben auf der anderen Seite ebenso beschaffen sein müssen. Vielleicht sind die auf unserer Seite ganz bewusst in einem so erbärmlichen
Zustand zurückgelassen worden, um uns über den Graben zu locken.«
»Wir könnten hier zu vorsichtig sein«, sagte tyl Loesp. »Je länger wir warten, desto mehr Zeit haben die Deldeyn, das zusammenzuziehen, was noch von ihren Streitkräften übrig ist.«
»Unsere eigene Verstärkung trifft bald ein. Und wir sähen die des Feindes. Bisher melden die Späher keine. Allerdings sorgt der große Wasserfall für Nebel – die Sicht reicht nicht weiter als dreißig Kilometer die Straße hinunter. Später könnte der Dunst vom Fluss auch hier schlechte
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