Die Sphaeren
sehr vom Zynismus des Hofes angesteckt.«
Oramen musterte Fanthile. »Droffo, ja. Ich habe ihn am Todestag meines Vaters gesehen.«
»Außerdem wird es Zeit, dass Sie Ihren eigenen Diener bekommen, Sir.«
»In Ordnung, bitte kümmern Sie sich auch darum.« Oramen zuckte mit den Schultern. »Ich muss jemandem trauen, Palastsekretär – warum nicht Ihnen?« Er leerte sein Glas. »Jetzt vertraue ich darauf, dass Sie mein Glas füllen«, sagte er und kicherte.
Fanthile schenkte ihm noch etwas mehr Wein ein.
Die Schlacht der Kanalüberquerung führte nicht zu der von Werreber befürchteten Katastrophe, war aber auch nicht der von tyl Loesp erwartete Spaziergang. Sie verloren mehr Männer und Material, als der Feldmarschall für nötig hielt, um die andere Seite des Grabens zu erreichen, und anschließend mussten sie so lange anhalten, damit sich die Streitkräfte sammeln und neu versorgen konnten, dass sie ebenso bis zum Morgen hätten warten können, um dann in breiter Front anzugreifen, im Schutz des Nebels und nach einem nächtlichen Artilleriebombardement. Stattdessen waren sie gezwungen gewesen, die Truppen an drei Übergangsstellen aus seichtem Wasser und nassem Sand zusammenzuziehen, und das hatte den Maschinengewehren und Granatwerfern der Deldeyn auf der anderen Seite gute Ziele geboten.
Dennoch, die Schlacht war gewonnen. Sie hatten Artilleriegeschosse gespart und dafür mit Leben und Gliedmaßen gewöhnlicher Soldaten bezahlt. Werreber sah darin einen schändlichen und schmachvollen Preis, wenn die Umstände keine Eile verlangten. Tyl Loesp hingegen hielt ihn für vernünftig.
Werreber tröstete sich mit dem Wissen, dass Verfügungen und Anordnungen nicht immer voll umgesetzt wurden. Es sollten keine Gefangenen gemacht werden, hieß es. Viele Sarl-Einheiten nahmen dies zum Anlass, gefangene Deldeyn zu entwaffnen und sie dann laufen zu lassen. Werreber beschloss, von solchen Fällen der Insubordination keine Kenntnis zu haben.
Feldmarschall und Regent stritten erneut, als es um die Aufteilung ihrer Streitmacht ging. Tyl Loesp wollte einen großen Teil der Männer zur Hyeng-zhar-Siedlung schicken, doch Werreber hielt es für klüger, mit allen zur Verfügung stehenden Truppen die Hauptstadt anzugreifen, wo sich die letzten nennenswerten Streitkräfte der Deldeyn konzentrierten. Auch in diesem Fall setzte sich der Regent durch.
Um die große Anzahl der Soldaten verkleinert, die sich auf den Weg zum Wasserfall machten, teilte sich der Rest des Heers für den Angriff auf die Hauptstadt der Deldeyn in drei Gruppen.
15
Der Hundertste Idiot
A ls Ferbin die beiden Ritter Vollird und Baerth sah, wurde ihm sofort klar, dass sie ihn töten wollten. Er wusste genau, wer sie waren. Sie hatten in der alten Fabrik zu beiden Seiten der Tür gestanden, als sein Vater getötet worden war. Sie hatten dort gestanden und zugesehen, wie tyl Loesp den König brutal ermordete. Der kleinere Bursche mit den breiteren Schultern und der kräftigeren Statur hieß Baerth – er war derjenige, den Ferbin bei jener Gelegenheit erkannt hatte. Der größere und dünnere Mann hieß Vollird und galt als einer der treuesten Verbündeten von tyl Loesp. Ferbin zweifelte nicht daran, dass er der hochgewachsene Ritter gewesen war, der auf der anderen Seite der Tür gestanden und dessen Gesicht er nicht gesehen hatte.
»Meine Herren …«, sagte Vollird, nickte kurz und lächelte dünn. Der kleine, stämmige Baerth gab keinen Ton von sich.
Die beiden Ritter waren auf der breiten Straße erschienen, auf der reger Betrieb herrschte und die vom Zugang des Turms wegführte, den Ferbin und Holse gerade verlassen hatten; der Oct in ihrer Begleitung verlangte noch immer ihre Dokumente und versuchte zu erklären, warum der Große Zamerin der Nariscene nicht zu sprechen war. Ein Nariscene in einem glitzernden Ektoskelett aus Gold und Edelsteinen begleitete die beiden Ritter, die weite Hosen und lange Wappenröcke trugen. Hinzu kamen in Scheiden steckende Schwerter und Pistolenhalfter an den breiten Gürteln.
Ferbin antwortete nicht. Er starrte sie nur an und prägte sich ihre Gesichter für immer ein. Er spürte, wie er zu zittern begann, als sein Herz schneller schlug, und kalte Leere breitete sich in seiner Magengrube aus. Dass ihn sein Körper auf diese Weise verriet, ärgerte ihn sehr, und er versuchte alles, sich zu entspannen, ruhig zu atmen und sich den Anschein von Gelassenheit zu geben.
»Und wer sind Sie?«, fragte Holse
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