Die Sphaeren
Überwachungsgeräte dort ein, wo sie verteilt worden waren, veränderte ihre Software und setzte sie dann auf den Welten ihrer Schöpfer ab, wobei man sich auf das Zuhause und die bevorzugten Freizeiteinrichtungen der Mächtigen konzentrierte. Das erfüllte normalerweise den Zweck.
Die in Sursamen lebenden Völker, insbesondere die Sarl, waren solchen Beobachtungen ahnungs- und hilflos ausgeliefert. Die Vereinbarungen sollten sie eigentlich vor solchen Dingen schützen, aber etwas, das nicht öffentlich sichtbar war, konnte durchaus im Verborgenen existieren. Die Kultur verfügte über eine der offensten und inklusivsten Datenversum-Strukturen in der Galaxis, doch selbst sie sah und wusste nicht alles. Es gab noch immer reichlich Dinge, die im Privaten geschahen, hinter den Kulissen. Meistens erfuhr die
Kultur früher oder später von ihnen, aber dann konnte der Schaden bereits angerichtet sein.
Nichts Neues von der Achten, bisher. Entweder spionierte niemand, oder die Betreffenden ließen große Diskretion walten. Die Morthanveld wären durchaus dazu imstande gewesen, aber Stolz, Gesetzestreue und allgemeine Verachtung (wie bei der Kultur) hinderten sie daran. Auch die Nariscene glaubten sich wahrscheinlich über solche Dinge erhaben, und die Oct … Nun, die Oct schienen sich für kaum etwas zu interessieren, abgesehen davon, als wahre Erben des Veil-Vermächtnisses zu gelten.
Selbst Routinezugriff auf den Oct-Teil des Datenversums bedeutete, sich einen aufgezeichneten Vortrag über die Geschichte der Galaxis – in der Interpretation der Oct – anhören zu müssen. Darin ging es vor allem um die angeblichen Ähnlichkeiten zwischen Veil und Oct, woraus die Oct das Recht auf das Erbe der Involucra ableiteten. Für die Oct bestand es sowohl aus den Schalenwelten als auch aus dem Respekt, der damit in Verbindung stand und an dem es ihnen mangelte. Die Interface-Software der Kultur filterte diesen Unsinn – der Anspruch der Oct war nur stark, wenn man ihre eigenen Maßstäbe anlegte; die große Mehrheit der vertrauenswürdigen Gelehrten vertrat auf der Grundlage von unanfechtbaren Hinweisen die Ansicht, dass die Oct eine relativ junge Spezies waren, keine Verwandten der Veil -, doch er war immer präsent.
Die Oct beobachteten die Sarl, aber sehr lückenhaft, unregelmäßig und – nach Vereinbarung – mit zentimetergroßen, für das menschliche Auge zu erkennenden Geräten. Für gewöhnlich schickten diese ihre Signale an von Oct bemannte
Maschinen: Transferschiffe, Luft- und Bodenfahrzeuge, oder an die Ambientalanzüge, die sie trugen.
Es gab nicht viel öffentlich zugängliches Material, das die letzten zwei- oder dreihundert Tage betraf. Anaplian sah sich Aufzeichnungen der großen Schlacht an, die beim Xiliskischen Turm das Schicksal der Deldeyn besiegelt hatte. Kommentar und Begleitdaten, soweit vorhanden, deuteten darauf hin, dass die Aultridia den betreffenden Teil des Turms übernommen und die Streitkräfte der Deldeyn zu einem Ort gebracht hatten, von dem aus sie ihren Überfall auf das Kerngebiet der Sarl beginnen konnten. Ein BU-gekennzeichneter Zusatz legte nahe, dass die angebliche Aultridia-Aktivität eine Lüge war und die Oct alles arrangiert hatten.
Die Aufzeichnungen stammten ausnahmslos vom Ende der Schlacht: Aufnahmen aus statischen Positionen über dem Geschehen, wahrscheinlich vom Turm aus. Anaplian fragte sich, ob irgendeins der Bilder zeigte, wie ihr Vater verwundet wurde und welches Schicksal Ferbin erlitten hatte. Sie versuchte, Einzelheiten heranzuzoomen, dachte sogar daran, einen Agenten zu beauftragen, nach entsprechenden Anhaltspunkten zu suchen, aber die Auflösung war zu gering und verlor an Detail, bevor einzelne Personen auf dem Schlachtfeld erkennbar waren.
Sie beobachtete – wieder von einem hohen Aussichtspunkt, als wäre die Kamera an einen Flugkörper montiert -, wie die unter dem Befehl von Mertis tyl Loesp stehenden Sarl-Truppen über einen Kanal setzten, nicht sehr weit vom großen Wasserfall Hyeng-zhar entfernt, dessen Dunst sich in der Ferne zeigte. Es folgte die kurze Belagerung und dann der Fall der Deldeyn-Hauptstadt Rasselle.
Das schien alles zu sein. Ein richtiger Bericht oder eine Dokumentation hätte Siegesfeiern in Pourl enthalten und einen tyl Loesp gezeigt, der die Kapitulation des obersten Deldeyn-Kommandeurs entgegennahm, vielleicht auch für Massengräber bestimmte Leichen, brennende Fahnen und die Tränen von Hinterbliebenen. Aber es war den Oct
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