Die Sphaeren
offensichtlich von den Darstellungen fasziniert, zum Rand des Balkons. Ferbin sagte nichts. Er hatte es aufgegeben, seinen Diener zu mehr Diskretion zu ermahnen.
»Das, was wir Realität nennen, soweit wir sie kennen, ja«,
erwiderte Hyrlis und wandte sich Holse zu. »Wir benutzen dies, um mögliche Positionierungen, Strategien und Taktiken durchzuspielen, wobei wir nach den besten Resultaten suchen – unter der Voraussetzung, dass der Feind so agiert und reagiert, wie wir es von ihm erwarten.«
»Und der Feind, Sir … Geht er in Hinsicht auf Sie ähnlichen Aktivitäten nach?«
»Zweifellos.«
»Könnten Sie dann nicht einfach das Spiel gegeneinander spielen, Sir?«, schlug Holse munter vor. »Und auf das Abschlachten, Verstümmeln, Zerstören und so weiter verzichten? Wie in der alten Zeit. Wenn damals zwei gleich starke Heere aufeinandertrafen, bestimmte jedes einen Meisterkämpfer, die dann gegeneinander antraten. Die Übereinkunft sah vor, dass der Ausgang dieses Kampfes über den der Schlacht entschied, was vielen angsterfüllten Soldaten Gelegenheit gab, mit heiler Haut zu ihren Bauernhöfen und Familien heimzukehren.«
Hyrlis lachte. Das Geräusch schien für die Generäle und Berater auf dem Balkon ebenso überraschend und ungewöhnlich zu sein wie für Ferbin und Holse. »Ein solches Spiel würde ich gern spielen!«, sagte Hyrlis. »Und ich würde ebenso gern das Ergebnis akzeptieren, wie es auch aussähe.« Er sah Ferbin an und lächelte, sagte dann zu Holse: »Aber ganz gleich, ob wir alle Figuren in einem größeren Spiel sind: Dies vor uns hat eine schlechtere Auflösung als jenes, dem es nachempfunden ist. Ganze Schlachten und manchmal sogar Kriege können von einem Gewehr mit Ladehemmung, einer zu heißen Kanone, einem falsch gezielten Artilleriegeschoss oder einem einzelnen Soldaten abhängen,
der sich plötzlich umdreht und flieht oder sich auf eine Granate wirft.«
Hyrlis schüttelte den Kopf. »So etwas kann in einem Modell nicht richtig dargestellt werden, nicht mit ausreichender Zuverlässigkeit. Man muss es in der Realität durchspielen, oder in der detailliertesten Simulation, die man hat, was aufs Gleiche hinausläuft.«
Holse lächelte traurig. »Materie, nicht wahr, Sir?«
»Materie.« Hyrlis nickte. »Und außerdem: Wo bliebe der Spaß, wenn es nur ein Spiel wäre? Das könnten die Beobachter auch selbst machen. Nein. Sie wollen, dass wir das Spiel austragen. Ein Ersatz kommt nicht infrage. Wir sollten uns privilegiert fühlen, so wichtig und unersetzlich zu sein. Vielleicht sind wir alle nicht mehr als Partikel, aber wenigstens handelt es sich dabei um Elementarteilchen!«
Hyrlis schien erneut dem Lachen nahe zu sein, doch Tonfall und Gebaren veränderten sich, als er zur Seite blickte, wo niemand stand. »Und halten Sie sich nicht für besser«, fügte er leise hinzu. Ferbin machte ein missbilligendes Geräusch und wandte sich halb ab, als Hyrlis fortfuhr: »Ist es nicht angenehm, von all den guten Dingen zu erfahren, die in der Ferne im Namen der Kultur geschehen, hm? Na?« Er nickte dem unsichtbaren Publikum zu. »Was halten Sie davon, meine lieben Zuschauer? Sind Sie dieser Ansicht? Kontakt und Besondere Umstände spielen Ihre eigenen realen Spiele, und lasst all die Milliarden von umsorgten Schläfern in all den weichen Wiegen, die wir Orbitale nennen, weiter unbekümmert in der ansonsten furchteinflößenden Nacht schlummern.«
»Sie sind ganz offensichtlich beschäftigt«, sagte Ferbin kühl. »Können wir jetzt gehen?«
Hyrlis lächelte. »Ja, Prinz. Nehmen Sie Ihre eigenen Träume und lassen Sie uns die unsrigen. O ja, gehen Sie nur.«
Ferbin und Holse drehten sich um.
»Holse!«, rief Hyrlis.
Choubris und Ferbin wandten sich ihm wieder zu.
»Sir?«, fragte Holse.
»Holse, wenn ich Ihnen die Chance böte, hier zu bleiben, in meine Rolle zu schlüpfen und dieses große Spiel zu spielen … würden Sie von dieser Möglichkeit Gebrauch machen? Es würde Ihnen Reichtum und Macht bieten, sowohl hier und heute als auch woanders und zu einer anderen Zeit, an besseren, weniger verheerten Orten als dieser Welt aus Schutt und Asche. Würden Sie die Chance nutzen?«
Holse lachte. »Natürlich nicht, Sir! Sie erlauben sich bestimmt einen Scherz mit mir!«
»Natürlich«, erwiderte Hyrlis und lächelte. Er sah Ferbin an, der verwirrt und verärgert neben seinem Diener stand. »Ihr Mann ist kein Dummkopf, Prinz«, sagte Hyrlis.
Ferbin straffte die Schultern in der
Weitere Kostenlose Bücher