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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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    Er war nicht da. Vielleicht lebte er gar nicht mehr. Vielleicht hatte der hochherrschaftliche Dussel aus Versehen den Status des Kriegshelden erworben. Choubris stellte sich vor, wie sich der Prinz voller Schrecken am Hals seines Reittiers festklammerte und sich dorthin tragen ließ, wohin es in Panik rannte, woraufhin er von irgendeinem Soldaten erschossen wurde oder über den Rand einer Klippe stürzte. Wie er Ferbin kannte … Möglicherweise hatte er genau in dem Augenblick den Kopf gehoben, als sein galoppierendes Ross einen überhängenden Ast passierte.
    Choubris seufzte. Das war’s also. Es bot sich kein Ort mehr für die Suche an. Er konnte übers große Schlachtfeld wandern und vorgeben, nach seinem verlorenen Herrn zu suchen,
in Triage-Zelten, Feldlazaretten und großen Leichensammelstätten, aber er würde den Nichtsnutz nie finden. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu Frau und Kindern zurückzukehren, auf das kleinere, aber nicht weniger grausame Schlachtfeld ihrer Wohnung in der Palastkaserne.
    Und wer wollte ihn jetzt haben? Er hatte einen Prinzen verloren (wenn man die Sache aus einer lieblosen Perspektive betrachtete, und er kannte viele, bei denen das der Fall sein würde); wie groß war seine Chance, einem anderen Hochgestellten dienen zu können, mit einer solchen, wenig ruhmreichen Vergangenheit? Der König war tot, und tyl Loesp kümmerte sich jetzt um die Regierungsgeschäfte, zumindest bis der junge Prinz mündig wurde. Choubris ahnte, dass sich viele Dinge ändern würden, Dinge, die bis dahin für ehrliche, ehrbare und hart arbeitende Leute beständig und angenehm gewesen waren. Und die Aussichten für einen Prinzenverlierer, unter solchen Umständen seine Stellung zu verbessern, waren bestimmt nicht sonderlich gut. Er schüttelte den Kopf und seufzte erneut. »Was für ein Mist«, murmelte er und wandte sich zum Gehen.
    »Choubris? Bist du das?«
    Er drehte sich wieder um. »Hallo?«, fragte er und wusste nicht, woher die Stimme gekommen war. Ein plötzliches Gefühl im Bauch brachte ihm die überraschende Erkenntnis, dass es in ihm ein gewisses Maß an echter menschlicher Zuneigung für Prinz Ferbin gab. Oder vielleicht freute er sich nur darüber, doch kein Prinzenverlierer zu sein.
    Oben an der Wand bemerkte er eine Bewegung, an einem der unpraktisch breiten Fenster in der zweiten Reihe. Ein Mann kroch dort aus einem Spalt im Gemäuer, der größtenteils
hinter Kletterpflanzen verborgen war. Choubris hatte jenes Versteck nicht einmal bemerkt. Ferbin kam ganz zum Vorschein, kletterte zum Rand des Fensters, rieb sich die Augen und sah zu seinem Diener hinab.
    »Choubris!«, sagte er in einer Art lautem Flüstern und sah sich furchtsam um. »Bist du das? Gott sei Dank!«
    »Ich habe ihm bereits gedankt, Sir. Und Sie sollten mir danken, für meinen Fleiß bei der Suche.«
    »Ist jemand bei dir?«, fragte der Prinz mit gedämpfter Stimme.
    »Nur der bereits erwähnte Gott, Sir, wenn man den besonders beharrlichen Priestern Glauben schenken darf.«
    Ferbin wirkte ziemlich verwahrlost und schien schon seit einer ganzen Weile nicht mehr geschlafen zu haben. Wieder sah er sich um. »Außer dir ist niemand da?«
    »Nur eine alte, zuverlässige Rowelstute, Sir. Und für Sie …«
    »Choubris! Ich bin in höchster Gefahr!«
    Choubris kratzte sich hinter einem Ohr. »Ah. Bei allem Respekt, Sir: Wir haben die Schlacht gewonnen, falls Ihnen das entgangen sein sollte.«
    »Ich weiß, Choubris! Ich bin kein Idiot!«
    Choubris runzelte die Stirn, schwieg aber.
    »Bist du ganz sicher, dass sonst niemand da ist?«
    Choubris sah zur kleinen Tür zurück und dann zum Himmel hoch. »Nun, es sind ziemlich viele Leute da, Sir. Die Hälfte der Armee räumt auf oder leckt sich nach unserem glorreichen Sieg die Wunden.« Es dämmerte Choubris, dass ihm vielleicht die schwierige Aufgabe zukam, dem Prinzen vom Tod seines Vaters zu berichten. Es bedeutete natürlich,
dass Ferbin der neue König war, aber er wusste, dass die Leute seltsam sein konnten, wenn es um gute und schlechte Nachrichten ging. »Ich bin allein, Sir«, versicherte er seinem Herrn. »Ich weiß nicht, was ich Ihnen sonst sagen soll. Vielleicht sollten Sie besser von dort herunterklettern.«
    »Ja! Ich kann nicht für immer hier oben bleiben.« Ferbin hätte einfach springen können, doch er drehte sich und ließ sich halb zum Boden herab. Choubris seufzte einmal mehr und trat zur Wand, um dem Prinzen zu helfen. »Hast du etwas zu essen

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