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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Geschwindigkeit, die ein ganzes Stück über dem von den Konstruktionsparametern vorgesehenen Maximum lag. Die Liveware-Problem stellte fest, wie das Schadenpotenzial im Triebwerk wuchs, vergleichbar mit einem menschlichen Athleten, der den Beginn eines Muskelkrampfes oder einer Sehnenzerrung fühlte, aber sie hielt an der Absicht fest, die kleine Fracht aus Seelen so schnell wie möglich nach Sursamen zu bringen.
    Nach einer Aussprache mit Anaplian hatten sie sich darauf geeinigt, dass die Liveware-Problem ihr Triebwerk auf ein Belastungsprofil hochfahren würde, das eine Wahrscheinlichkeit von einem Prozent für einen Totalausfall vorsah, die Flugzeit aber um eine weitere Stunde verkürzte. Mit dem Gedanken daran hatte das Schiff seine eigenen Leistungsparameter beschönigt und gelogen: Die Zeitersparnis war real, aber das Schadenrisiko war geringer als eins zu zweihundertfünfzig. Es hatte seine Vorteile, ein selbsterweitertes Einzelstück zu sein, das auf einem alten Modifizierten basierte.
    In einem von zwei kleinen Salons – praktisch die einzige Annehmlichkeit an Bord – erklärte das Schiffsavatoid der
BU-Agentin Anaplian die Funktionsbeschränkungen, zu denen es kommen würde, wenn die Liveware-Problem das Innere von Sursamen aufsuchen musste.
    »Die Schalenwelt ist eine Hypersphäre«, teilte das Avatoid namens Hippinse der Frau mit. »Genauer gesagt: Sie besteht aus sechzehn Hypersphären. Vierdimensionalität. Ich kann nicht leichter hineinspringen, als es einem gewöhnlichen, nicht HR-fähigen Schiff möglich wäre. Ich kann nicht einmal Traktion vom Gitter bekommen, weil ich selbst davon abgeschnitten bin. Wussten Sie das nicht?«, fragte das Avatoid verwundert. »Es ist die Besonderheit von Schalenwelten. Auf diese Weise werden sie mit ihrer Wärme fertig. Ihre Opazität geht darauf zurück.«
    »Ich wusste, dass Schalenwelten vierdimensional sind«, erwiderte Anaplian und runzelte die Stirn.
    Es gehörte zu den Dingen, die sie lange nach dem Verlassen von Sursamen erfahren hatte. Vorher wäre das Wissen darum nutzlos gewesen, eine Na-und-Sache. Wenn man in einer Schalenwelt lebte, musste man sie als das akzeptieren, was sie zu sein schien. In dieser Hinsicht unterschied sich das Leben dort kaum von dem auf der Oberfläche eines Gesteinsplaneten, in den Meeren einer Wasserwelt oder in der Atmosphäre eines Gasriesen. Die Schalenwelten hatten eine profunde und extensive vierdimensionale Komponente, die jedoch nur dann eine Rolle spielte, wenn man wusste, was Vierdimensionalität bedeutete und welche Konsequenzen sich daraus ergaben: Zugang zum Hyperraum in zwei praktischen Richtungen; Kontakt mit den Universen trennenden Energiegittern und die Möglichkeit, ihre faszinierenden Eigenschaften zu nutzen, um etwas ganz in den Hyperraum zu versetzen und anschließend
wieder im dreidimensionalen Raum erscheinen zu lassen, wobei feste Dinge keine Hindernisse darstellten.
    Man gewöhnte sich an ein solches Potenzial. Je unerklärlicher und übernatürlicher diese Dinge aussahen, desto weniger dachte man über sie nach, wenn man die Hintergründe kannte. Manche von ihnen erschienen so absurd, dass man sie mit einem Schulterzucken hinnahm; mit anderen fand man sich ab, weil es so schwerfiel, im Rahmen gewöhnlicher Logik über sie nachzudenken.
    »Wir sind von Schiffen abgeschnitten«, sagte Anaplian. »Das ist mir nicht klar gewesen.«
    »Wir sind nicht von ihnen abgeschnitten«, erwiderte Hippinse. »Im Innern der Schalenwelt kann ich mich so frei bewegen wie jede andere dreidimensionale Entität meiner Größe; aber ich kann mich nicht in der zusätzlichen vierten Dimension bewegen, an die ich gewöhnt und für die ich konzipiert bin. Es ist mir dort nicht möglich, mein Haupttriebwerk zu benutzen.«
    »Sie möchten also lieber außerhalb von Sursamen bleiben?«
    »Ja.«
    »Was ist mit dem Displacer?«
    »Das gleiche Problem. Von außerhalb kann ich eine Versetzung durch offene Turmenden durchführen. Sichtlinienversetzungen auf den einzelnen Ebenen sind ebenfalls möglich, sobald ich erst einmal im Innern der Schalenwelt bin, aber das ist auch schon alles. Und einmal drinnen sind Versetzungen nach draußen natürlich nicht mehr möglich.«
    »Aber der Displacer lässt sich über kurze Distanzen verwenden?«
    »Ja.«

    Anaplian runzelte die Stirn. »Was würde geschehen, wenn Sie eine Versetzung in 4D-Materie versuchen?«
    »Etwas in der Art einer AM-Explosion.«
    »Wirklich?«
    »Darauf liefe es hinaus.

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