Die Sphaeren
Nicht zu empfehlen. Ich möchte keine Schalenwelt knacken.«
»So leicht sind sie nicht zu beschädigen.«
»Nicht mit all den 4D-Strukturen. Gewissermaßen in der Betriebsanleitung von Schalenwelten heißt es: Man kann in ihrem Innern thermonukleare Explosionen auslösen, ohne dass die Garantie verfällt, solange man sich dabei von der Sekundärstruktur fernhält. Die internen Sterne sind praktisch Wasserstoffbomben und ein Bündel aus exotischer Materie; die ältesten von ihnen versuchen seit Deziäonen, sich durch die Decken zu brennen. Wie dem auch sei: Antimateriewaffen sind im Innern von Schalenwelten verboten, und eine falsche Versetzung hätte ein sehr ähnliches Profil. Wenn und falls ich vom Displacer Gebrauch machen muss, werde ich größte Vorsicht walten lassen.«
»Ist Antimaterie völlig verboten?«, fragte Anaplian besorgt. »Einige meiner wichtigsten Ausrüstungsteile verwenden AM-Reaktoren und -Batterien.« Sie kratzte sich am Nacken und verzog das Gesicht. »Ich habe sogar eine im Kopf.«
»Rein theoretisch sind solche Dinge erlaubt, solange es sich nicht um Waffen handelt«, erwiderte das Schiff. »In der Praxis … Ich würde darüber schweigen.«
»Na schön.« Anaplian seufzte. »Ihre Felder … Werden sie funktionieren?«
»Ja. Mit interner Energie. Was der Funktionalität Grenzen setzt.«
»Und Sie können in die Schalenwelt hinein, wenn es sein muss.«
»Ich kann hinein«, bestätigte das Schiff, doch Hippinse klang dabei nicht besonders glücklich. »Ich treffe Vorbereitungen für die Rekonfiguration von Triebwerk und anderer Materie-für-Reaktion-Masse.«
»Reaktionsmasse?«, fragte Anaplian skeptisch.
»Für die Verwendung in einem ganz und gar altmodischen Fusionsantrieb, den ich derzeit baue«, sagte Hippinse, und es klang fast verlegen. Die Rekonfiguration schien auch ihn selbst zu betreffen: Mit jedem verstreichenden Tag wurde er größer und schlanker.
»Mein Güte.« Anaplian ächzte leise.
»In der Tat«, sagte das Schiffsavatoid mit offenem Abscheu. »Ich bereite mich darauf vor, zu einer Rakete zu werden.«
»Man sagt Ihnen einige schreckliche Dinge nach, Sir. Wenn man Sie überhaupt erwähnt.«
»Danke, Holse. Allerdings interessiert es mich kaum, in welchem Maße mein Ruf von dem auf der Lauer liegenden Tyrannen tyl Loesp in den Schmutz gezogen wird«, log Ferbin. »Mich interessiert nur die Situation in der Heimat und das Schicksal meines Bruders.«
»Wie Sie meinen, Sir«, sagte Holse und blickte auf das Display, das vor ihm mitten in der Luft schwebte. Ferbin saß in der Nähe, den Blick auf einen anderen Holo-Schirm gerichtet. Holse schüttelte den Kopf. »Man stellt Sie als richtigen Tunichtgut dar.« Die nächsten Bilder kommentierte er mit einem Pfiff. »Oh, ich weiß, dass Sie das nie getan haben.«
»Holse!«, sagte Ferbin scharf. »Mein Bruder lebt, tyl Loesp blieb bislang unbestraft und treibt sich auf der Neunten herum. Die Deldeyn sind vollständig besiegt, die Streitkräfte teilweise aufgelöst. Mehr als die Hälfte der Namenlosen Stadt ist freigelegt, und wir haben gehört, dass sich die Oct bei Sursamen versammeln. All das ist viel wichtiger, findest du nicht?«
»Natürlich, Sir«, erwiderte Holse.
»Dann besinn dich darauf und vergeude weder Zeit noch Aufmerksamkeit an die von meinen Feinden in die Welt gesetzten Gerüchte.«
»Wie Sie wünschen, Sir.«
Sie lasen Meldungen über Sursamen und die Achte (und jetzt auch die Neunte). Die Nachrichten kamen von den entsprechenden Diensten der Oct, Nariscene und Morthanveld; die begleitenden Kommentare stammten von einzelnen Personen, künstlichen Intelligenzen und offenbar inoffiziellen, aber doch irgendwie respektierten Organisationen der Kultur, und alle Sprecher brachten ihre Meinungen und Bewertungen in klarem, akzentfreiem Sarl zum Ausdruck. Ferbin wusste nicht, ob er das hohe Maß an Aufmerksamkeit als Kompliment nehmen oder sich darüber ärgern sollte, dass man sie ausspionierte. Xide Hyrlis hatte die Möglichkeit erwähnt, dass die Ermordung seines Vaters vielleicht aufgezeichnet worden war, aber Ferbins Suche (besser gesagt: seine an das Schiff gerichtete Bitte, nach so etwas zu suchen) blieb ohne Erfolg. Djan Seriy hatte ihn bereits darauf hingewiesen, dass solche Daten offenbar nicht existierten, aber er hatte ganz sicher sein wollen.
»Alles sehr interessant«, sagte Ferbin und lehnte sich auf
dem fast zu bequemen Sitz zurück. Sie befanden sich in dem anderen kleinen Salon
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