Die Sphaeren
Licht, für das normale Auge unsichtbar.
»Eine kleine Explosion, aber hohe Neutronen- und Gamma-Intensität und ein starker EMP«, sagte das Avatoid des Schiffes.
»Die Leute müssen gebraten worden sein«, erwiderte Djan Seriy leise und kniete am Rand des Loches im Platz. Sie berührte den glasierten Stein, und das Material des Anzugs vermittelte ihr einen taktilen Eindruck von der Glätte.
»Kein Wunder, dass hier niemand zu sehen ist«, sagte Hippinse. Beim Flug über die Stadt, vom Rand in Richtung Zentrum, hatten sie etliche menschliche Körper gesehen, und überraschend viele tote Lyge und Caude, aber nichts und niemand rührte sich. Das Leben schien so erstarrt und gefroren zu sein wie das Wasser des Sulpitin.
Aber warum ist niemand anders hier?, wandte sich Hippinse an Anaplian, von Borte zu Borte. Was ist mit Helfern, Ärzten?
Diese Menschen wissen nichts über Strahlenkrankheit, erwiderte Djan Seriy. Wer entkam, glaubte sicher, das Schlimmste überstanden zu haben und sich mit der Zeit zu erholen, aber dann starben die Betreffenden einen qualvollen Tod vor den Augen der Leute, bei denen sie Zuflucht fanden. So etwas ermutigt niemanden dazu, hierher zu kommen und nach dem Rechten zu sehen. Vermutlich sind einige fliegende
Scouts ausgeschickt worden, die aber nur von Toten und Sterbenden berichteten. Hauptsächlich von Toten.
Während die Oct und Aultridia zu sehr damit beschäftigt sind, gegeneinander zu kämpfen, sendete Hippinse.
Und eine überlegene Macht manipuliert die Systeme der einzelnen Ebenen, von oben bis unten.
Die Drohne Turminder Xuss war bei ihrer Landung fortgeflogen; jetzt kehrte sie zurück. »Technische Geräte sind im Eis hinter einem der Fälle eingeschlossen«, meldete sie. »Wahrscheinlich Oct-Apparate. Es sind ziemlich viele. Soll ich sie mir ansehen?«
Anaplian nickte. »Ja, bitte mach das.«
Die kleine Maschine sauste fort und verschwand durch ein anderes Loch im Platz.
Djan Seriy stand auf und sah ihre Begleiter an. »Versuchen wir es bei der Siedlung.«
In der Siedlung war kaum eine Person von hundert noch am Leben. Und die Überlebenden starben, qualvoll. Es sangen keine Vögel, es lärmten keine Maschinen, und nirgends klapperten Werkzeuge. In der unbewegten Luft durchbrach nur das Stöhnen der Sterbenden die Stille.
Anaplian und Hippinse gaben allen vier Anzügen die Anweisung, winzige Mechanismen herzustellen, die sie mit einem Druck am Hals jenen Personen injizieren konnten, in denen noch genug Leben steckte. Die Anzüge ließen an den Fingerspitzen winzige Dorne wachsen, mit denen die Injektion vorgenommen werden konnte.
»Ist es möglich, diese Leute zu heilen, Schwester?«, fragte Ferbin und beobachtete, wie sich ein Mann schwach bewegte.
Er lag in Blut und Erbrochenem, war von getrockneten Exkrementen umgeben und versuchte zu sprechen, brachte aber nur ein Gurgeln hervor. Als sein Kopf über den gefrorenen Schlamm des Bodens ruckte, fiel ihm büschelweise Haar aus. Dünnes, helles Blut drang aus Mund, Nase, Ohren und Augen.
»Das entscheiden die Nanoziner«, sagte Djan Seriy, bückte sich und gab dem Mann eine Injektion. »Wen die Injektile nicht retten können, lassen sie ohne Schmerzen sterben.«
»Für die meisten ist es zu spät«, sagte Holse und sah sich um. »Die Strahlung hat dies angerichtet, nicht wahr?«
»Ja«, bestätigte Hippinse.
»Natürlich abgesehen von den Feuerwaffen«, sagte Djan Seriy, stand neben dem erschlafften, seufzenden Mann auf und sah zu den toten Soldaten, die ihre Waffen noch umklammert hielten, und einigen Lyge, die ihre Reiter unter sich zermalmt hatten. »Zuerst hat ein Kampf stattgefunden.«
Die wenigen Rauchfäden, die sie gesehen hatten, stammten nicht aus Schornsteinen von Werkstätten und Schmieden, sondern von niedergebrannten Feuern. Beim Kopfbahnhof der Siedlung fehlten alle Zugmaschinen und die meisten Waggons. Hunderte von Leichen lagen dort verstreut.
Die Gruppe teilte sich. Djan Seriy und Holse machten sich daran, die Wagen des Erzpontifex und das Hauptquartier zu durchsuchen, fanden dabei aber nur weitere Tote, unter ihnen niemand, den sie identifizieren konnten.
Dann rief Hippinse sie zum Lazarettzug.
»Es tut mir leid! Der Bursche, den ich erschossen habe. Bitte sagen Sie ihm, dass es mir leidtut. Bitte! Es tut mir so schrecklich leid!«
»Du hast auf mich geschossen, Sohn, und ich bin in Ordnung, sieh selbst. Ich bin nur gefallen, weil ich so überrascht war. Beruhig dich.« Holse hob den
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