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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Kopf des jungen Mannes und versuchte, ihn an der Wand in eine sitzende Position zu bringen. Auch ihm fiel das Haar aus. Holse musste ihn in eine Ecke drücken, damit er nicht zur Seite kippte.
    »Ich habe auf Sie geschossen, Sir?«
    »Das hast du, Junge«, sagte Holse. »Zum Glück für mich trage ich eine Rüstung, die besser ist als ein Schritt dicker Stahl. Wie heißt du Sohn?«
    »Neguste Puibive, Sir, zu Ihren Diensten. Es tut mir leid, dass ich auf Sie geschossen habe.«
    »Choubris Holse. Schon gut, es ist nichts passiert.«
    »Sie wollten alle Medikamente, die wir hatten, Sir. Weil sie glaubten, sich damit heilen oder wenigstens die Schmerzen lindern zu können. Ich gab ihnen so viel ich konnte, aber als nichts mehr da war, wollten sie mir nicht glauben. Sie ließen uns nicht in Ruhe. Ich habe versucht, den jungen Herrn zu schützen, Sir.«
    »Welcher junger Herr wäre das, Neguste?«, fragte Holse und runzelte die Stirn, als sich am längsten Finger seiner rechten Hand ein Dorn bildete.
    »Oramen, Sir. Der Prinzregent.«
    Hippinse war gerade ins Abteil gekommen und starrte auf die beiden. »Ich habe es gehört«, sagte er. »Ich gebe den anderen Bescheid.«
    Holse drückte den Dorn in die fleckige, wie blutunterlaufene Haut des jungen Mannes und räusperte sich. »Ist der Prinz hier, Junge?«
    »Dort hindurch, Sir«, sagte Neguste Puibive und versuchte,
in Richtung der Tür zu nicken, die ins nächste Abteil führte. Dann begann er zu weinen, und die Tränen, die ihm über die Wangen liefen, bestanden aus dünnem Blut.
     
    Ferbin weinte ebenfalls und schob die Maske des Anzugs zurück, damit die Tränen fließen konnten. Oramen war sorgfältig gesäubert worden, doch das Gesicht schien von Fäusten bearbeitet worden zu sein. Vorsichtig berührte Ferbin die geröteten, groß starrenden Augen seines Bruders und versuchte, die Lider zu schließen, aber es gelang ihm nicht. Djan Seriy stand auf der anderen Seite des schmalen Bettes und stützte Oramens Kopf mit einer daruntergeschobenen Hand.
    Sie atmete tief durch und schob die Maske ebenfalls hoch. Dann beugte sie sich noch weiter vor, ließ Oramens Kopf ganz vorsichtig aufs Kissen sinken und zog die Hand zurück.
    Sie sah Ferbin an und schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte sie. »Wir kommen zu spät, Bruder.« Sie schluchzte leise, strich Oramen das Haar aus der Stirn und achtete darauf, es dabei nicht auszureißen. »Tage zu spät.«
    Der Handschuh ihres Anzugs strömte wie schwarze Flüssigkeit von ihrer Hand, gab erst die Fingerkuppen, dann die Finger und den Rest der Hand frei. Sanft berührte sie Oramens eingedrückte Wange, dann die fleckige Stirn. Sie versuchte ebenfalls, ihm die Augen zu schließen. Ein Lid löste sich und rutschte wie das Schalenstück einer gekochten Frucht über das blutunterlaufene Auge.
    »Verdammt«, murmelte Djan Seriy. »Verdammt. Verdammt.«
    »Anaplian!«, rief Hippinse aus dem Abteil, in dem Holse und er versuchten, Neguste zu helfen.
»Er hat nach Graf Droffo gefragt, aber sie haben ihn getötet. Tyl Loesps Männer, als sie mit Flugtieren kamen. Mit dem einen unverletzten Arm versuchte er noch nachzuladen.«
    »Und nachher?«, drängte Hippinse und schüttelte den Verletzten. »Was hat er gesagt? Was hast du eben gesagt? Wiederhol das Wort! Wiederhol es!«
    Djan Seriy und Holse streckten beide die Hand nach Hippinse aus.
    »Immer mit der Ruhe«, wandte sich Djan Seriy an das Avatoid. »Was ist los?«
    Holse verstand nicht. Warum war Hippinse so aufgeregt? Es war nicht sein Bruder, der tot im anderen Abteil lag. Der Mann war nicht einmal ein richtiger Mensch. Er gehörte nicht zu diesem Volk. Eigentlich hatte er gar kein eigenes Volk.
    »Wiederhol es!«, heulte Hippinse und schüttelte Puibive erneut. Djan Seriy griff nach seiner Hand, hielt sie fest und hinderte Hippinse, den sterbenden jungen Mann noch einmal zu schütteln.
    »Alle anderen machten sich auf und davon, jene, die noch dazu imstande waren. Sie stiegen in die Züge, als wir alle zum zweiten Mal krank wurden«, sagte Neguste Puibive. Er verdrehte seine Augen, und die Lider zitterten. »Oh … Nach der großen Explosion bekamen wir alle ein schreckliches Magenfieber, aber dann erholten wir uns wieder, und dann …«
    »Beim WeltGott!«, rief Hippinse. »Was hat Oramen gesagt?«
    »Ich glaube, es war sein letztes verständliches Wort«, erwiderte Neguste benommen. »Aber es gibt sie doch nicht wirklich, oder? Es sind Ungeheuer in ferner Vergangenheit.«
    Ach du

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