Die Sphaeren

uns. Oberflächen-Druckwellen. So kann man ein Signal von einer Schalenwelt aus senden.«
    »Und das Schiff …«, begann Holse.
    »Inzwischen hat es sich schon auf den Weg zum Kern gemacht«, sagte Anaplian. »Und es wird sich von nichts aufhalten lassen.«
    »Ich empfange etwas«, warf Hippinse ein. »Oh. Sieht aus wie …«
    Grelles, blendendes Licht gleißte links von Ferbin, kam diagonal von vorn. Sein Blick huschte in die entsprechende Richtung, als die Augen ein Bild empfingen, doch der Anzug verdunkelte das Visier und blendete eine ganz offensichtlich
falsche Darstellung der Umgebung ein, die eigentlich nur nahe Türme zeigte und sonst nichts. Das Erinnerungsbild, das ihm blieb, zeigte eine menschliche Gestalt, die zu brennen schien.
    »Anaplian?«, fragte Hippinse.
    »Ja«, erklang ihre ruhige Stimme. »Laser. Ein starker Treffer. Visuelles Zielen. Kein Zielerfassungsimpuls. Bei meinem Anzug kam es zu geringfügiger Abschmelzung und bei mir zu einigen blauen Flecken. Jetzt ist alles verspiegelt. Die Anzüge haben uns bereits voneinander getrennt. Rechnen Sie mit …«
    Etwas traf Ferbin im Nacken – es fühlte sich an wie ein wuchtiger Schwerthieb, der ein dickes Kettenhemd traf. Die Atemluft wollte aus seiner Lunge entweichen, aber der Anzug war plötzlich sehr steif, und für den Atem schien es außerhalb des Körpers keinen Platz zu geben.
    »KSW-Angriff, dorsal, oben«, teilte ihm der Anzug mit. »Keine unmittelbare Gefahr bei aktueller Energiestärke und Frequenz.«
    »Jeweils ein Treffer, zwei bei mir«, sagte Anaplian. »Weitere Strahlen haben das Ziel verfehlt. Ich orte einen Ausgangspunkt an der Decke. Wahrscheinlich Nariscene-Technik … Drei Treffer bei mir. Quelle wahrscheinlich kompro.«
    »Dito«, sagte Hippinse. »Sollte kein Problem für uns sein. Außer Reichweite in zwanzig Sekunden.«
    »Ja, aber vielleicht gibt es weiter vorn noch mehr. Ich weise Xuss an, sich darum zu kümmern. Es dürfte für ihn zumindest ein bisschen Übungsschießen sein.«
    »Es ist mir ein Vergnügen«, ließ sich Turminder Xuss vernehmen. »Kann ich auch AM verwenden?«

    »Alles«, sagte Anaplian.
    »Überlassen Sie die Sache mir«, schnurrte Xuss. »Präventiveinsatz?«
    »Ganz nach Belieben«, sagte Anaplian. »Kinetische Waffen wären ein größeres Problem. Priorität mit Warnung.«
    »In Ordnung.«
    »Schieß auf jeden Fall zuerst.«
    »Sie verwöhnen mich.«
    »Ah!«, rief Holse einen Augenblick später. »Meine Güte, selbst mein alter Herr hat mich nie so hart geschlagen.«
    »Sollte hier das letzte Mal gewesen sein«, sagte Xuss. »Dort. Direkt beim Kollimator. Oh! Nicht schlecht!«
    »Du sollst schießen, nicht bewundern«, wies Anaplian die Drohne an.
    »Schon gut, schon gut«, erwiderte Xuss mit einer Mischung aus Erheiterung und Ärger. »Bin schon unterwegs.«
    Einige weitere Minuten flogen sie über die Landschaft tief unten, ohne noch einmal feindliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die Welt schien sich wie eine große, straff bespannte Trommel unter ihnen zu drehen, war mal hell und mal dunkel, als Fix- und Rollsterne kamen und gingen. Große Platten und Deckenstrukturen tauchten weite Bereiche in Schatten.
    Ferbin weinte leise, als er an seinen toten Bruder dachte, der im Waggon angegriffen worden war. Nach ihrem raschen Aufbrach lag er unbeweint da, betrauert nur von einem sterbenden Diener, der kaum mehr war als ein Kind. Ein Prinz, gleich, welchen Alters, sollte nicht auf diese Weise enden.
    Tief in Ferbins Innern ballte sich kalter, intensiver Zorn zusammen. Wie konnte jemand oder etwas wagen, so etwas
einem jungen Mann anzutun, seinem Bruder, und auch all den anderen? Er hatte sie gesehen. Er hatte gesehen, wie sie gestorben waren, und auf Holses Rat hin den Anzug nach den Auswirkungen starker Strahlung gefragt. Hundert Prozent Todeswahrscheinlichkeit in vier bis acht Tagen, und jeder einzelne dieser Tage voller Agonie. Oramen schien jedoch schon vor der tödlichen Strahlendosis verletzt worden zu sein, obgleich das kaum einen Unterschied machte. Vielleicht hätte er überleben können, doch diese kleine Chance hatte ihm das grässliche, erbarmungslose Ding genommen.
    Ferbin versuchte, die Tränen zurückzuhalten, aber einige rollten ihm über die Wangen, und der Anzug nahm sie auf. Zweifellos recycelte er sie, brachte sie ihm als Wasser aus dem kleinen Hahn zurück, den Ferbin zum Mund rufen konnte, wenn er durstig wurde. Er war eine kleine Welt hier drin, eine winzige, perfekte Farm,