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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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hin, dass es mir einfach nur gefällt, Sursamen zu besuchen, aber das Botschaftspersonal glaubt offenbar, dass ich noch ein anderes Motiv habe, und eine der bevorzugten Hypothesen besteht darin, dass ich mit der Absicht gekommen bin, sein Verhalten zu untersuchen.«

    Shoum deutete Erheiterung an, dann Förmlichkeit. »Dies ist ein Höflichkeitsbesuch, Utli, mehr nicht. Allerdings werde ich nach geeigneten Gründen suchen, um meinen Aufenthalt über das höfliche Minimum hinaus zu verlängern, einfach nur deshalb, um diesen wundervollen Ort zu genießen.«
    »Sursamen hat seine eigene Art von fleckiger, tief verborgener Schönheit, wie wir einzuräumen bereit sind«, erwiderte Utli widerstrebend, und eine kleine Duftwolke vermittelte vorsichtig Zuneigung.
    Generaldirektorin Morthanveld Shoum, Frei-Kind von Meast, Nest von Zuevelous, Domäne T’leish von Gavantille Prime, Pliyr, blickte auf die große, größtenteils dunkle und noch immer rätselhafte Welt unter der Transitstation.
    Sursamen war eine Schalenwelt.
    Schalenwelt. Dieser Name versetzte sie selbst jetzt noch in Aufregung.
    »Sursamen, eine Arithmetische Schalenwelt, die den Stern Meseriphine im Tertiären Hulianischen Rücken umkreist.« Shoum sah noch immer die Zeichen über die Oberfläche ihrer Unterrichtsmatte wandern.
    Sie hatte hart gearbeitet, um hier sein zu können. Mit Studium, Eifer, Fleiß und nicht unerheblichem Aufwand an angewandter Psychologie hatte sie das Ziel verfolgt, Sursamen eines Tages zu einem wichtigen Teil ihrer Existenz zu machen. In gewisser Weise hätte jede beliebige Schalenwelt genügt, aber dies war der Ort, der den Ausschlag für ihre Verzauberung gegeben hatte, und deshalb kam ihm für sie zusätzliche Bedeutung zu. Ironischerweise war sie durch ihre feste Entschlossenheit, Sursamen eines Tages zu einem Teil ihres Lebens zu machen, über das Ziel hinausgeschossen. Der
Ehrgeiz hatte sie zu weit getragen: Jetzt vertrat sie die Interessen der Morthanveld nicht nur im Meseriphine-System mit dem Wunder namens Sursamen, sondern im ganzen Tertiären Hulianischen Rücken, mit dem Ergebnis, dass sie weniger Zeit auf und in dem Planeten verbringen konnte, als sie wünschte.
    Das matte grüne Glühen des Gazan-g’ya-Kraters fiel auf ihren Körper und den des Großen Zamerin. Das sanfte Licht gewann an Intensität, als sich Sursamen unter der Station drehte und größere Teile des riesigen Kraters dem Schein der Sonne Meseriphine aussetzte.
    Um Sursamen scharten sich Eigenschaften wie um andere Planeten Monde. Die Schalenwelt war arithmetisch, gefleckt und umstritten, verfügte über eine multiple Bevölkerung, Millionen Jahre lange Sicherheit und einen Gott in ihrem Kern.
    Im Lauf der Äonen hatten Schalenwelten zusätzliche Namen bekommen: Schildwelten, Hohle Welten, Maschinenwelten, Veil-Welten. Und Massakerwelten.
    Ein Volk namens Involucra hatte die Schalenwelten gebaut, vor fast einer Milliarde Jahren. Alle befanden sich in Umlaufbahnen stabiler Hauptreihensterne; ihre Entfernung von der jeweiligen Sonne hing von der Anordnung der natürlichen Planeten ab, lag aber für gewöhnlich zwischen zweihundert und fünfhundert Millionen Kilometern. Seit Langem nicht mehr benutzt und verfallen, hatten sie zusammen mit ihren Zentralgestirnen die alten, ihnen damals zugewiesenen Positionen verlassen. Ursprünglich hatte es etwa viertausend Schalenwelten gegeben – 4096 wurde vermutet, da es sich dabei um eine Zweierpotenz handelte und eine solche Zahl
bei vielen Leuten, aber keineswegs allen, als besonders rund galt. Die Wahrheit lautete: Niemand wusste es ganz genau. Die Erbauer, die Involucra, konnte man nicht mehr fragen, da sie weniger als eine Million Jahre nach Fertigstellung der letzten Schalenwelt verschwunden waren.
    Die riesigen künstlichen Planeten waren in regelmäßigen Abständen an der galaktischen Peripherie positioniert worden und umgaben die ganze große Sterneninsel. Vor fast einer Milliarde Jahren waren sie durch gravitationelle Verschiebungen wie zufällig verstreut worden. Einige von ihnen hatten die Galaxis ganz verlassen, während andere in Richtung Zentrum drifteten: Dort bekamen sie Schwung und wurden aus der Milchstraße hinausgeschleudert; oder sie fielen gefräßigen schwarzen Löchern zum Opfer. Mit einer guten dynamischen Sternkarte konnte man die aktuellen Positionen der noch existierenden Schalenwelten eingeben, dann achthundert Millionen Jahre zurückgehen und feststellen, wo sie sich damals befunden

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