Die Sphaeren
ich.«
»Es ist ruhig.«
»Nur ›ruhig‹?«, erwiderte Shoum amüsiert.
»Im Großen und Ganzen. Kein Pieps, kein Molekül vom Gott-Wesen im Keller, seit Jahrhunderten.«
»Das ist immer beruhigend.«
»Immer beruhigend«, pflichtete Utli der Generaldirektorin bei. »Oh, die schreckliche Saga der Dritten Ebene, die Beratungen des Gremiums Zukünftiger Verwendung, bei denen man über den wahrscheinlichen kosmischen Hintergrund spekuliert … Nun, zumindest das könnte von einem zukünftigen Kataklysmus oder Großen Endgültigen Ereignis hinweggefegt werden, wohingegen besagtes Gremium vielleicht noch weit darüber hinaus berät und die Bedeutung des Begriffs ›auf ewig‹ für all jene Entitäten neu definiert, die das Pech haben, dann noch zugegen zu sein.« Körperform und Geruch des Großen Zamerin signalisierten Zorn. »Die Sonnler erheben noch immer Anspruch darauf, und die Kumuloformen behaupten nach wie vor, dass es ihnen bereits versprochen wurde. Jede Seite hat gelernt, die andere von Herzen zu hassen. Aber ihr Hass ist nicht einmal ein Sechstel so groß wie der, den wir ihnen beide entgegenbringen.
Die E12-Schwimmer haben – inspiriert vielleicht von den Streichen, die sich Kumuloforme und Sonnler spielen – den weiten Winden eine Duftspur übergeben und damit die vage Möglichkeit angedeutet, dass sie vielleicht eines Tages, wenn
wir nichts dagegen haben und auch sonst niemand Einwände erhebt, Nummer Vierzehn übernehmen wollen.
Die Blasigen von …« Utli legte eine kurze Pause ein, als müsste er irgendwo nachsehen. »… von Elf haben vor einer Weile bekannt gegeben, dass sie alle zusammen nach Jiluence auswandern möchten, ein Planet irgendwo in der Kuertile-Klamm, der angeblich ihre Heimatwelt ist. Das liegt inzwischen einige Zeit zurück, und wir haben nichts mehr von ihnen gehört. Vermutlich war es nur eine vorübergehende Laune, weiter nichts. Oder eine Kunst. Sie bringen solche Dinge durcheinander. Sie bringen auch uns durcheinander. Vielleicht mit Absicht. Möglicherweise liegt es an einem zu langen Kontakt mit den Oct, die in Hinsicht auf laterales Denken sehr geschickt sind, aber ganz und gar unfähig, wenn es um etwas anderes geht als laterale Ausdrucksweise. Wenn es einen Preis für die am wenigsten verständliche Spezies der Galaxis gäbe, so würden die Oct ihn in jedem Fall gewinnen und dann eine Dankesrede halten, die völliges Kauderwelsch wäre. Was sonst noch?« Utlis Gebaren deutete auf Resignation und Erheiterung hin, kehrte dann zu Verzweiflung zurück, vermischt mit Ärger.
»O ja, da wir gerade bei den Oct sind, die sich selbst Erben nennen. Sie haben es mit irgendwelchen dummen Possen geschafft, die Aultridia gegen sich aufzubringen. Wir haben uns ihre Petitionen angehört, bevor wir aufbrachen, aber es klingt alles beklagenswert trivial. Stammeskriege zwischen den Einheimischen einiger uninteressanter Ödnisebenen. Vielleicht haben die Oct eingegriffen. Auf mir lastet der Fluch, die eine Welt zu regieren, auf beziehungsweise in der die Oct die Dinge nicht so lassen können, wie sie sind. Allerdings: Da es
nicht den Anschein hat, dass sie ihren barbarischen Protegés Technologie zur Verfügung gestellt haben, sehen wir keinen Anlass für eine Intervention. Es ist unbeschreiblich lästig und ermüdend. Sie – und ich meine die Oct und das scheußliche Gekräuche – haben überhaupt nicht auf unsere anfänglichen Vermittlungsversuche reagiert, und offen gestanden: Wir waren zu sehr mit den Reisevorbereitungen beschäftigt, als dass wir bereit gewesen wären, mehr Mühe darauf zu verwenden. Sturm in einem Eierbeutel. Wenn Sie das Problem beschnuppern möchten … Tun Sie sich keinen Zwang an. Vielleicht sind die Streitenden bereit, auf Sie zu hören, wobei die Betonung auf ›vielleicht‹ liegt. Seien Sie bereit, sich ganz Ihren masochistischen Tendenzen zu widmen.«
Ein Farbenspiel von Belustigung huschte über den Körper der Generaldirektorin. »Sie werden Sursamen also vermissen?«
»Wie eine verlorene Gliedmaße«, bestätigte der Große Zamerin und richtete seine Augenstiele auf das Fenster. Für einige Momente blickten sie beide auf den Planeten hinab, und dann fragte er: »Und Sie? Sie und Ihre Familie, Gruppe, was auch immer – geht es Ihnen gut?«
»Alle sind wohlauf.«
»Und bleiben Sie lange hier?«
»So lange, wie es möglich ist, ohne der hiesigen Botschaft Probleme zu bereiten«, antwortete die Generaldirektorin. »Ich weise immer wieder darauf
Weitere Kostenlose Bücher