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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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einen verächtlichen Blick auf seinen Caude, der den langen Hals unter den Körper gestreckt hatte und damit beschäftigt war, die Geschlechtsteile abzulecken. »Um ehrlich zu sein, Sir: Ich hatte gehofft, diese Biester nie wieder aus der Nähe zu sehen.« Holses Caude zog den Kopf zwischen den Beinen hervor, aber nur lange genug, um ziemlich laut zu furzen, als wollte er damit die schlechte Meinung seines Reiters bestätigen.
    »Die Flugtiere gefallen dir nicht, Holse?«
    »Nein, Sir. Wenn die Götter gewollt hätten, dass wir fliegen, hätten sie uns Flügel gegeben und den Caude die Pocken.«
    »Wenn sie nicht gewollt hätten, dass wir fliegen, hätten sie die Schwerkraft stärker gemacht«, erwiderte Ferbin.
    »Ich wusste nicht, dass sie sich verändern lässt, Sir.«
    Ferbin lächelte nachsichtig. Er begriff, dass sich sein Diener vielleicht nicht mit der Lehre der Fremden auskannte, die entgegen aller ihrer Erfahrungen behauptete: Was sie von Geburt an als normale Schwerkraft kannten, war in Wirklichkeit nur halber Standard, was auch immer das bedeuten mochte.
    »Wie auch immer«, sagte Holse. »Brechen wir wieder auf, ja?« Sie kletterten beide in die Sättel.
    »Wir sollten besser die Jacken anziehen«, sagte Ferbin. »Dort oben dürfte es recht kalt sein.« Er zeigte gen Himmel. »Es klart auf, wir können also weit aufsteigen.«
    Holse seufzte. »Wenn es sein muss, Sir.«

    »Ich messe die Zeit, in Ordnung?« Ferbin hob das Chronometer.
    »Ist das nötig, Sir?«
    Ferbin hatte sich beim Fliegen oft genug verirrt in der Annahme, dass man so große Dinge wie die Türme nicht übersehen konnte, und außerdem war er mehrmals im Sattel eingeschlafen. »Ich halte es für ratsam«, entgegnete er.
     
     
    Sie waren ohne Zwischenfälle in der idealen Reiseflughöhe für Caude geflogen. In der Ferne waren gelegentlich andere Flieger erschienen, ohne sich zu nähern. Die Landschaft glitt langsam unter ihnen dahin. Kleine Felder wichen Ödland und hügeliger Heide, worauf wieder Felder folgten, kleine Städte und die weiten grünen Flächen der Roasoaril-Pflanzungen – die dort wachsenden Früchte waren für Raffinerien bestimmt, die daraus den Treibstoff für die Dampfmaschinen des modernen Zeitalters herstellten.
    Nach und nach krochen lange Finger aus glänzendem Wasser über den Horizont: die Quoluk-Seen. Ferbin erkannte die Insel mit dem Moiliou genannten Sommersitz der Familie Hausk. Der Fluss Quoline empfing Wasser von den Seen, wand sich dann in Richtung des fernen Äquators und verschwand im Dunst. Kanäle funkelten, reflektierten den Sonnenschein und wirkten wie Fäden aus Silber: schnurgerade in ebenem Gelände und kurvenreich, wenn das Land hügelig wurde.
    Ferbin fröstelte trotz der Jacke. Insbesondere die Beine waren kalt; nur eine leichte Hose schützte sie. Auf eine Schutzbrille oder Maske verzichten zu müssen, bedeutete, dass die ganze Zeit über die Augen tränten. Er hatte das Halstuch
vor die untere Hälfte des Gesichts geschoben, aber die Sache blieb sehr unangenehm. Immer wieder warf er einen Blick auf das vorn am Sattel befestigte Chronometer, und mit wasserfestem Schreibblock und Wachsstift hielt er den Vorbeiflug an jedem großen Turm fest, der vor ihnen aufragte und dann hinter ihnen zurückblieb.
    Wie üblich boten die Türme sonderbaren Trost.
    In dieser Höhe waren mehr sichtbar als vom Boden aus, und man bekam eine bessere Vorstellung von ihrer Zahl und den regelmäßigen Abständen zwischen ihnen. Nur hier oben, fand Ferbin, konnte man wirklich verstehen, dass man im Innern einer größeren Welt lebte, einer Welt aus einzelnen Ebenen, aus verschiedenen Böden und Himmeln, gestützt von den Türmen. Wie gewaltige Säulen ragten sie auf, und ein mattes Leuchten ging von ihnen aus: Masten eines Himmelsschiffes mit unendlicher Anmut und absoluter, unvorstellbarer Macht. Weit oben zeigten sich die Filigrane, dort, wo die Türme den Himmel berührten – noch tausendvierhundert Kilometer über Ferbins und Holses Köpfen, trotz ihrer Flughöhe -, sich verzweigten und ein unglaublich komplexes Netzwerk aus astartigen Erweiterungen bildeten.
    Eine Million Türme hielten die Welt aufrecht. Wenn nur einer von ihnen einstürzte, so konnte es das Ende für alles bedeuten, nicht nur für die Achte, sondern auch für die anderen Ebenen – dann mochte selbst dem WeltGott Gefahr drohen. Aber es hieß, dass die Türme so gut wie unzerstörbar waren, und Sursamen existierte seit tausendmal einer Million

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