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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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der Schnur den Deckel von der Kiste gezogen, damit das Getier freie Bahn hatte.«
    »Er, Gero, das war garantiert ein Mann. Welche Frau gibt sich mit Spinnen ab? Die meisten ekeln sich davor.«
    Der Kommissar schaute seine Chefin von der Seite an. »Ja, wie bei uns beiden. Mir jagt’s Schauer über den Rücken, und du guckst dir das Tier in der Tüte von allen Seiten an und bewunderst die Behaarung. Logisch, Männer gehen jagen, und Frauen kochen die erlegte Beute, war schon immer so.«
    Karin musste über ihr eigenes stereotypes Denken schmunzeln. Von Aha wurde ihr zunehmend sympathischer, er fand die richtigen Worte, zeigte seine Schwächen und verbarg sie nicht mehr hinter losen Floskeln.
    Ihr Navigationsgerät führte sie in das Hiesfelder Neubaugebiet, am Ende der Straße Hühnerheide fanden sie den beschriebenen Kreisverkehr. Karin parkte am Straßenrand, und gemeinsam saßen sie im Auto und bestaunten Gunter Bertrams »Burg«, wie er es genannt hatte. Nach den vielen Mehrfamilienhäusern, an denen sie vorbeigefahren waren, starrten sie hier auf ein rot geklinkertes Einfamilienhaus.
    »Ein Stück Los Angeles in Dinslaken.«
    Asiatische Tiermotive, Löwenköpfen ähnlich, mit endlos geschwungenen Flügeln und krallenartigen Füßen in Stein gehauen, bewachten die Eingangstür. Im Vorgarten standen hohe Palmenreihen, die diesen Winter offensichtlich nicht lebendig überstehen würden, vor der Garage blitzte ein polierter Oldtimer, ein roter Ford Mustang. Sie stiegen aus und suchten den Klingelknopf. Ein überdimensionaler Gong ertönte. Gunter Bertram ließ sich Zeit.
    »Früher hieß es auf Feten immer, die Prominenz kommt später«, frotzelte von Aha.
    Karin flüsterte zurück. »Gilt das auch für B- und C-Promis? Das hier schreit doch geschmacksmäßig zum Himmel.«
    Die Tür tat sich auf, ein Mann in den Vierzigern, dem man die Dauerkarte für die Sonnenbank ansah, mit streng zurückgekämmtem, gegeltem Haar und einem Bauchansatz, über dem sich das Hemd spannte, lächelte ihnen kumpelhaft entgegen. Nur die weißen, pelzigen Hausschuhe, die vorn in einem Eisbärenkopf endeten, wirkten fehl am Fuß des stattlichen Mannes.
    Sie stellten sich vor, er glaubte ihnen, wollte keinen Ausweis sehen. »Kommt rein«, sagte er.
    Im Hausinneren taten sich weitere asiatisch anmutende Abgründe auf, riesige Fresken an den Wänden, bunt bemalte Bodenvasen, Drachenlampen über dem Esstisch. Das Wohnzimmer, in welches der Hausherr seinen Besuch lotste, wurde dominiert von einer halbrunden, knallroten Couch. Der niedrige Tisch davor ließ Karins Augen nicht los. Da kroch eine nackte Frau aus Metall auf allen vieren unter einer Glasplatte, die auf ihrem Rücken ruhte. Bertram bot ihnen den Platz im Plüsch an.
    »Danke, setzen Sie sich lieber, Herr Bertram, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Frau heute Morgen tot aufgefunden wurde.«
    Bertram blickte einen Moment betroffen in die Ferne, fing sich mit einem tiefen Atemzug wieder und schaute Karin an. »Seit Ihrem Anruf war klar, dass ihr etwas passiert ist. Wo haben Sie sie gefunden?«
    Karin versuchte behutsam, die Fakten zu berichten, zog sich einen Stuhl vom Esstisch zum Sofa, um nicht ebenfalls im Plüschmeer zu versinken.
    »Spinnen im Auto? Igitt, welcher Psychopath denkt sich so etwas aus, ist doch krank. Die war bestimmt halb tot schon beim Anblick, bevor sie gebissen wurde, Conny hat Spinnen gehasst.«
    »Zeigen Sie doch mal Ihre Handgelenke, da müsste sich auch eine befinden.«
    Zunächst zögerte er, schien zu begreifen und schob Karin seine Handflächen entgegen. »Mein erster Manager war ein Arschloch, aber er hatte recht, als er sagte, Frauen mögen keine Spinnen. Deshalb habe ich die Tätowierung entfernen lassen. Eine Jugendsünde. Wie haben Sie davon erfahren?«
    Karin gab an, Frank Fortmann zu kennen und auch die Geschichte der improvisierten Tattoos. Dann schwenkte sie schlagartig auf den Vorabend um. »Herr Bertram, das Fahrzeug von Frau Wuttke wurde mit einem Schlüssel geöffnet. Wo waren Sie gestern Abend gegen neunzehn Uhr?«
    Entsetzt richtete er sich auf. »Sie verdächtigen nicht mich, oder? Ich war die ganze Zeit in Duisburg. Meine Aufnahmeleiterin kann das bezeugen. Wenn ich dort bleibe, rufe ich Conny abends immer an. Sie war nicht da. Dahinten steht der  AB , da müssten meine Versuche gespeichert sein.«
    Karin legte ihm einen Block und einen Kuli auf den Tisch. »Gut, dann notieren Sie bitte Name und Adresse der Frau, wir werden das

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